Der VVS-Rider ist ein Erfolgsprojekt: Seit dem Start im August 2024 nutzten über 20.000 Menschen das Angebot. Foto: VVS

Wegen zu hoher Kosten will Bietigheim-Bissingen das On-Demand-Angebot über 2026 hinaus nicht fortführen. Es könnte der Anfang vom Ende für das Projekt sein.

Das On-Demand-Angebot VVS-Rider ist ein Erfolgsprojekt. Einfach per App die gewünschte Route buchen, zahlen, und schon wird man von A nach B befördert – unabhängig von den offiziellen Busfahrplänen. Mehr als 20.000 Menschen haben das Angebot seit der Einführung im August 2024 genutzt. Doch die Zukunft des VVS-Riders erscheint derzeit mehr als ungewiss.

Der VVS-Rider ist tagsüber in Besigheim, Gemmrigheim, Kirchheim am Neckar und Walheim unterwegs, am Wochenende nachts in Bietigheim-Bissingen und Tamm. Nun hat aber Bietigheim-Bissingen seinen Ausstieg aus dem Projekt zum Ende der Pilotphase Ende 2026 angekündigt. Das hat zur Folge, dass das Nachtangebot komplett eingestellt wird. Und auch beim Tagangebot sieht es nicht gut aus: Gibt es keine Förderung vom Land Baden-Württemberg, könnte der VVS-Rider schon bald in den Geschichtsbüchern verschwinden.

Insgesamt 4300 Nachtfahrgäste im ersten Jahr

Grund für den Ausstieg Bietigheim-Bissingens sind nach Auskunft von Pressesprecherin Anette Hochmuth die Kosten. Insgesamt 31.000 Euro muss die Stadt bis zum Ende der Pilotphase für das Projekt zahlen. „Die Kosten für eine Fortführung des Angebots wären in den kommenden Jahren auf fast 50.000 Euro gestiegen. Da darüber hinaus die Chancen auf eine Landesförderung für das gesamte Projekt eher gering sind und das Angebot für Nachtbusse und Taxis am Bietigheimer Bahnhof mehr als ausreichend ist, hat sich die Stadtverwaltung dazu entschieden, aus diesem Projekt wieder auszusteigen“, sagt Hochmuth.

Laut den Zahlen des Landratsamts wurden in Bietigheim-Bissingen und Tamm im ersten Jahr rund 4300 Fahrgäste gezählt. Bei Gesprächen zwischen den beteiligten Kommunen und dem Landratsamt wurde versucht, andere Projektpartner zu finden – vergebens. Für das Landratsamt reichen die Fahrtgastzahlen in Tamm nicht aus, um die Kosten des Projekts weiter zu rechtfertigen. Deswegen fällt das Nachtangebot ab 2027 komplett weg.

Tamms Bürgermeister Martin Bernhard bedauert, dass seine Stadt gezwungen ist, aus dem VVS-Rider auszusteigen. Foto: Stadt Tamm

Für Tamm stellt das eine Herausforderung dar. „Das ist sehr bedauerlich. Das VVS-Rider-Projekt bot eine innovative und flexible Mobilitätslösung, die gerade in den Randbereichen unserer Kommune eine wichtige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr darstellte. Dass nun keine Fortführung möglich ist, stellt für viele Nutzerinnen und Nutzer einen Verlust dar“, erklärt Bürgermeister Martin Bernhard.

Förderung durch das Land fraglich

Ein Verlust, der auch den Nutzern des Tagangebots droht. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich derzeit auf rund 537.000 Euro pro Jahr. „Es zeichnet sich ab, dass eine Förderung durch das Land ein wichtiges Argument für die Fortführung des Angebots sein wird“, sagt Tuğba Yedekçi vom Landratsamt. Das Angebot soll nun aufgewertet werden, um die Förderkriterien des Landes zu erfüllen. Dazu sollen Löchgau und Freudental in das Projekt aufgenommen werden und die Fahrzeiten ausgeweitet werden. Zukünftig soll der VVS-Rider an Wochentagen von fünf Uhr bis Mitternacht unterwegs sein.

Das Landratsamt will eine vollständige Förderung des Projekts erreichen. Das Verkehrsministerium vertritt allerdings die Ansicht, dass nur die Aufwertung des Angebots förderfähig sei, nicht aber das bereits bestehende Angebot – was wiederum die Fördersumme deutlich reduzieren würde. Wie und ob es mit dem VVS-Rider weitergeht, soll entschieden werden, sobald das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen ist und feststeht, wie viele Kosten beim Landratsamt und den Kommunen übrigbleiben.