Donald Trump (links) mit seinem möglichen Vizepräsidenten J.D. Vance Foto: AFP/Joe Raedle

Die Republikaner strotzen vor Selbstbewusstsein auf dem Krönungsparteitag Trumps. Die Demokraten versuchen, die Debatte über Biden abzuwürgen.

Pünktlich zum Start des für das Fernsehen produzierten Hauptprogramms des Parteitags hat Donald Trump auf dem weißen Sessel in der Familienloge Platz genommen. Wie ein römischer Kaiser im Kolosseum lässt sich der Führer der Republikaner Huldigungen darbringen. Von den Delegierten, die ihn alle paar Minuten mit „We want Trump“-Rufen feiern, bis zu seinen ehemaligen Konkurrenten.

Während sich die Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in der Vergangenheit erst zu ihrer Krönung am letzten Tag blicken ließen, hält Trump im FISERV-Forum von Milwaukee täglich Hof. Sichtbar gerührt genießt der Überlebende des Attentats, wie einer nach dem anderen das Knie vor ihm beugt. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, den Trump bei den Vorwahlen noch als „Ron, den Scheinheiligen“ verspottete, machte seinem Spitznamen alle Ehre, als er den Führer der „Make-America-Great-Again“(MAGA)-Bewegung politisch heiligsprach. „Er ist verklagt worden. Er ist verfolgt worden. Und hat beinahe sein Leben verloren“, verklärte er den Kandidaten. „Wir können ihn nicht im Stich lassen.“

Warme Worte von seinen Ex-Gegnern

Auch Senator Marco Rubio, den der Kandidat einmal respektlos „Little Marco“ nannte, fand warme Worte. Trumps Anhänger, die mit ihren roten MAGA-Kappen stundenlang in brütender Sonne auf den Kandidaten warteten, seien nicht extrem. Es seien bloß Amerikaner, „die wollen, dass sich unsere Führer mehr um unsere Probleme hier als in fernen Ländern kümmern.“

Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte Trump die Darbietung der Frau, die er bei den Vorwahlen als „Spatzenhirn“ beleidigt hatte. Nikki Haley war noch vor drei Monaten durch die Lande gezogen, um vor dem Putin-Bewunderer zu warnen. Als sei nichts gewesen, gelobte sie zum Beifall der Parteifreunde „ihre volle Unterstützung. Punkt.“

Der neue Parteichef von Trumps Gnaden, Michael Whatley, kommt nicht aus dem Schwärmen. „Das ist eine Partei, die in diesem Moment komplett vereint ist, so vereint wie seit Generationen nicht.“ Umfragen bestätigen das. 83 Prozent der republikanischen Wähler stehen hinter einem verurteilten Kriminellen, Vergewaltiger, Betrüger.

Im Kontrast dazu gibt es bei den Demokraten massive Zweifel, ob der 81-jährige Joe Biden noch die mentale und körperliche Fitness hat, für eine zweite Amtszeit anzutreten. Nur noch 48 Prozent ihrer Wähler sagen in einer Erhebung, dass sie hinter der erneuten Kandidatur des Präsidenten stehen. In nationalen Umfragen, aber auch in den entscheidenden Swing States liegt Biden seit seinem Desaster in der Debatte gegen Trump Ende Juni überall zurück. Am Mittwoch hat der Kongressabgeordnete Adam Schiff als bislang prominentester Vertreter der Demokratischen Partei Biden zum Verzicht auf seine Kandidatur aufgefordert. Doch statt sich von seinen eigenen Meinungsforschern im 500 Experten starken Wahlkampfteam den Ernst der Lage beschreiben zu lassen, setzt Biden die rosarote Brille auf. Der Präsident hört nur auf Stimmen aus seiner Familie und der Echokammer von Loyalisten und versucht, seine Aufstellung durchzupeitschen. Wie an die Medien durchsickerte, plant der von ihm kontrollierte Parteiapparat der Demokraten, die Nominierung mit einer virtuellen Abstimmung vorzuziehen, die bereits kommenden Montag beginnen soll.

Biden will vorab nominiert werden

„Das kommt bei vielen Leuten nicht gut an“, sagt der Abgeordnete Jared Huffman aus Kalifornien, der eine Petition in Umlauf brachte, die verlangt, mit der Nominierung wie üblich bis zum Parteitag Mitte August zu warten. Die Debatte abzuwürgen sei eine fürchterliche Idee. „Das unterminiert die Moral und Einheit der Demokraten.“ Während das Rumoren in der Partei hörbar zunimmt, tut Parteichef Jamie Harrison so, als wäre nichts. „Wir freuen uns darauf, Joe Biden virtuell zu nominieren und feiern das zusammen in Chicago mit großer Fanfare, mit 99 Prozent aller Delegierten, die eine Biden-Harris-Kandidatur unterstützen.“