„Raising the Flag on Iwo Jima“: Detail des Kriegerdenkmals des United States Marine Corps War Memorial nahe dem Nationalfriedhof Arlington in Rosslyn, Virginia. Foto: Imago/Depositphotos

Mit einer riesigen Armada greift die US-Navy im Februar 1945 die japanische Insel Iwo Jima an. Deren japanische Garnison folgt einer selbstmörderischen Taktik. Ein Foto des blutigen Ringens wird zu einer amerikanischen Ikone: „Raising the Flag on Iwo Jima“ – „Hissen der Flagge auf Iwo Jima“ .

Seit drei Tagen liegt die kleine japanisch besetzte Pazifikinsel Iwo Jima unter schwerem Feuer der amerikanischen Schiffsartillerie und der USAF-Bomberverbände. Doch der Dauerbeschuss verursacht wegen des harten Gesteins der Insel nur geringe Schäden an den gut befestigten Stellungen der japanischen Streitkräfte.

Historisches Luftbild der knapp 24 Quadratkilometer großen Vulkaninsel Iwo Jima. Foto: Imago/UIG

30.000 US-Marineinfanteristen landen an den Stränden

Um 8.30 Uhr des 19. Februar 1945 beginnt die Operation Detachment, die Landung von 30.000 Marineinfanteristen der 4. und 5. Marine-Infanterie-Divisionen des V. Amphibischen US-Korps an den Landungsabschnitten Green I, Red I, II, Yellow I, II und Blue I, II am Südostufer des knapp 24 Quadratkilometer großen Eilands.

Um 8.30 Uhr des 19. Februar 1945 beginnt die Operation Detachment, die Landung von 30.000 Marineinfanteristen auf Iwo Jima. Foto: Imago/UIG
Dutzende Landungsboote sind am Tag der Landung auf dem Weg zum Strand. Foto: Imago/UIG
Landungsboote am Berg Suribachi. Foto: Imago/UIG
Schwimmpanzer am Strand von Iwo Jima. Foto: Imago/AGB Photos

Was folgt sind schwerste Gefechte. Die Marines gehen ahnungslos in eine der härtesten und – gemessen an den eingesetzten Truppen – verlustreichsten Schlachten in der US-Geschichte. 2400 Amerikaner sterben allein an diesem ersten Tag der „Battle of Iwo Jima“.

Vorposten für Bombardierung des japanischen Mutterlandes

Die Wahl der US-Militärstrategen war nicht zufällig auf Iwo Jima gefallen. Die Insel gilt wegen ihrer exponierten Lage als ideal, um einen wichtigen Vorposten für die Bombardierung des japanischen Mutterlandes zu errichten. Von hier aus sollen Jagdflugzeuge den „Fliegenden Festungen“, Langstreckenbombern vom Typ B-29, Geleitschutz bei den Luftangriffen geben.

Amerikanische Jagdflugzeuge vom Typ North American P-51 Mustang starten von einem US-Flugzeugträger vor Iwo Jima aus. Foto: Imago/UIG
US-Marines suchen am Strand Deckung. Foto: Imago/UIG
Raketenwerfer am Strand von Iwo Jima. Foto: Imago/UIG

Auch die Japaner wissen um den strategischen Wert der Vulkaninsel, obwohl sie keinen Hafen besitzt. Sie hatten Iwo Jima zusammen mit anderen Inseln der etwa 1200 von Tokio entfernten Vulkan-Gruppe und der Bonins im Jahr 1877 annektiert.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier etwa 1100 Menschen, die in den Schwefelminen und in einer kleinen Zuckerraffinerie arbeiteten. Als die kaiserlichen Truppen mit dem Überfall auf Pearl Harbor am 8. Dezember 1941 den Krieg gegen die USA eröffneten, gehört Iwo Jima zu ihren pazifischen Stützpunkten in den Kämpfen gegen die Alliierten.

21.000 Japaner verteidigen das kleine Eiland

Rund 21.000 Soldaten – bestehend aus 14.000 Mann der 109. Heeres-Division und 7.000 Soldaten der Bodenstreitkräfte der Kaiserlich Japanischen Marine – sind im Februar 1945 hier stationiert. Die Insel verfügt über drei Start- und Landebahnen für Flugzeuge, die den im Pazifik operierenden US-Kräften in den zurückliegenden Kriegsjahren schwere Verluste zufügt hatten.

Die Japaner leisten den US-Truppen erbitterten und fanatischen Widerstand. Aus ihren schwer befestigten Bunkeranlagen, die den massiven Bombardements standgehalten haben, unternehmen sie immer wieder neue Angriffe. Jeder Fußbreit des vulkanischen Bodens ist hart umkämpft.

Ein amerikanischer Sherman-Panzer auf der Insel. Foto: Imago/UIG
Mit Flammenwerfern versuchen die US-Truppen die Japaner aus ihren Bunkern zu vertreiben. Foto: Imago/UIG
Zerstörte japanische Flugzeuge liegen am Strand. Foto: Imago/LIFE/W. Eugene Smith

Verbitterter Kampf um Suribachi-Vulkan

Die japanische Verteidigung ist gut organisiert, da natürliche Höhlen ausgebaut und mit Beobachtungsposten und Gefechtsstellungen durch Tunnel verbunden worden sind. Trotzdem können die Marineinfanteristen bereits am ersten Tag die Mitte der Insel überschreiten. Die japanischen Stellungen am Berg Suribachi werden durch Zerstörung der unterirdischen Verbindungen im Laufe der folgenden Tage abgeschnitten.

