Die Polizei hat ihre Statistik vorgestellt. Foto: Pixabay

Mehr Telefonbetrug, mehr Sexualstraftaten, mehr Gewalt gegen Polizisten. Das ist die Bilanz des Jahres 2019 des Polizeipräsidiums Reutlingen, in dessen Zuständigkeit auch der Kreis Esslingen gehört.

Kreis Esslingen - Das Polizeipräsidium in Reutlingen, in dessen Zuständigkeit auch der Kreis Esslingen fällt, hat im vergangenen Jahr erneut einen starken Anstieg von Telefonbetrügereien erfasst. Auch die Zahl der Einbrüche ist weiterhin deutlich gestiegen. Das teilte die Polizei am Freitag in ihrer jährlichen Kriminalitätsstatistik mit. Insgesamt, heißt es dort, liege die Kriminalitätsrate im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums deutlich unter dem Landesschnitt.

Pro 100 000 Einwohner ermittelt die Polizei eine Kriminalitätsbelastung von 4471 Straftaten. Im Vorjahr waren es 4393. „Eine erfreuliche Tatsache, zumal in ganz Baden-Württemberg die Kriminalitätsbelastung auf einen absolut historischen Tiefstand gesunken ist“, kommentierte Polizeipräsident Alexander Pick die Zahlen. Landesweit habe sie mit etwas über 5000 Straftaten pro 100 000 Einwohner den niedrigsten Wert seit Mitte der 80er-Jahre erreicht. „Unsere Bürgerinnen und Bürger leben in einer sehr sicheren Region“, so Pick.

Aufklärungsquote sinkt

Insgesamt wurden 2019 im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums mit 55 301 Straftaten 1177 Fälle mehr als im Vorjahr (54 124) erfasst. Das sei ein Anstieg um 2,2 Prozent. Damit einher geht ein deutlicher Rückgang bei der Aufklärungsquote. 31 624 Fälle wurden im vergangenen Jahr aufgeklärt, das sind 1571 weniger als 2018 (33 195). Die Aufklärungsquote sank von somit 61,3 Prozent (2018) auf nunmehr 57,2 Prozent.

Im Landkreis Esslingen gab es im vergangenen Jahr insgesamt 25 743 Straftaten, die von der Polizei erfasst wurden. Das ist mit einem Zuwachs von 1266 Fällen ein deutlicher Anstieg von 5,6 Prozent. Pro 100 000 Einwohner ist das eine Kriminalitätsbelastung von 4822. Die Polizei ermittelte im Zusammenhang mit diesen Straftaten 11 378 Tatverdächtige und kommt im Kreis auf eine Aufklärungsquote von 56,8 Prozent (2018: 60,9 Prozent).

Starker Anstieg in Neckartenzlingen

Besonders stark angestiegen sind auch im Kreis Esslingen im vergangenen Jahr die Betrugsfälle. Das sogenannte Spoofing – eine Art von Telefonbetrug – stieg um 111,8 Prozent. Auch bei Computerkriminalität (29,8 Prozent) und Sexualstraftaten (27,3 Prozent) wurden deutliche Anstiege verzeichnet. In beiden Bereichen spricht die Polizei vom höchsten Stand seit fünf Jahren. Im Kreis nahmen die Sexualstraftaten 2019 um 82 auf 382 Fälle zu. In der Stadt Esslingen gab es 21 Sexualdelikte mehr (36,2 Prozent mehr) als im Vorjahr, ohne dass ein Seriendelikt vorgelegen habe. Insgesamt gab es im Kreis 383 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, das sind 82 mehr als im Vorjahr. Der prozentual größte Anstieg bei den Sexualstraftaten (90,9 Prozent) wurde im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern verzeichnet. 105 Fälle gab es 2019 im Kreis, 50 mehr als 2018.

Der markanteste Zuwachs wurde in Neckartenzlingen registriert. Hier wuchsen die Sexualdelikte um 900 Prozent, von 6 (2018) auf 60 an. Laut Polizei liegt das an einem Seriendelikt, das dort festgestellt wurde. Dabei sei es um den sexuellen Missbrauch von Kindern per Internetchat. Das Ermittlungsverfahren wurde vom Polizeipräsidium Stuttgart geführt. Einem Mann aus Neckartenzlingen wurden allein 44 Fälle in diesem Zusammenhang vorgeworfen.

Mehr Schusswaffen

Eine deutliche Abweichung von der durchschnittlichen Häufigkeitszahl des Landkreises gibt es in Leinfelden-Echterdingen. Die Kriminalitätsbelastung ist hier mehr als doppelt so hoch. Das liege jedoch am Flughafen und der Messe Stuttgart. Rechnet man diese heraus, liegt die Belastung in Leinfelden-Echterdingen mit einer einer Häufigkeitszahl von 3604 deutlich unter der durchschnittlichen Belastung des Landkreises. Die Stadt Plochingenweist mit einer Häufigkeitszahl von 6901 eine verhältnismäßig hohe Kriminalitätsbelastung auf, die im Vergleich zum Vorjahr (6445) noch angewachsen ist. Laut Polizei liegt das daran, dass dort häufig Sachbeschädigungen bei der Wartung und Instandsetzung von Zügen festgestellt werden. Als statistischer Tatort werde jeweils Plochingen erfasst, die tatsächlichen Tatorte sind nicht bekannt.

Auch zu den Tatverdächtigen hat die Polizei Erkenntnisse gesammelt. Positiv hebt die Polizei auch die rückläufige Entwicklung bei den Zahlen der tatverdächtigen Asylbewerber oder Flüchtlinge hervor. Deren Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 18 Prozent auf insgesamt 1963 (2018: 2407) gesunken. Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylgesetz sind dabei ausgenommen. Insgesamt 4825 Tatverdächtige, also 42,4 Prozent aller Tatverdächtigen, waren im Kreis Esslingen Wiederholungstäter. 1334 (11,7 Prozent) der Tatverdächtigen standen unter Alkoholeinfluss und 500 (4,4 Prozent) unter Drogeneinfluss. 63 Tatverdächtige (2018: 53) hatten in insgesamt 67Fällen eine Schusswaffe dabei. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um acht Fälle (13,6 Prozent). Bei vier Bedrohungen, zwei räuberischen Erpressungen und zwei gefährlichen Körperverletzungen wurde mit einer Schusswaffe gedroht, bei sechs Verstößen gegen das Waffengesetz, einem Totschlag und drei Sachbeschädigungen wurde geschossen. 5451 (47,9 Prozent) aller Tatverdächtigen im Kreis Esslingen hatten ihren Wohnsitz in der Tatortgemeinde. Ohne festen Wohnsitz waren 6,1 Prozent (691) Tatverdächtige. Bei 3,8 Prozent (435) Tatverdächtigen war der Wohnort unbekannt.