Mit einem sogenannten Tachymeter löst der angehende Vermessungstechniker Florian Schafrik eine Messung aus. Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Keine Angst vor Zahlen, geometrisches Verständnis und präzises Arbeiten: Das ist das Rüstzeug für den Ausbildungsberuf des Vermessungstechnikers. Ab und an muss man sich skeptischen Bürgern erklären.

Berlin - Beim Stichwort Vermessungstechnik haben die meisten Menschen gleich ein Bild vor Augen: Eine Person mit Bauhelm steht bei Wind und Wetter an einer Straße oder auf einer Baustelle und stellt ein Messwerkzeug ein, das auf einem dreibeinigen Stativ befestigt ist. Dabei handelt es sich um einen Tachymeter, erklärt Florian Schafrik, der 2020 seine Ausbildung zum Vermessungstechniker abschließt.

Mit dem Tachymeter lassen sich Horizontalrichtungen, Vertikalwinkel und Schrägstrecken zum Zielpunkt ermitteln. Die Fachbegriffe machen deutlich, was in diesem Ausbildungsberuf gefragt ist: Affinität zur Technik, gutes räumliches Vorstellungsvermögen und präzises Handeln.

Florian Schafrik hat sich nach seinem Architekturstudium dazu entschieden, noch mal eine Ausbildung zu absolvieren. Er ist angestellt beim Ingenieurbüro Zech, Ruth und Blasius, das mit 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an zahlreichen Berliner Bauprojekten mitwirkt. Bevor jedoch die Bautrupps anrücken, sorgen Vermessungstechniker für die richtigen Geodaten. Um diese Daten zu erheben, müssen sie raus ins Gelände. Mit Hilfe von Messinstrumenten zur Richtungs-, Höhen- und Winkelmessung bestimmen sie Lage, Neigung und Höhe des Baugrundstücks und protokollieren die Ergebnisse. Sie zeigen örtlich an, wo auf dem Grundstück gebaut werden soll oder bilden neue Grenzen. Am Computer im Büro werten die Fachkräfte die erhobenen Geodaten aus. Mit speziellen Softwareprogrammen erstellen die Vermessungstechniker zum Beispiel Karten oder Lagepläne. Wenn die Bautrupps arbeiten, überwachen Vermessungstechniker, ob sich Gebäude in der Nachbarschaft der Baustelle verändern.

Florian Schafrik mag an seinem Beruf den gelungenen Mix aus Innen- und Außendienst. Er kann ruhig und konzentriert mit Softwareprogrammen am Computer arbeiten, erlebt aber täglich im Gelände viel Abwechslung. „Wir haben stets mit neuen Projekten zu tun und stehen in engem Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen, die auch ihre Eigenheiten mitbringen“, sagt er. Morgens um 7.30 Uhr trifft man sich zur Auftragsbesprechung. Anschließend geht es im Team raus. Nicht selten passiert es, dass der Vermessungstechniker misstrauisch oder neugierig angesprochen wird. Nachbarn etwa fragen, was der Fremde auf einem Grundstück zu suchen hat.

Für die dreijährige Ausbildung zum Vermessungstechniker ist ein mittlerer Schulabschluss Voraussetzung. Laut Manfred Ruth, Mitinhaber des Ingenieurbüros, interessieren sich auch Abiturienten und Hochschulabsolventen dafür. Seine Branche habe sich seit jeher technischen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen gezeigt, sagt Ruth. Das sei auch heute ein Pluspunkt. Als Ruth selbst Mitte der 70er Jahre seine Ausbildung absolvierte, arbeitete er noch mit Kurbelmaschinen und Lochkartengeräten. Lot, Messband und Winkelmesser gehören zwar immer noch zum traditionellen Handwerkszeug. Gleichzeitig aber arbeiten seine Leute mit Daten aus dem Weltall, greifen auf hochauflösendes Bildmaterial wie Luft-, Satelliten- oder Drohnenaufnahmen zurück.

Die technischen Errungenschaften haben allerdings dazu geführt, dass sich die Arbeit verdichtet. „Es wird ein hohes Tempo vorgelegt“, sagt Manfred Ruth. Das spürt auch Azubi Florian Schafrik, dem „Stress durch Termindruck“ nicht erspart geblieben ist. Umso wichtiger ist es, dass Vermessungstechniker auch unter Druck konzentriert und präzise arbeiten.

Was wünscht Ruth sich noch von seinen Auszubildenden? „Sie sollten keine Angst vor Mathe verspüren und ein geometrisches Verständnis mit bringen“, zählt er auf. Für den Umgang mit Kunden und das Miteinander auf der Baustelle sei eine offene Art von Vorteil.

Die Ausbildungsvergütung unterscheidet sich – ja nachdem, wo man seine Ausbildung macht. Die Bundesagentur für Arbeit gibt beispielhafte Werte von 643 Euro brutto monatlich im ersten und 967 Euro im dritten Lehrjahr für Ingenieur-, Architektur- und Planungsbüros an. Im öffentlichen Dienst kann die Vergütung höher ausfallen.

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