Links: So wurde der Mantel digital beworben. Rechts: Das bekam die Kundin zugeschickt. Foto: privat

Auf Instagram poppen derzeit Werbeanzeigen auf, die mit hochwertiger Boutique-Kleidung aus Deutschland zu einem unschlagbar günstigen Preis werben. Trifft die bestellte Ware ein, sind die Kunden nicht selten bitter enttäuscht. Die Rückgabe-Anschrift ist in China. Mit diesem „Trick“ können Verbraucher nun ihr Geld zurückbekommen.

„Black Friday“ und „Black Week“ allüberall. Zur Weihnachtszeit geht es noch einmal besonders heiß her. 50 Prozent Rabatt hier, 30 Prozent da. Dieses Angebot ist nur noch zwölf Stunden gültig, zehn, neun, acht... „Sichern Sie sich jetzt diesen hochwertigen Herbstmantel in petrol“, wirbt ein Unternehmen mit dem eingängigen und vielversprechenden Namen „Armoda München“. Bezahlt wird direkt vorab – wie so oft heutzutage - per PayPal. Bettina H. [der vollständige Name ist der Redaktion bekannt] ist eine von diversen Verbraucher:innen in Baden-Württemberg, die über eine Anzeige in Instagram Kleidung eingekauft hat.

Dann der Schock, als nach über einem Monat (!) die Ware bei ihr ankommt: Der versprochene schicke Baumwoll-Mantel ähnelt vielmehr einer verbeulten Fleece-Jacke in einer nicht richtig in Form gegossenen XL. Ein Rücksendeschein liegt dem Paket nicht bei. Auch auf der Homepage des Unternehmens findet sich keine Anschrift, geschweige denn eine Telefonnummer. Das ist rechtlich eigentlich gar nicht zulässig. Also reklamiert Bettina H. die Ware via E-Mail.

Verbraucher erhalten erst nach Diskussionen eine Rücksendeanschrift

Die Antwort lässt auf sich warten, dann folgen zahlreiche E-Mail-Diskussionen mit einer gewissen „Sofia“, die versucht, ihr die Ware doch noch schmackhaft zu machen – mit Sätzen wie etwa:„Behalten Sie die Ware und wir erstatten Ihnen 15 Prozent des Kaufpreises zurück.“

Nach zwei Wochen schickt „Sofia“ schlussendlich doch noch einen Rücksendeschein mit einer Rücksende-Anschrift, die sich jedoch nicht in München befindet, wie der Name der Online-Boutique suggeriert, sondern in China.

Diese Vorspiegelung falscher Tatsachen sei nicht neu, sagt Oliver Butler von der Verbraucherzentrale Stuttgart. Seit 2021 blühe dieses Geschäft. Doch die Zahlen von Fake-Shops steigen seitdem laut Butler rasant an. Nun vor Weihnachten gäbe es nochmals mehr Anzeigen-Offerten in den sozialen Kanälen. Daher empfiehlt er: „Man kann Verbrauchern nur raten, nichts über Anzeigen in Social-Media-Kanälen zu kaufen.“

Die negativen Erfahrungen häufen sich

Im Internet finden sich zahlreiche negative Bewertungen über derartige Fake-Shops, auch über Armoda München, unter anderem auf der Bewertungsplattform Trustpilot. Hier schreibt etwa eine Ines Westphalen: „Minderwertige Ware aus China, obwohl der Shop auf seiner HP deutlich schreibt „Mode aus Deutschland“, was eindeutig einer Lüge entspricht.“ Eine Pat schreibt: „Die Retour ist fast unmöglich und man muss die Kosten selber tragen und zwar nach China!! Minimum 22€!!“ – Und selbst dann kann es Verbrauchern passieren, dass sie ihr vorausbezahltes Geld für die Ware nicht zurückerstattet bekommen und zusätzlich noch auf den Portokosten sitzenbleiben.

Auf eine schriftliche Presseanfrage unserer Zeitung bezüglich der zahlreichen negativen Bewertungen hat sich Armoda München bislang nicht geäußert.

