Er macht „preußisches Entertainment“: André Hieronymus Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Er ist so alt wie die Menschheit: Der vorgebliche Konflikt der Generationen. Die derzeitige Version lautet: faule Junge, selbstsüchtige Alte. Im Friedrichsbau ist das anders, da stehen die „Generations“ zusammen auf der Bühne.

Es ist eine ganz besondere Art der Unterhaltung. „Preußisches Entertainment“, nennt André Hieronymus seine Zauberkunst. Den standestypischen Zylinder trägt er zwar, eigentlich müsste es eine Pickelhaube sein. Die passt zu seinen geknurrten und gebellten Ansagen. Als wäre er Spieß auf dem Kasernenhof oder Sänger bei Rammstein. Den selbst ernannten „Kapitän der guten Laune“ möchte man nicht erleben, wenn er mal schlechte Laune hat.

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Aber er muss ein Herz haben, denn er hat ein Haustier: eine Holzente. Die ist ihm lieber als seine Sippschaft, die ihm in seiner Bude auf die Nerven geht. Allen voran seine Tochter Fiona Rother, die dem Boomer-Papa wenig unverschlüsselt die Botschaft macht: Alter, mach die Augen auf und schau hin! Denn die Gymnastikbälle auf denen sie turnt, sehen aus wie Augäpfel. Das ist etwas unheimlich. Ein Auge zudrücken, bekommt da eine ganz neue Bedeutung. 2023 hat Rother die Artistenschule in Berlin absolviert. Sie gewinnt Gymnastikbällen eine Seite ab, die man buchstäblich so noch nicht gesehen hat.

Craig Christian Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Craig Christian und Coco Frankitt haben es eher mit Fingerspielen. Die Briten lassen Finger wachsen und verschwinden, können auf originelle Weise in Nasen bohren und in Ohren kratzen, ganz ohne anzufassen. Alex Black und Natalia sind eher die Zocker der Bühnenfamilie. Sie nutzen die große Leinwand, nutzen Videos und Grafiken, verschmelzen Realität und Illusion, Digitales und Analoges sind für sie kein Gegensatz, sondern eins. Black holt aus der Leinwand Gegenstände auf die Bühne und schickt sie wieder zurück.

Alex Black Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Dem Kanadier Gabriel Drouin reicht sein Cyr Wheel, um die Besucher zu verblüffen. Das Cyr Wheel ist eine Art Rhönrad, aber mit einem Reifen. Der Mann, der aussieht wie der kleine Bruder von „Aquaman“ Jason Momoa, war mal Karate-Weltmeister, seinen Körper beherrscht er so gut, dass er den Reifen so schnell rotieren lässt, dass er nur noch als Schatten wahrzunehmen ist. Mit einem kleineren Reifen zeigt Uliana Khavrona, wie Hula-Hoop im 21. Jahrhundert aussehen kann. Nataliia Vorona tanzt und turnt an der Poledance-Stange. Elias Oechsner jongliert auf ganz eigene Weise. Seine Bühnenfigur ist stumm, er redet mit und durch seine Bälle.

Gabriel Drouin Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Ob dies das Herz von André Hieronymus erweicht? Hat der Bruddler einen weichen Kern? Versteht er die Jungen? Das bleibt abzuwarten. Mit Finanzminister Christian Lindner würde er sich jedenfalls gut verstehen. Kann Hieronymus doch Dollar aus einem leeren Geldbeutel zaubern. Und 10-Euro-Scheine in Hunderter verwandeln. Aber gut, dass nur noch Zauberei der Regierung helfen kann, ist eine andere Geschichte. Dann flüchten wir doch lieber für zwei Stunden in eine andere Art der Unterhaltung.

„Generations“ im Friedrichsbau

Spielzeit
Die Show „Generations – reife Leistung“ ist vom Freitag, 13. September, an im Friedrichsbau zu sehen. Vorstellungen sind von Donnerstag bis Sonntag. Tickets unter www.friedrichsbau.de. Oder über Telefon 2 25 70 70.