Im Jahr 2024 gab es im Kreis Esslingen deutlich mehr Unfälle unter Drogeneinfluss als bislang. In den meisten Fällen war Cannabis im Spiel. Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit der Legalisierung nicht aus.
Im Kreis Esslingen ist es im Jahr 2024 deutlich häufiger als im Jahr zuvor zu Unfällen unter Drogen gekommen. Wie der Verkehrsbericht des Polizeipräsidiums Reutlingen zeigt, stieg die Zahl von 24 auf 40. Außerdem starben dabei erstmals seit 2020 Menschen.
Über einzelne Substanzen gibt der Bericht zwar keine Auskunft. Laut Polizeisprecherin Andrea Kopp des zuständigen Polizeireviers Reutlingen überwiegt jedoch bei Verkehrskontrollen eine Droge ganz klar. Rund 80 Prozent der Verkehrsteilnehmer, die die Polizei im vergangenen Jahr beim Fahren unter Drogeneinfluss ertappt habe, hätten Cannabis konsumiert.
Zusammenhang mit Cannabis-Legalisierung?
Ob der Anstieg mit der Legalisierung von Cannabis zu tun hat, vermag Kopp nicht eindeutig zu sagen. Dazu gebe es keine empirischen Daten. Die Polizeisprecherin schließt einen Zusammenhang aber auch nicht aus. Sie vermutet, vielen Menschen sei zu wenig bewusst, dass trotz Legalisierung im Verkehr weiterhin strenge Regeln für den Cannabiskonsum gelten. Seit dem August des vergangenen Jahres liegt der THC-Grenzwert bei 3,5 Nanogramm je Milliliter Blut. „Total bekifft am Steuer zu sitzen, ist immer noch verboten“, sagt Kopp. Ein solches Vergehen könne schwerwiegende Folgen haben.
Wenn ein Autofahrer den Grenzwert überschreitet und in einen Unfall verwickelt ist, kann das Fahren unter Einfluss von Cannabis als Straftat gewertet werden. Viel schlimmer sind Kopp zufolge jedoch die Personenschäden, die man dadurch riskiere. Fünf Menschen wurden 2024 bei Unfällen unter Drogen im Kreis Esslingen schwer verletzt.
172 Unfälle unter Alkohol im Kreis Esslingen
Drei Menschen verloren gar ihr Leben. Unter anderem starben eine 27-Jährige und eine 28-Jährige im Juni des vergangenen Jahres in Nürtingen, als ein 54-Jähriger an einer Ampel in eine Menschengruppe fuhr. Laut Kopp steht inzwischen fest, dass bei dem Mann eine Cannabis-Beeinflussung vorlag. Sie stellt allerdings klar: „Das sagt noch nichts darüber aus, ob das auch die Ursache war.“ Das abschließende Gutachten zu dem Fall stehe noch aus.
Weitaus höher wäre die Zahl der Unfälle unter Drogen, wenn Unfälle unter Alkohol ebenfalls in diese Kategorie fallen würden. Sie werden jedoch separat gezählt. 2024 erfasste die Polizei im Kreis Esslingen 172 Unfälle unter Alkohol. Das sind zehn mehr als im Vorjahr 2023, aber neun weniger als 2022. Dabei wurden 23 Menschen schwer verletzt, Tote gab es nicht.