Stellungen wechseln im Verlauf der nächsten Wochen mehrfach zwischen Verteidigern und Angreifern. Eine davon ist der 164 Meter hohe erloschene Suribachi-Vulkan. Hier ziehen die Marines nach siegreichem Gefecht am 23. Februar das Sternenbanner hoch.

Die ikonische Szene wird später nachgestellt und von Kriegsberichterstatter Joe Rosenthal fotografiert, der für das weltberühmt gewordene Foto den Pulitzer-Preis erhält.

Schrecklicher Blutzoll

Es dauert mehr als einen Monat, bis die Eroberer die Insel völlig unter ihre Kontrolle bringen können. Nach dem Verlust der Stellungen am Suribachi zieht der japanische Befehlshaber, Generalleutnant Kuribayashi Tadamichi, seine Hauptstreitmacht auf den Hügeln im Norden zusammen, von wo aus die Kämpfe mit großer Verbissenheit weitergeführt werden. Kein einziger japanischer Unterstand wird genommen, ehe nicht dessen Verteidiger tot sind.

Der Blutzoll auf beiden Seiten ist schrecklich: Fast 7000 US-Soldaten sind gefallen und mehr als 17.000 verwundet, 20.700 Japaner sind tot. Nur 216 Verteidiger ergeben sich, die anderen ziehen den Tod im Kampf der Gefangenschaft vor. In Europa, wo der Kampf gegen Nazi-Deutschland sich in der Endphase befindet, interessiert das Geschehen im Pazifik kaum jemanden.

Einer der wenigen überlebenden japanischen Soldaten ergeben sich. Foto: Imago/UIG
Ein US-Marineinfantrist sucht Schutz hinter einem Sandhügel. Foto: Imago//LIFE Picture Collection
Eine eroberte japanische Stellung. Foto: Imago/Life Magazine/W. Eugene Smith

Höchste Verluste der US-Marines in einer Schlacht

Statt den veranschlagten fünf Tagen dauert die Invasion, die am 26. März offiziell für beendet erklärt wird, 36 Tage. 5931 der Gefallenen sind Marines, was in der Geschichte des US-Marine Corps die höchsten Verluste in einer Schlacht darstellt und fast ein Drittel aller im gesamten Zweiten Weltkrieg gefallener Marines ausmacht.

Am 4. März landet erstmals ein Superfortress-Bomber auf der Insel. Ab dem 11. März werden Kampfflugzeuge auf dem südlichen Flugplatz stationiert. Bis zum Ende des Krieges am 15. August gibt es insgesamt 2251 Landungen von B-29-Bombern auf Iwo Jima. Allerdings erlangt die Insel nie die erhoffte strategische Bedeutung, derentwegen unter anderem die hohen Verluste in Kauf genommen worden waren.

Die Kämpfe auf Iwo Jima sind entsetzlich und fordern auf beiden Seiten einen hohen Blutzoll. Foto: Imago/LIFE/W. Eugene Smith
Tausende Tonnen Kriegsmaterial und Versorgungsgütern werden den US-Truppen an Land gebracht. Foto: Imago/National Archives/US Coast Guard/Paul Queenan
Ein US-Soldat greift mit einem Flammenwerfer eine japanische Stellung an. Foto: Imago/LIFE/J.R. Eyerman
Ein B-29-Bomber startet von Iwo Jima gen japanisches Mutterland. Foto: Imago/LIFE/W. Eugene Smith

Erst nach dem nuklearen Feuersturm endet der Pazifikkrieg

Die Eroberung der Festung Iwo Jima, mit der die Amerikaner die gegnerische Luftwaffe in diesem Gebiet ausgeschaltet und einen entscheidenden Brückenkopf gegen Japan vorgeschoben haben, veranlasst die kaiserliche Kriegsführung in Tokio noch lange nicht zum Aufgeben.

US-Soldaten hissen auf Mount Suribache die amerikanische Flagge. Foto: Imago/AGB Photos//Louis R. Lowery
„Raising the Flag on Iwo Jima“ – „Hissen der Flagge auf Iwo Jima“ – ist der Titel einer vom US-amerikanischen Kriegsfotografen Joe Rosenthal am 23. Februar 1945 gefertigten Fotografie, die das Hissen einer US-Flagge durch sechs Soldaten auf einem Berg während der Schlacht um Iwo Jima zeigt. Alle sechs Soldaten, von denen drei noch während der Kämpfe auf der Insel umkamen, gelten in den USA als Kriegshelden. Foto: Imago/UIG

Erst nachdem in Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 die ersten beiden Atombomben fallen und Zehntausende im nuklearen Feuersturm umkommen, gibt sich Japan geschlagen und kapituliert bedingungslos.

Das berühmte Foto „Raising the Flag on Iwo Jima“ dient im Jahr 1954 als Vorlage für das United States Marine Corps War Memorial nahe den Nationalfriedhof Arlington in Rosslyn, Virginia.

Das 1954 eingeweihte United States Marine Corps War Memorial nahe dem Nationalfriedhof Arlington in Rosslyn. Foto: Imago/Depositphotos

Das Kriegerdenkmal ist allen Angehörigen des United States Marine Corps gewidmet, die seit seiner Gründung im Jahr 1775 gefallen sind.