Kronprinz Salman geht gegen die eigene Familie vor. Foto: AFP/Fayez Nureldine

Die Mitglieder der saudischen Familie genießen ein luxuriöses Leben. Das könnte sich ändern. Der Kronprinz streicht rigoros viele Privilegien.

Villen in Südfrankreich, Luxusjachten, ein Heer von Hausangestellten: Ein komfortables Leben genießen die Angehörigen des saudischen Königshauses. Jetzt nimmt Kronprinz Mohammed bin Salman die Verwandtschaft an eine kürzere Leine. Er streicht Privilegien und führt neue Steuern ein.

Die Königsfamilie ist weit verzweigt. Der Gründer des modernen Saudi-Arabien, Abdulaziz Ibn Saud, hatte schätzungsweise tausend Enkel; heute zählen rund 15 000 Menschen zur Familie. Vielen von ihnen garantiert die verwandtschaftliche Nähe zu den Herrschern in Riad großen Wohlstand. Ölexporte bringen dem Land mehr als 300 Milliarden Euro im Jahr ein. Mitglieder des Königshauses erhalten staatliche Zahlungen, die Hunderttausende Euro im Monat erreichen können, wie US-Diplomaten beobachteten. Außerdem profitieren manche Prinzen von millionenschweren Extraüberweisungen, etwa als Hochzeitsgeschenk oder als Zuschuss für den Bau eines Palastes. Lukrative Jobs bei Staatsunternehmen und Vergünstigungen wie eigene Krankenhausflügel mit Fünfsterneservice gehören ebenfalls dazu. Der Reichtum der Royals ärgert saudische Normalbürger. Vor einigen Jahren geriet ein saudischer Prinz in die Schlagzeilen, weil er auf einem Linienflug 80 Sitzplätze für seine Jagdfalken kaufte. In Paris und London legten sich saudische Prinzen und Prinzessinnen luxuriöse Eigentumswohnungen in bester Lage zu.

Elf Prinzen wurden festgenommen

Dieses sorgenfreie Leben ist in Gefahr, seit Mohammed bin Salman, ein Sohn des 86-jährigen Königs Salman, im Jahr 2017 zum Thronfolger aufrückte. Kurz nach seiner Ernennung zum Kronprinzen ließ MBS, wie der heute 36-jährige genannt wird, rund 400 Mitglieder der Königsfamilie und Geschäftsleute in einem Luxushotel in Riad internieren. Sie mussten sich mit hohen Summen freikaufen, einige wurden misshandelt.

Der Kronprinz ist in Teilen der Königsfamilie unbeliebt, weil er Saudi-Arabien auf die Zeit nach dem Ende der Ölförderung vorbereiten will und dafür einen teuren Umbau des Staates anstrebt. Der von MBS begonnene Krieg im Jemen verschlingt ebenfalls Milliarden. Kurz nach den Internierungen in Riad protestierten elf Prinzen gegen die Entscheidung des Thronfolgers, Strom- und Wasserrechnungen in den Palästen der Königsfamilie nicht mehr aus der Staatskasse zu bezahlen. Sie wurden festgenommen.

„Reich sein, ist kein Verbrechen“

Seine Popularität in der saudischen Bevölkerung, deren Rückhalt er für seine Reformen braucht, steigert MBS aber. Vor Kurzem führte er eine Sondersteuer für Arbeitgeber von Hausangestellten ein: Wenn ein Privathaushalt mehr als vier Angestellte hat, müssen die Hausherren für jeden Bediensteten ab dieser Schwelle 2400 Euro im Jahr an den Staat abführen. Die steigenden Ausgaben zwingen laut „Wall Street Journal“ immer mehr Prinzen dazu, sich von Luxusgütern zu trennen. Auffällig viele Wohnungen, Gemälde und Jachten saudischer Besitzer würden in letzter Zeit verkauft.

Bei sich selbst spart MBS weniger. Zum Besitz des Thronfolgers gehören ein Bild von Leonardo da Vinci, das er für 430 Millionen Euro ersteigerte, eine Superjacht für 380 Millionen und ein Schloss in Frankreich. „Reich zu sein, ist kein Verbrechen“, sagte MBS einmal in einem Interview. „Korrupt zu sein, ist ein Verbrechen.“ Er selbst sei „super sauber“.