Das Problem: Die Unternehmen werden stetig besser in ihren Online-Auftritten, um Kund:innen auf den ersten Blick zu täuschen. Auch die Namen der Shops ändern sich ständig, sodass man vielleicht nicht noch einmal bei demselben Shop bestellt, aber bei einem anderen, der wieder nicht seriös ist.

Verbraucherzentrum rät von Rücksendungen nach Asien ausdrücklich ab

Das Europäische Verbraucherzentrum rät daher ausdrücklich von Rücksendungen ab: „Wir raten davon ab, die Ware nach Asien zurückzusenden, selbst wenn sich die angegebene Rücksendeadresse dort befindet. Hierdurch entstehen relativ hohe Kosten und die Ware kommt erfahrungsgemäß nicht am Ziel an. Das Unternehmen verweigert z.B. die Annahme oder holt die Ware nicht beim Zoll ab. Hinzu kommt, dass Dropshipping-Unternehmen den Kaufpreis unserer Erfahrung nach trotz der Rücksendung selten erstatten.“

Verbraucherschützer, etwa auf e-recht.de raten, sich vor dem Kauf über das Unternehmen zu informieren: „Über die Kosten und die Konditionen für eine Retoure muss der Händler in den AGB oder in einer Widerrufsbelehrung informieren. Wer zum ersten Mal in einem neuen Shop bestellt, sollte diese Bedingungen daher genau prüfen. Wer sie auf der Webseite nicht findet, kann sie auch schriftlich beim Händler anfordern.“ Verbraucherschützer Butler verweist hier auch auf die Internetseite Fakeshopfinder. Der Verbraucherschutz prüft hier unter anderem, wie lange die Internetseite eines Unternehmens schon online und wo sie gehostet ist.

Verbraucher sollten sich auf ihr Recht auf Gewährleistung berufen

Wer dennoch Betrugsopfer geworden ist und mit PayPal bezahlt hat, sollte sich nicht auf sein Widerrufsrecht berufen, da dieses meistens rechtlich nur schwer durchsetzbar ist bei Unternehmen in China, sondern auf sein Recht auf Gewährleistung. Auch PayPal-Moderatoren raten hierzu, wenn sich empörte Kund:innen mit dieser Problematik an den Zahlungsanbieter wenden. Das funktioniert folgendermaßen:

Verbraucher müssen dabei nachweisen, dass das, was sie bestellt haben, nicht identisch ist mit der Ware, die sie erhalten haben, etwa ein Baumwollpullover, der im Nachhinein aus 100 Prozent Polyester besteht. Verkäufer sind nämlich gemäß § 433 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) gesetzlich verpflichtet, Ware in einwandfreiem Zustand zu liefern. Kommt ein bestelltes Produkt gar nicht an, nur teilweise, oder enthält die Lieferung falsche oder fehlerhafte Ware, spricht man von mangelhafter Lieferung.

Mit PayPal zu seinem Recht kommen

Eine Betroffene, die ebenfalls schlechte Ware erhalten hat, ging dabei erfolgreich folgendermaßen vor, wie sie im PayPal-Forum öffentlich berichtet: „Ich habe Modern Fashion Limited eine angemessene und faire Frist von sechs Wochen für die Lieferung des von mir bestellten Baumwollpullovers gesetzt. Ich habe den Verkäufern von Modern Fashion Limited auch eine zweite Möglichkeit gewährt, dass Sie mir den Kaufpreis vollständig erstatten. Ich sende den falschen Artikel zurück und Modern Fashion Limited übernimmt dafür die Kosten, nach § 439 Absatz 2 BGB. Ich habe von PayPal mein Geld erstattet bekommen, nachdem ich Käuferschutz beantragt habe und PayPal die Beweisbilder gesendet habe.“

Verbraucherschutzexperte Butler weist allerdings darauf hin, dass PayPal so etwas nicht machen müsse. Das sei reine Kulanz.