Die Spannung steigt: Wer wird zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt? Auch in Stuttgart wartet man auf das vorläufige Ergebnis. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Harris oder Trump – wer macht das Rennen? Die ersten vorläufigen Ergebnisse zur US-Wahl verfolgen die auf Einladung des Deutsch-Amerikanischen Zentrums in Stuttgart erschienenen Gäste gemeinsam live mit. Wie sie die Wahlnacht erleben.

Es ist ein Kopf an Kopf Rennen: Zwischen Donald Trump und Kamala Harris liegen in vielen Bundesstaaten nur wenige Prozentpunkte. Ersten Prognosen zufolge hat Trump aktuell in mehreren Staaten die Nase vorn. Den Gästen der Wahlveranstaltung des Deutsch-Amerikanischen Zentrums (DAZ) gefällt das gar nicht. Die Frage, wem sie ihre Stimme geben würden, beantwortet eine überwältigende Mehrheit der Anwesenden an diesem Abend eindeutig mit Kamala Harris.

Gemeinsam fiebern sie vor dem Bildschirm in Stuttgart mit und warten gespannt auf die ersten Ergebnisse. Um Mitternacht hat zunächst Trump die Nase vorn, die Stimmung bleibt jedoch gelassen. Da republikanische Stimmen üblicherweise zuerst ausgezählt werden, weil diese tendenziell in ländlicheren und daher auch vielmehr in kleineren Bezirken leben, geht das meist schneller. Größere Wahlbezirke in den Städten melden ihre Ergebnisse tendenziell später. Dass Trump anfangs einen größeren Vorsprung hat, war erwartbar.

Amerikas besondere Beziehung zu Deutschland

Die Wahlparty des DAZ startete am Dienstagabend bereits um 20 Uhr mit einer Begrüßung durch Geschäftsführerin Christiane Pyka und Michael Link, welcher in seiner Funktion als Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt ein paar Worte an die Gäste richtete. Er sprach über die enge Beziehung, die zwischen Deutschland und Amerika besteht und versicherte, dass diese nicht in die Brüche gehen werde – egal, wer nun letztlich die Wahl gewinne. „Es geht dabei um mehr als nur darum, wer gerade im Weißen Haus sitzt.“

Das bestätigte von amerikanischer Seite aus auch US-Generalkonsul Brian Heath, welcher eine ganz besondere Beziehung zu Deutschland hegt. In Stuttgart berichtete er, wie er die Terroranschläge des 11. September erlebte. Er war erst seit kurzem in Deutschland und zeigt sich bis heute tief berührt von der Empathie, die er damals spürte. „Die Verbindung zwischen Deutschland und den USA ist etwas besonderes“, sagt er. „Deutschland ist unser engster Verbündeter.“

US-Generalkonsul Brian Heath hat eine besondere Beziehung zu Deutschland. Foto: Lichtgut/Julian Rettig/Julian Rettig

Im Rahmen einer Debatte argumentierten sechs Schüler der Debating Society Germany für und gegen den Erhalt des Electoral Colleges. Überzeugen konnten die Gegner des komplexen Wahlsystems damit, dass das Electoral College nicht nur veraltet, sondern unrepräsentativ und sogar undemokratisch ist. Dass es seit 237 Jahren für Stabilität sorgt, war für die drei Gegner sowie die Zuhörer im Publikum kein überzeugendes Argument. Die Mehrheit des Publikums stimmte am Ende den Gegnern des Electoral Colleges zu.

Wichtige Themen für die Wähler

Bei einer Podiumsdiskussion mit Lauren Frick von den Democrats Abroad, Michael Pierce von den Republicans Overseas sowie Julia Simons, welche als Gastprofessorin am John-F.-Kennedy Institut in Berlin tätig ist, beleuchtete der erfahrene US-Korrespondent Arthur Landwehr verschiedene Aspekte der US-Wahlen. Unter anderem sprachen die Teilnehmer über verschiedene Beweggründe, die hinter den Wahlentscheidungen der Amerikaner stehen. Neben der wirtschaftlichen Lage waren auch der Erhalt der Demokratie und das Recht auf Abtreibung wichtige Themen für Wähler.

Deutschland in die Verantwortung nehmen

Auch über mögliche Folgen für Deutschland wurde gesprochen. Ein Sieg von Kamala Harris sei eher im Interesse Deutschlands, vermuteten Frick, Simons und Landwehr. Insbesondere im Bezug auf Trumps außenpolitische Ansichten hinsichtlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bestünde großes Konfliktpotenzial.

Man müsse aber auch damit rechnen, dass auch Harris den europäischen Verbündeten innerhalb des Nato-Bündnisses mehr abverlangen könnte. „Vermutlich würde auch sie verlangen, dass die europäischen Mitglieder ihren fairen Anteil zahlen sollen und sich stärker an Einsätzen beteiligen“, meinte Landwehr. „Allerdings würde sie das höflicher ausdrücken als Trump es seinerzeit getan hat“, vermutete Frick.

Einiges geboten

Im späteren Verlauf des Abends kamen mit Live-Schalten aus den USA amerikanische und deutsche Stimmen zu Wort und teilten ihre Perspektive zu den Wahlen sowie persönliche Eindrücke. Abseits des Hauptprogramms gab es zudem Informationsstände der Kooperationspartner mit unterschiedlichen Angeboten, eine Publikums-Wahl, eine Foto-Wand sowie Essensstände.

Das Warten geht weiter

Gegen zwei Uhr war das Veranstaltungsprogramm zwar zu Ende, die Wahl ist es jedoch noch lange nicht. Immer wieder meldet CNN neue Ergebnisse von der anderen Seite des Atlantiks, welche die tapferen verbliebenen Gäste bis in die frühen Morgenstunden gespannt verfolgen.