Yalcin Bayraktar. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Yalcin Bayraktar wird in den kommenden Jahren die Verantwortung für die Ordnung in der Stadt, das Soziale, die Kultur und das Schulwesen tragen.

EsslingenNoch kein Nachfolger für Raab in Sicht – so titelte die Eßlinger Zeitung am 23. Juli vergangenen Jahres ihre Top-Story. Die Wahlen im Mai hatten die Arithmetik im Gemeinderat durcheinander gebracht. Das Vorschlagsrecht für den Nachfolger des in den Ruhestand wechselnden Markus Raab switchte von der CDU zu den Grünen, auch wenn die CDU schon eine Kandidatin gefunden hatte. Es dauerte noch einmal dreieinhalb Monate, dann war der richtige Mensch gefunden und gewählt. Am Mittwoch tritt Yalcin Bayraktar sein Amt an. Es ist ein großes Dezernat. Er wird die Verantwortung tragen für die Ordnung in der Stadt, das Soziale, die Kultur und das Schulwesen. Die (Männer-)Riege der Esslinger Bürgermeister – außer Bayraktar ist das Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der Erste Bürgermeister Wilfried Wallbrecht und Bürgermeister Ingo Rust – ist damit wieder komplett.

Bayraktar war zuletzt in Friedrichshafen Leiter im Amt für Soziales, Familie und Jugend. Seine Themen: die Wohngeldstelle, wirtschaftliche Hilfen, Integration, soziale Dienste, Obdachlosenbetreuung, Quartiersmanagement, offene Kinder- und Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Senioren, Familien. Die Ordnung, die Kultur und die Schulen sind Felder, die er sich in Esslingen erarbeiten und erobern werden muss.

Erfahrungen gesammelt hat er auch vier Jahre lang als Leiter Amt für Migration und Integration im Landratsamt Bodenseekreis. Als solcher war er unter anderem verantwortlich für die Unterbringung von Geflüchteten im Bodenseekreis, die Ausländerbehörde, die Einbürgerungsbehörde und für die Integration generell. Zuvor war er Standortleiter beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands im Bereich Bodensee-Oberschwaben, Regionalleiter für Süddeutschland beim Institut für Management- und Politikberatung sowie Berater für Organisations- und Personalentwicklung. Außerdem hatte er einen Lehrauftrag für Sozialpolitik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen.

Bayraktar bekleidete in seiner jungen Karriere auch verschiedene Ehrenämter. für mehrere Jahre war er für die Grünen Stadtrat im Gemeinderat Ravensburg. außerdem ist er Gründungsmitglied und Vorsitzende von Tavir, einem Verein, der sich die gleichberechtigte Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen in den Feldern Bildung, Kultur und Umweltschutz auf die Fahne geschrieben hat.

Eine Wohnung hat Bayraktar bereits gefunden – „schneller, als ich dachte“, wie er der Eßlinger Zeitung verriet. „Ich hatte Glück.“ Noch ist er mit Umzugsgeschichten beschäftigt – „ich spür’s am Rücken“. Er lebt im Stadtgebiet und hat sich vorgenommen, immer mal weider auch mit den Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Seine erste Raderfahrung: „Ich muss den Berg hoch und runter.“

Ein wichtiges Motto für ihn lautet: „Organisation ist alles.“ Einige Mitarbeiter lernte er bereits kennen, unter anderem beim Neujahrsempfang der Stadt. Die Vielfalt seines Dezernats findet er spannend. Sie sei einer der Gründe gewesen, warum er sich beworben hätte. Er vertrete einen ganzheitlichen Ansatz, zwischen den Abteilungen in seinem Dezernat gebe es viele Schnittstellen. Man müsse sie nur erkennen, um entsprechende Synergien schaffen zu können.

Wie aber arbeitet er sich ein? Bayraktar will viele Gespräche führen und für Begegnungen sorgen. Aber auch die Schreibtischarbeit wartet auf ihn: Zurzeit studiert der neue Bürgermeister die Ziele der Klausurtagung des Gemeinderats im Oktober 2019 und den Stadtkompass, den sich Esslingen für die nächsten Jahre erstellt hat und der das größere Bild für die Zukunft abgibt. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Haushalt, in dem ein Teil dieser Ziele schon abgebildet sind. Der Doppelhaushalt steht am kommenden Montag im Gemeinderat zur Diskussion und Abstimmung.

„Ich freue mich riesig“, erklärt Bayraktar. „Ich kann es kaum erwarten, anzufangen.“