Vor vielen Jahren fertigte Recaro in Kirchheim noch Sitze für bekannte Sportwagenhersteller – hier etwa für Lamborghini. Foto: dpa/dpaweb/Harry Melchert

Dem Hersteller von Autositzen sind die Auftraggeber ausgegangen. Für die Jobs gibt es kaum noch Hoffnung.

Bei Recaro Automotive in Kirchheim gibt es offenbar kaum Hoffnung auf einen Erhalt der Arbeitsplätze. „Das war’s jetzt mit Recaro in Kirchheim“, sagte Betriebsratsvorsitzender Frank Bokowits nach Informationen des „Teckboten“. „Ich rechne nicht damit, dass nächstes Jahr hier noch Sitze produziert werden.“ Die Belegschaft wurde auf einer Betriebsversammlung über die neue Entwicklung informiert.

Nach einer Insolvenzbekanntmachung durch das Amtsgericht Stuttgart befindet sich das Unternehmen nun in einem normalen Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit; zum Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Holger Blümle bestimmt. Damit endet die bisher betriebene Insolvenz in Eigenverwaltung und somit auch der Zugriff der Geschäftsführung.

90 Mitarbeiter bleiben noch bis Jahresende

135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits bis auf weiteres freigestellt; laut Bokowits soll es bis zum Jahresende 175 Kündigungen geben. „Dann ist in Kirchheim Feierabend.“ Das Einzige, das dann noch übrig bleibe, sei in der Region Stuttgart ein Technik- und Verkaufszentrum mit 40 Beschäftigten. Bis Jahresende seien noch 90 Mitarbeiter beschäftigt, die die Aufträge abarbeiten.

Recaro stellt seit Jahrzehnten Autositze vor allem für Sportwagen her und meldete vor zwei Monaten Insolvenz an. Als Grund gab das Unternehmen unter anderem den Wegfall eines Großauftrags an, sodass Recaro nun keinen großen Auftraggeber aus der Automobilbranche mehr habe. Es gebe kein Serienmodell eines etablierten Autobauers, in das noch Recaro-Sitze eingebaut werden. Betriebsratschef Bokowits wirft der Geschäftsleitung „jahrelanges Missmanagement vom Allerfeinsten“ vor.

Holding sieht sich nicht mehr in der Pflicht

Recaro Automotive wurde 2011 von der Recaro Holding abgespalten und gehört heute zur US-amerikanischen Investmentgesellschaft Raven. Die Holdinggesellschaft sieht sich heute allerdings nicht mehr in der Pflicht für ihre einstige Autosparte. „Wir haben die Sparte vor fast 15 Jahren verkauft, deshalb haben wir keine detaillierten Einblicke in das Geschäft mehr“, erklärte Recaro-Holding-Chef Mark Hiller im August unserer Zeitung. Es gebe zwar Lizenzverträge, in denen geregelt sei, wie die Marke positioniert und auf den Produkten dargestellt wird. „Eine operative Rolle der Holding lässt sich daraus nicht ableiten.“ Es handle sich vielmehr um eigenständige Unternehmen.