Der Klassiker Currywurst. In vielen Stuttgarter Kantinen gibt es aber ganz andere Lieblingsessen. Foto: imago images/CHROMORANGE / Martina Raedlein

In einem VW-Betriebsrestaurant wird auf fleischlose Ernährung umgestellt, die Tage der Kantinen-Currywurst in Wolfsburg sind dort gezählt. Doch wie sieht das in Stuttgarter Kantinen und in den Mensen aus?

Stuttgart - Altbundeskanzler und Ex-VW-Aufsichtsratsmitglied Gerhard Schröder hat sich jüngst auf dem Online-Netzwerk Linkedin darüber empört, dass es in einer VW-Kantine keine Currywurst mehr geben wird – und auch sonst keine fleischhaltigen Gerichte. Wie sieht es in den Stuttgarter Kantinen aus? Verschwindet die von Schröder „Kraftriegel der Facharbeiter und Facharbeiterinnen“ getaufte Currywurst auch hier von der Speisekarte?

Maultaschen sind bei Trumpf beliebter als Currywurst

Dass immer mehr Menschen auf fleischlose Kost setzen, das macht sich auch in den Betriebskantinen bemerkbar. So berichtet Trumpf-Pressesprecher Manuel Thomä: „Die Belegschaft hat sich mehr vegetarische Auswahl gewünscht, und das Küchenpersonal hat darauf reagiert. Gleichwohl gibt es unter den Mitarbeitern Schnitzel-Fans, die auch weiterhin auf ihre Kosten kommen.“ 30 Prozent der 1100 ausgegebenen Gerichte seien aufgrund der hohen Nachfrage vegetarisch. Den größten Andrang löst jedoch nicht die Currywurst, sondern das schwäbische Traditionsgericht Maultaschen aus, die im betriebseigenen Restaurant Blautopf hausgemacht sind.

Daimler wirbt konzernintern für vegane Ernährung

Beim Autobauer Daimler gibt es ab September sogar eine rein vegane Menülinie, welche die bestehenden veganen und vegetarischen Optionen und das reichhaltige Salatbüfett ergänzen soll, teilt die Pressestelle mit. Ein Aktionstag mit Kraftsportler und Veganer Patrik Baboumian, der im Juli stattfand, sollte die vegane Ernährung unter der Belegschaft populärer machen. Seither stehen unter anderem vegane „Spirelli bolognese à la Patrik“ und eine vegane Variante mexikanischer Tacos zur Auswahl. Durch das Angebot fleischloser Gerichte in der Kantine möchte das Unternehmen den ökologischen Fußabdruck weiter senken.

Bosch mit Preis für regionales Kantinenessen ausgezeichnet

Vor allem nachhaltige und saisonale Produkte mit klimaschonenden kurzen Transportwegen sind es, die in der Bosch-Kantine auf den Tisch kommen. Für die regionale Küche wurde die Betriebsgastronomie von dem Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, der Dehoga und der Marketinggesellschaft Baden-Württemberg als erste Kantine in dieser Größenordnung mit einem Preis ausgezeichnet. Im Großraum Stuttgart sind es täglich etwa 16 000 Gerichte, die ausgegeben werden – und auch hier ist nicht die Currywurst, sondern ein schwäbisches Nationalgericht der Spitzenreiter: Mit bis zu 7000 Mahlzeiten pro Tag sind Linsen mit Spätzle und Saiten am beliebtesten. Für alle Mitarbeitenden, die sich fleischlos oder auf Pflanzenbasis ernähren, wird eine vegetarische und vegane Linie angeboten.

Vegane Currywurst für Studierende in der Mensa

Gerade bei jungen Menschen wird vegane und vegetarische Ernährung immer beliebter, was sich auch im Angebot der Mensen des Stuttgarter Studierendenwerks bemerkbar macht. Der Anteil vegetarischer Gerichte lag 2018 noch bei 25 Prozent, 2020 waren es bereits mehr als 40 Prozent, teilt die Pressestelle des Studierendenwerks mit. Vegetarische und vegane Gerichte werden täglich angeboten, die besonders günstigen „Preisrenner“ sind immer fleischfrei oder pflanzenbasiert.

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In den Mensen ist die Auswahl aufgrund der hohen Nachfrage besonders groß: von der asiatischen Gemüsepfanne bis hin zu schwäbischen Käsespätzle. Auch einige nicht vegetarische Klassiker, die in vegetarische Alternativen umgewandelt wurden, stehen auf der Speisekarte. Darunter finden sich zum Beispiel Chili sin Carne oder auch eine vegane Currywurst.

Im sogenannten [koeri]werk in der Vaihinger Mensa können Gäste aus bis zu sechs verschiedenen Currymischungen wählen. Eine Mittagspause ohne Currywurst ist hier nicht vorstellbar.