Wachsende Stadtteile in Esslingen – irgendwann in den 2030er Jahren mit einer Brücke verbunden? Foto: Roberto Bulgrin

Die Esslinger Weststadt und die Pliensauvorstadt sind stark wachsende Stadtteile in Esslingen. Dazwischen fließt der Neckar. Nun gibt es Überlegungen, die beiden bevölkerungsstarken Stadtviertel mit einer Fußgänger- und Fahrradbrücke zu verbinden.

Etwa ein Zehntel der Esslinger Bevölkerung wohnt in der Weststadt oder in der Pliensauvorstadt, doch zueinander kommen sie nicht so einfach: Die Pliensaubrücke, die die Innenstadt mit der Pliensauvorstadt verbindet, liegt auf der einen Seite außerhalb der Weststadt und auf der anderen Seite am Rand des Stadtteils.

Nun gibt es die Idee, beide stark bewohnten Stadtteile mit einer Brücke zu verbinden. Fast beiläufig erwähnte Oberbürgermeister Matthias Klopfer diesen Gedanken in seiner diesjährigen Neujahrsrede, und auch eher als ein Vorhaben, das nicht, oder besser gesagt nicht gleich geht: Die bestehende Infrastruktur müsse erhalten werden, sagte Klopfer, Brückensanierung gehe vor Neubau. Und dann: „Einen neuen Alicensteg oder eine Brücke aus der Weststadt in die Pliensauvorstadt kann es frühestens zu einer Gartenschau 2037 geben, wenn alle Sanierungen abgeschlossen sind.“

Der Steg könnte in Verbindung mit der Gartenschau entstehen

Tatsächlich wünschen sich einige Fraktionen im Esslinger Gemeinderat, dass die Landesgartenschau Ende der 2030er Jahre nach Esslingen kommt. Dabei haben einige auch im Blick, dass es eine größere interkommunale Gartenschau unter anderem mit Stuttgart und Ludwigsburg entlang des Neckars geben könnte.

Baustelle Neckaruferpark. Von diesem Park könnte eines Tages eine Brücke auf die andere Seite des Neckars führen. Foto: Roberto Bulgrin

Eine Aufwertung des Ufers würde dem Fluss gut tun, der in der Region Esslingen-Stuttgart zum Teil eher wie ein Kanal daherkommt, der für einige wenige Schiffe interessant ist, aber für den Zweck der Erholung an vielen Stellen maximal das Prädikat „Industriecharme“ für sich reklamieren kann.

Immerhin: Zurzeit entsteht der sogenannte Neckaruferpark in Esslingen, eine Verlängerung des Merkelparks bis in die Weststadt. Der Gedanke, die beiden bevölkerungsstarken Viertel – die zur Innenstadt gehörende Weststadt und die Pliensauvorstadt – miteinander zu verbinden, ist in diesem Zusammenhang naheliegend. Die Bewohner der Pliensauvorstadt kämen schneller zum Bahnhof und in den Genuss der Parklandschaft. Die Bewohner der Weststadt wiederum hätten einen kürzeren Weg etwa in die Dieselstraße, um dort Kulturveranstaltungen zu genießen.

Die Idee dieser Brücke in Esslingen gab es schon einmal 2017

Ganz so neu ist die Idee allerdings nicht, sie tauchte schon einmal vor Jahren im Bürgerausschuss der Pliensauvorstadt auf. Ein solcher Steg schaffe kurze Wege und bringt Autos von der Straße, so die damalige Argumentation, die auch heute noch Gültigkeit haben dürfte.

„Wir können etwas dafür tun, dass mehr Leute aufs eigene Auto verzichten und zu Fuß gehen oder aufs Rad steigen“, sagte Pia Erbil, bereits damals und heute immer noch Mitglied des Bürgerausschusses. Befürwortet wird der Bau eines Stegs von fast allen Fraktionen im Gemeinderat. „Wir fänden eine moderne Verbindung zwischen der Pliensauvorstadt und der Weststadt attraktiv. Gerade die stark belastete Pliensauvorstadt würde von einer solchen Verbindung spürbar profitieren“, sagt beispielsweise der Fraktionschef der CDU, Tim Hauser.

 

Nicht ganz einig ist man allerdings im Gemeinderat, ob der Bau dieser Brücke zu Lasten einer anderen gehen könnte: dem gesperrten Alicensteg, der den Merkelpark mit dem Eisberg verbindet. Seine Sanierung würde viel Geld kosten, deshalb wird auch immer mal wieder über den Abriss diskutiert. Kann Esslingen sich beides leisten – Alicensteg und die Brücke zwischen Pliensauvorstadt und Weststadt? Für die SPD-Gemeinderatsfraktion ist der Fall klar. Sie „würde eine westlich gelegene Brücke für Fußgänger und Radfahrer zwischen Weststadt und Pliensauvorstadt gegenüber dem Alicensteg klar bevorzugen“, so Fraktionschef Nicolas Fink.

Keine Alternative zum Alicensteg

Ein Befürworter des Alicenstegs ist hingegen Hermann Beck von der Ratsgruppe WIR/Sportplätze erhalten. Für ihn ist die Verbindung zwischen der Pliensauvorstadt und der Weststadt keine Alternative zum Alicensteg. Ein anderer Alicensteg-Befürworter ist der AfD-Fraktionschef Stephan Köthe. Er sagt, es mache „wenig Sinn, auf eine Fußgängerverbindung zwischen Pliensauvorstadt und Weststadt zu warten, die möglicherweise zur Bundesgartenschau in ferner Zukunft kommt“.

In der Innenstadt West leben zurzeit rund 4500 Menschen. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Bewohner um fast 25 Prozent. In der Pliensauvorstadt sind es mehr als 7000 Menschen. Hier betrug der Zuwachs in den vergangenen zehn Jahren mehr als elf Prozent.

Pläne zur Landesgartenschau

Esslingen
Die Brücke zwischen Weststadt und Pliensauvorstadt steht im Zusammenhang mit der Landesgartenschau. Wenn es nach einigen Fraktionen im Esslinger Gemeinderat ginge, käme die Landesgartenschau 2038 nach Esslingen. Das ist der nächstmögliche Termin. Bis 2036 ist die Landesgartenschau bereits vergeben.

Zuschüsse
Das Land übernimmt bei einer Landesgartenschau bis zu 50 Prozent der Investitionskosten. In den Jahren 2015 bis 2036 steuert das Land für Landesgartenschauen bis zu fünf Millionen Euro bei. Wäre der Steg ein Teil der Gartenschau, könnte sie auf diese Weise bezuschusst werden.