Verwelkt-angestaubte Nostalgie oder blühende Romantik? Zum Valentinstag am 14. Februar sind noch immer vor allem Männer in Blumenläden im Kreis Esslingen unterwegs. Vereinzelt kommen auch Frauen – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Gendern geht nur unter Vorbehalt: Von „Kunden“ kann geredet werden – von „Kundinnen“ nur mit Einschränkungen. Der Blumenkauf am Valentinstag ist halt eine der wenigen verbliebenen Männerdomänen. Frauen kommen am 14. Februar erfahrungsgemäß nur selten in die Läden, sagen Mitarbeitende und Betreiber von Blumengeschäften im Kreis Esslingen.
Wenn das herauskommt – oh je. Manche Mütter würden Blumen besorgen, die die Söhne dann als vermeintlich selbstgekauft ihren Freundinnen zum Valentinstag überreichen würden, verrät Melanie von der Gärtnerei und dem Blumenhaus Heubach in Esslingen. Ihren Nachnamen möchte sie nicht verraten – vielleicht, um Nachfragen neugieriger Frauen zu vermeiden. Diskretion und Verschwiegenheit sind hier wichtig. Denn manche Beschenkte wäre wohl nicht entzückt über die Schwiegermutter als eigentliche Urheberin des liebevollen Blumengrußes.
Doch es gibt noch andere Motive für einen weiblichen Blumenkauf. Frauen kämen am Valentinstag in sein Geschäft, sagt Baris Evsen von „Blumen und Ambiente“ in Esslingen, um ihre Mütter mit einer floralen Aufmerksamkeit zu überraschen. In manchen Fällen sei der Partner dieser Mütter verstorben, die Töchter wollten ihnen aber dennoch einen freundlichen Blumengruß zukommen lassen. Anja Schick von „Blütezeit in der Gärtnerei Zeh“ in Esslingen kennt eine besonders valentintags-taugliche Formulierung für die Adressaten blumenkaufender Frauen: Sie spricht von „einem Lieblingsmenschen“, dem die Kundinnen eine Freude machen wollten. Das könne die beste Freundin, die Mutter, der gute Kumpel oder eben auch der Lebenspartner sein: „Warum sollten nicht auch Frauen jemanden überraschen, der ihnen wichtig ist?“
Eine Aufmerksamkeit für den Lieblingsmenschen. Doch was erfreut ihn? Rote Rosen sind noch längst nicht zu Vertretern verwelkt-angestaubter Nostalgien verkommen. Sie stünden hoch im Kurs und für blühende Romantik, betont Emilia Hodonj von Blumen Sonn in Ostfildern. Denn in der Symbolik seien sie unschlagbar: Rot stehe für die Liebe, und eine Rose zeuge als edle Blume von Gefühlstiefe, Herz und Zuneigung. Das könne nicht getoppt werden.
Die Frage ist nur, wie ausgeprägt diese Gefühlstiefe ist und wie tief sie die meist männlichen Käufer in den Geldbeutel greifen lässt. Es gibt ihn schon, den XXL-Romantiker, der gleich einen Mammutstrauß mit 30 roten Rosen kauft, weiß Baris Evsen aus seiner Geschäftspraxis. Es gibt aber auch den sparsameren Rosenkavalier, der nur eine Blume sprechen lässt und auf die alleinige Aussagekraft einer einzelnen Pflanze setzt. Im Durchschnitt würden aber fünf Rosen gekauft. Nicht immer müssen sie zwingend rot sein, meint Baris Evsen. Rosen gingen auch in gelb, pink, weiß oder rosa über den Ladentisch. Trotz dieser farblichen Toleranz – der Klassiker ist und bleibt nach Meinung von Emilia Hodonj die rote Rose. Variationen seien höchstens beim schmückenden Beiwerk erwünscht. Eukalyptus und Schleierkraut putzten sogar die edle Blume noch edler heraus.
So putzig findet Sarah Hildebrand von Eventfloristik in Aichwald die roten Rosen aber gar nicht. Sie hätten sicher ihre Berechtigung, meint sie. Aber sie hätten auch Nachteile. Im Februar hätten sie eigentlich keine Saison, und sie seien gerade zum Valentinstag sehr teuer. Daher möchte sie ein blumiges Gegenangebot machen – nachhaltig und saisonal: „Ich wollte auf das Angebot zurückgreifen, das da ist.“
Extra für Freitag, 14. Februar, für den Valentinstag also, sagt sie, werde sie Frühlingssträuße binden, die in Geschäften für zehn Euro zu haben sind. In den Esslinger Läden Kessler-Sekt, Glück.Store in der Ritterstraße, Schmuckerei am Roßmarkt, Enkel Schulz ebenfalls am Roßmarkt und im Teamwerk im Stadtteil Mettingen können die Frühjahrsboten erworben werden. Die Sträuße würden so zusammengestellt, dass immer eine Farbe dominiere, sagt Sarah Hildebrand. Und sie warnt: Bei Frühlingsblumen sollten keine Pülverchen wie Blumenfrisch für eine längere Haltbarkeit hinzugegeben werden. Solche Pülverchen könnten aber bei Rosen angewandt werden – den blumigen Klassikern, die auch am Valentinstag für die Liebe stehen.
Besonderes zum Valentinstag
Pflegetipps
Rosen, die Evergreens zum Valentinstag, halten am besten, wenn das Wasser alle zwei bis drei Tage gewechselt wird und ein Pulver wie Blumenfrisch dazu gegeben wird, rät Emilia Hodonj von Blumen Sonn in Ostfildern. Auch das schräge Anschneiden unten am Stiel sei empfehlenswert. Nachts würden sich die Pflanzen über kühlere Temperaturen freuen, und auch tagsüber sollten sie nicht neben die Heizung gestellt werden. Zugluft und direktes Sonnenlicht sollten vermieden werden.
Valentinsrock
Der Valentinstag mal anders: Am Freitag, 14. Februar, müsse man sich die Ohren mit guter Rockmusik durchspülen, meinen die Verantwortlichen von „Die Halle“ in Reichenbach. Darum spielen dort am Valentinstag mit Beginn um 21 Uhr und Einlass um 20 Uhr die „Alice Pumpkin Pilots“ und „The Buckets“. Mehr unter https://diehalle.de/