Stau – ein häufiges Bild auf der B 27. Foto: 7aktuell/Alexander Hald

Die B 27 zwischen Echterdingen und Aichtal gehört zu den stauanfälligsten Strecken in ganz Deutschland. Darum ist der sechsspurige Ausbau bereits beschlossen. Doch nun könnte es doch ein bisschen anders kommen.

Der Straßenabschnitt der B 27 zwischen Echterdingen und Aichtal gehört zu den bundesweit am stärksten belasteten Strecken, häufig kommt es zu Staus. Eigentlich ist der sechsspurige Ausbau längst beschlossene Sache. „Die jetzigen Verkehrsbelastungen überschreiten deutlich die gemäß den Richtlinien für eine vierspurig ausgebaute Bundesstraße vorgesehenen Verkehrsstärken“, schrieb das Verkehrsministerium im August vergangenen Jahres in einer Stellungnahme. Schon vor Jahren war für das Projekt ein sehr hoher Kosten-Nutzen-Faktor ermittelt worden, der Bundestag hatte es im Dezember 2016 in der Kategorie „Vordringlicher Bedarf“ eingestuft.

Mit dem Ausbau der B 27 „strebt der Bund unter anderem eine Verbesserung der Verkehrsabwicklung durch eine höhere Leistungsfähigkeit und dadurch eine Bündelung von Verkehren auf der B 27 zur Vermeidung von Ausweichverkehr ins nachgeordnete Straßennetz an“, teilte das Ministerium im vergangenen Sommer mit und fügte hinzu: So könnten auch die Ortsdurchfahrten von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen signifikant entlastet werden.

Der Ausbau des nördlichen teils könnte vorgezogen werden

Doch schon damals räumte das Verkehrsministerium ein, dass das Projekt wegen des hohen Flächenverbrauchs vor Ort umstritten sei und deutete einen möglichen Kompromiss an: „Aus Sicht des Landes könnte zum Beispiel der nördliche Teil dieses Ausbauvorhabens wegen der dort signifikant höheren Verkehrsbelastung im weiteren Planungsverlauf vorgezogen werden.“

Offensichtlich wurde in den vergangenen Monaten in diese Richtung weitergedacht: Denn in einem aktuellen Schreiben des Ministeriums an den Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub heißt es: Aus Sicht des Landes erscheint es zielführend, den sechsspurigen Ausbau im südlichen Teil vorerst zurückzustellen.

Allerdings sei das Projekt im Bedarfsplan als Gesamtmaßnahme ausgewiesen. Das Land habe mittlerweile die Frage einer Teilung der Gesamtmaßnahme an das Bundesverkehrsministerium herangetragen – und eine positive Antwort erhalten: Das Bundesministerium erachte die Teilung als „zweckdienlich“. Das weitere Vorgehen müsse noch abgestimmt werden.

Konkret bedeutet das, dass die B 27 im Bereich zwischen der Anschlussstelle Leinfelden-Echterdingen Süd und dem Echterdinger Ei sechsspurig ausgebaut werden könnte, im weiteren Verlauf zwischen dem Echterdinger Ei und Aichtal aber vierspurig bleiben würde. Vor diesem Hintergrund möchte das baden-württembergische Verkehrsministerium ein anderes mögliches Vorhaben noch einmal genauer prüfen: Und zwar einen Verflechtungsstreifen im Bereich der Einmündung der B 312 Anschlussstelle Aichtal in Richtung Stuttgart bis zur Anschlussstelle Filderstadt-Ost, um den Verkehrsfluss dort zu verbessern.

OB Christoph Traub bewertet das Umdenken des Ministeriums positiv

Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub wertet das Umdenken im Verkehrsministerium als Erfolg. Er hatte bereits im Dezember 2020 den kompletten sechsspurigen Ausbau der B 27 in Frage gestellt. Dabei argumentierte der OB, dass Belange der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes bei Straßenbauprojekten heute anders zu bewerten seien. Vor dem gleichen Hintergrund hatten auch Mitglieder des Gemeinderats, allen voran Stefan Hermann von den Freien Wählern, das Vorhaben zuletzt mehr und mehr kritisiert. „Ich freue mich, dass das Ministerium auf unsere Argumente eingegangen ist und noch einmal kreativ über den B-27-Ausbau nachgedacht hat. Einer unserer Vorschläge war es ja auch, in Bauabschnitten zu denken“, sagt Traub.

Das Thema müsse nun insgesamt noch einmal im Gemeinderat besprochen werden. Das soll vor der Sommerpause geschehen. Für Traub ist klar: Der Verflechtungsstreifen muss mehr sein als ein reiner Zubringer, um Staus zu vermeiden. Zudem müsse neben vielen verfahrensrechtlichen Fragen geklärt werden, wie sich die neuen Ausbaupläne auf den Verkehr auswirken und in welchem Umfang sich dieser womöglich auf die Straßen in angrenzenden Stadtteilen verlagern könnte, was zu vermeiden sei.

So bewertet man die Ideen in Leinfelden-Echterdingen

In der Nachbarstadt Leinfelden-Echterdingen liege aktuell kein Schreiben vor, in dem das Verkehrsministerium seine neuen Ideen bezüglich des Ausbaus der Bundesstraße 27 erläutere, sagt der Pressesprecher Thomas Krämer auf Anfrage unserer Zeitung. Prinzipiell sei die Gesamtmaßnahme, also der sechsspurige Ausbau zwischen Echterdingen und Aichtal, mit großen Vorteilen für die Stadt verbunden. Aber auch ein abschnittsweiser Straßenausbau sei denkbar, wenn weiterhin sichergestellt sei, dass die Gesamtmaßnahme zügig umgesetzt werde, sagt Thomas Krämer.

Infrastruktur neu denken

Flughafentunnel
Aktuell lässt das Verkehrsministerium auch prüfen, ob der Flughafentunnel zwischen Bernhausen und Plieningen für Autofahrer oder zumindest in Richtung Stuttgart gesperrt werden könnte. So soll die Nutzung des Tunnels für Radfahrer und Fußgänger sicherer und attraktiver werden. Die Autofahrer würden sich aber auf andere Straßen verlagern. Darum muss auch eine mögliche Sperrung des Flughafentunnels für Autofahrer in die neuen Überlegungen zum Ausbaud der B  27 einbezogen werden.

Klimaresolution
In Filderstadt hat die Diskussion um den Ausbau der B 27 im Sommer des vergangenen Jahres noch einmal Fahrt aufgenommen. Hintergrund war, dass der Gemeinderat eine Klimaresolution verabschiedet hatte und an einem Mobilitätsentwicklungskonzept arbeitete.