Ein Porsche 718 RS 60 Sebring und ein Fiat Abarth Biposto Cuneo (links) am Start der Rennstrecke.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Nach dem schweren Unfall beim Solitude Revival 2015 stand die Veranstaltung lange Zeit auf der Kippe. Schon vor eineinhalb Jahren sprachen sich der Organisator und der Hauptsponsor dafür aus, das Rennen fortzuführen. Jetzt ist klar: Am 22. und 23. Juli werden auch 2017 wieder klassische Rennwagen auf der Rundstrecke an den Start gehen.

Obwohl es bereits mehr als ein halbes Jahrhundert her ist, erinnert sich die Motorsport-Legende Hans Herrmann noch genau an die Rennen durch das Mahdental. Unter anderem hat er sich mit Wolfgang Graf Berghe von Trips heiße Duelle geliefert. 1960 hatte er die Chance, vor dem Ferrari-Piloten die schwarz-weiß karierte Flagge zu sehen. „Dazu hätte ich ihm jedoch mit einem Spurwechsel gezielt die Tür zu machen müssen und einen Unfall riskiert. Ich habe ihn passieren lassen und bin mit wenigen Sekunden Abstand Zweiter geworden.“ Aus gutem Grund: Autos hatten damals keine Knautschzonen, gingen schnell in Flammen auf. Unfälle verliefen häufig tödlich. „Es war lebensgefährlich.“

Beim Solitude-Revival geht alles etwas gemütlicher zu. Während die Rennfahrer früher bis zu Tempo 250 erreichten, sind „wir heute weit vom Grenzbereich entfernt“, so Herrmann. Es gehe mehr darum, die Oldtimer den Fans zu zeigen. Dass Unfälle dennoch nicht ganz ausgeschlossen werden können, hat die Veranstaltung im Jahr 2015 gezeigt. Wie berichtet ist ein 65-Jähriger mit seinem Ronart-Jaguar von der Strecke abgekommen. Er krachte in einen Strohballen und landete letztlich im Wald. Ursache war entweder ein Fahrfehler oder ein technischer Defekt, der bei der anschließenden Untersuchung des Wracks jedoch nicht mehr zu entdecken war.

„Der Unfall erschien zunächst wesentlich schwerwiegender, als es tatsächlich der Fall war“, sagt Hans-Peter Koch, Vorsitzender des Vereins Solitude-Revival. Der Fahrer sei zwar erheblich verletzt worden, unter anderem hatte er eine Fraktur im Unterarm und drei gebrochene Rippen, ansonsten ging es jedoch glimpflich aus. „Der Beifahrer blieb unverletzt. Die Strecken- und ein Sicherheitsposten erlitten geringe Verletzungen wie Prellungen und Schürfwunden. Die Sicherheitsmaßnahmen, die wir zum Schutz der Streckenposten nach Vorgabe eines Gutachtens getroffen hatten, haben gewirkt.“

Für Zuschauer habe keine Gefahr bestanden. „Sie sind in allen Streckenabschnitten mit höheren Geschwindigkeiten nicht zugelassen, dies wird auch überwacht.“ In Bereichen, in denen sich Zuschauer befinden, sei die Höchstgeschwindigkeit streng limitiert, in der Regel auf 60 Kilometer pro Stunde, so Koch. Sowohl bei der vergangenen Veranstaltung als auch beim Solitude Revival 2017 würden die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten über ein Gutachten ermittelt und dann letztendlich von den Behörden bestimmt. „Im Bereich von Zuschauerzonen wie an der Start- und Zielgeraden ist für dieses Jahr eine massivere Absicherung durch Beton-Leitelemente wie auf einer Autobahn geplant, so dass Fahr- und Zuschauerbereich noch besser getrennt sind.“ Bei den Fahrern achte man schon bei der Anmeldung darauf, dass bekannte „Hitzköpfe“ gar nicht zur Teilnahme zugelassen werden. „Beanstandungen an der Fahrweise werden gegebenenfalls mit sofortigem Ausschluss geahndet“, betont der Vorsitzende. Schließlich sei das Solitude Revival keine Renn- sondern eine bundesweit einmalige Präsentationsveranstaltung. „Nirgendwo sonst wird eine ehemalige Rennstrecke für ein derartiges Ereignis wiederbelebt. In der Heimat des deutschen Automobilsports werden Fahrzeuge präsentiert, die zum Teil auf der Solitude-Rennstrecke an den Start gegangen sind.“

2017 ist auch Porsche als Hauptsponsor wieder mit dabei. „Wir pflegen eine enge Verbindung zu den Veranstaltern des Solitude Revivals“, sagt Achim Stejskal, Leiter des Porsche Museums und der historischen Öffentlichkeitsarbeit. „Eine Vielzahl ehrenamtlicher Motorsport-Enthusiasten lassen hier den historischen Rennkurs wieder aufleben. So freuen wir uns bereits, auch in diesem Sommer wieder Teil dieser Rennsportveranstaltung sein zu dürfen. Den Unfall vor zwei Jahren bedauern wir sehr. Er hat auch uns betroffen gemacht“, so Stejskal. „Nichtsdestotrotz ist die Solitude Revival Ehre und Verpflichtung zugleich. Ich würde sogar sagen, dass es sich hierbei um unser motorsportliches Wohnzimmer handelt. Obwohl wir noch in einer frühen Phase der Vorbereitungen stecken, sei schon einmal so viel verraten, dass wir einige besondere Klassiker an den Start bringen werden. Neben dem 804 Formel 1 werden unter anderem auch der 356 Carrera GT und 718 Formel 2 sowie weitere legendäre Rennwagen ihre Runden drehen.“ Wieder mit dabei sein wird auch Hans Herrmann, der schon jetzt der Veranstaltung entgegenfiebert.

www.solitude-revival.org