Hat zum viertel Mal beim Verschenketag mitgemacht: Angela Melitello kann sogar ihre Nachbarn für die Aktion begeistern. Foto: Simon Granville

Schön nachhaltig: Beim sechsten Verschenketag in Renningen wird nichts weggeworfen.

Neun Uhr morgens in der Renninger Innenstadt. Wo sonst das Wochenende eher gemütlich startet, laufen an diesem Samstag in vielen Straßen Menschen eifrig vom Haus zum Bordstein und zurück. Der sechste Verschenketag in Renningen und Malmsheim startet bald.

Angela Melitello ist bereits eifrig am Aufbauen. Vor ihrem Gartenzaun steht ein Tisch, auf dem sie aussortierte Dinge schön anrichtet. „Das ist jetzt das vierte Mal, dass ich beim Verschenketag mitmache“, sagt die Renningerin.

Das Prinzip: Verschenken statt in den Müll werfen

Das Prinzip der Aktion ist einfach: Alles, was noch gut funktioniert, in gutem Zustand ist und weiterhin genutzt werden kann, wird beim Verschenketag vor die Tür gestellt und darf kostenlos von anderen mitgenommen werden. Das Ziel dahinter: „Nachhaltigkeit. Das meiste ist viel zu schade, um weggeworfen zu werden“, sagt Melitello.

Dinge, die weiter verschenkt werden, landen nicht im Müll – zumindest noch nicht, sondern erst viel später, wenn sie wirklich kaputt oder unbrauchbar sind. Wodurch wiederum weniger gekauft werden muss, was irgendwann auch wieder im Abfall landet.

Angela Melitello gehört zur Gruppe „Reuse & Relove“ der Lokalen Agenda, auf Deutsch heißt das wieder benutzen und wieder lieben. Die Agenda-Gruppe hat den Verschenketag organisiert. Insgesamt 53 Adressen sind diesmal angemeldet gewesen, 32 in Renningen und 21 in Malmsheim.

Nicht Angela Melitello (r.) stellt ihre Sachen beim Verschenketag raus. Bei ihr macht die halbe Nachbarschaft mit. Foto: Simon Granville

Bei Angela Melitello gibt es diesmal vor allem Kindersachen zu holen: Kleidung, Schuhe, Spielzeug, einen Hochstuhl. „Und auch schon einiges an Weihnachtsdekoration, die wir nicht mehr brauchen“, erzählt sie. Dafür haben sie und ihre Familie extra aussortiert.

„Das tun wir aber sowieso regelmäßig und ich bringe die Sachen dann ins Verschenkhäusle auf dem Wertstoffhof Malmsheim oder ins Bekleidungsherz“, berichtet sie. Das Bekleidungsherz wird ebenfalls von „Reuse & Relove“ betrieben.

Mit ihrem Enthusiasmus hat sie bereits die halbe Nachbarschaft angesteckt. „Viele Nachbarn stellen ihre Sachen dazu. Ein Nachbar hat dieses Jahr seine Mutter verloren und er löst nun ihren Haushalt auf, der bringt auch einiges vorbei“, sagt Melitello.

Gerade bei älteren Menschen sei aber eine gewisse Hemmschwelle da, hat sie festgestellt. „Zum einen gibt es da Bedenken, die eigene Adresse anzugeben. Deshalb sag ich, stellt eure Sachen einfach dazu.“ Zum anderen scheuten sich Ältere, etwas weiterzugeben, was schon benutzt worden ist. „Da ist die Mentalität einfach eine andere“, meint Angela Melitello.

Der Verschenketag freut vor allem junge Familien

Jüngere Menschen hätten dagegen eher weniger ein Problem, etwas Gebrauchtes mitzunehmen. „Gerade junge Familien kommen zu mir, weil sie wissen, dass ich Kindersachen habe. Und die freuen sich, wenn sie nicht so viel Geld ausgeben müssen“, berichtet die Renningerin. Bei Jugendlichen sei es ein wenig schwierig. Manche gingen gezielt in coole Secondhand-Shops, etwa in Stuttgart. Für andere zählt aber nur die neueste Markenklamotte und Kleidung aus zweiter Hand ist verpönt.

Gegen 10 Uhr ist Angela Melitello fertig mit dem Aufbau. Der Tisch ist voll gestellt, am Zaun und Tor hängen viele Kleidungsstücke. Die Nachbarn stellen ihre Sachen später dazu. Am Ende des Tages ist sie fast 90 Prozent der Sachen losgeworden – und zufrieden. Und ganz wichtig: „Der Tisch steht noch. Da muss ich immer ein Schild dranhängen, dass der nicht zu verschenken ist“, sagt Angela Melitello und lacht.