Hier – in Fahrtrichtung Filderstadt – soll bis Bonlanden ein Verflechtungsstreifen gebaut werden. Foto: Archiv Thomas Krämer

Das Land plant auf der B 27 zwischen Aichtal und Bonlanden temporär eine dritte Fahrspur, um Stau zu vermeiden. Allerdings macht Filderstadt nun nicht so mit, wie gedacht.

Filderstadt - Es gibt weitere Verwicklungen um den geplanten Verflechtungsstreifen auf der B 27. Das Land plant eine zusätzliche Fahrspur zwischen der Auffahrt Aichtal und Filderstadt-Bonlanden, um den Verkehr in Richtung Stuttgart zu den Stoßzeiten zu entzerren. Der Streifen soll temporär eingerichtet werden, denn die Bundesstraße soll zwischen Aich und dem Echterdinger Ei ohnehin sechsspurig ausgebaut werden.

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Bekannt geworden waren die Planungen rund um den Verflechtungsstreifen im April 2019. Seither hat sich das Projekt aber mehrfach verzögert. In der Böschung, die gerodet werden muss, waren geschützte Vogelarten entdeckt worden, etwa die Goldammer. Die Tiere müssen umgesiedelt werden. Doch auch dieser Prozess war wegen einer neuen Lärmschutzrichtlinie ins Stocken geraten.

Stadt und Gemeinderat machen nicht mit

Filderstadt spielt nun ebenfalls nicht so mit, wie es sich das Land gewünscht hatte. Die Stadt muss gehört werden und zustimmen, doch das wird sie nicht ohne Weiteres tun. „Der Straßenbauträger erwartet volle Vorbehaltlosigkeit“, erklärte Bernd Lahr, der Leiter des Amtes für Stadtplanung und Stadtentwicklung, jüngst im Gemeinderat. Hintergrund: Das Regierungspräsidium (RP) würde die Maßnahme gern ohne ein Planfeststellungsänderungsverfahren durchführen. Für den B-27-Ausbau liegt ein Planfeststellungsbeschluss aus den 1970ern vor, Baurecht ist also grundsätzlich vorhanden. Auf dieser Grundlage sollte nun für den Verflechtungsstreifen festgestellt werden, dass es sich um eine Änderung unwesentlicher Bedeutung handelt.

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Die Verwaltung hat sich dagegen ausgesprochen, und der Gemeinderat hat sich mehrheitlich angeschlossen. „Alles, was vorbehaltlos von uns gefordert wird, ist mit Vorsicht zu genießen“, sagte Catherine Kalarrytou (Grüne).

Kein Votum für oder gegen den Bau

Die Stadtverwaltung führte mehrere Punkte ins Feld. So hat das RP Ausgleichsmaßnahmen im näheren Umfeld der Baumaßnahme vorgesehen, dabei handelt es sich jedoch zum Teil um Flächen, die die Stadt ihrerseits schon zur ökologischen Kompensation eingeplant hat. Auch beim Thema Verkehr gibt es noch Redebedarf, denn nach Aussagen der Gutachter ist ein geringfügiger Anstieg des Schleichverkehrs in Teilen von Bernhausen, Sielmingen und Bonlanden nicht ausgeschlossen. Das allerdings steht dem Mobilitätsentwicklungsplan der Stadt entgegen, erklärte Bernd Lahr.

Die Stadt will das alles ausdrücklich nicht als Votum für oder gegen den Bau des Verflechtungsstreifens verstanden wissen. Laut dem OB Christoph Traub geht es lediglich um eine Entscheidung hinsichtlich des weiteren rechtlichen Vorgehens, „damit wir verfahrensmäßig anders beteiligt werden“. Die, die sich den Streifen wünschen, werten das Ganze dennoch als schlechtes Signal. „Das trägt nicht unbedingt zur Beschleunigung von Prozessen bei“, sagte Dennis Birnstock (FDP). Er sprach von einer „Notwendigkeit, dem täglichen Stau zu begegnen“. Andere Räte wiederum machten keinen Hehl daraus, ohnehin keine Fans des Projekts zu sein. „Für mich bringt der Streifen gar nichts“, sagte etwa Richard Briem (Freie Wähler). Er und andere warnten vielmehr vor mehr Verkehr, der auf einige Stadtteile zukommen könnte.