Das Landgut Burg war ehemals Außenstelle der Stanford University. Foto: / Gottfried Stoppel

14 Jahre lang war das Landgut Burg in Beutelsbach eine Außenstelle der renommierten US-Hochschule. Jetzt waren Ehemalige zu Besuch. Ein Rückblick auf besondere Zeiten.

Exakt 50 Jahre ist es her, dass Studenten der Stanford University in deren damaliger Außenstelle im Beutelsbacher Landgut Burg studiert und nebenbei das Schwabenland – und Deutschland – kennengelernt haben. In der vergangenen Woche war jene Gruppe ehemaliger Studenten in Weinstadt und wurde unter anderem bei einem Mittagessen auf dem Beutelsbacher Landgut Burg von Oberbürgermeister Michael Scharmann begrüßt. Das Landgut bei Beutelsbach war von 1958 bis 1972 offizielle Außenstelle der Stanford University.

Weinprobe und Jazzclub-Konzert

Nachmittags verbrachte die Gruppe die Zeit im Weingut Klopfer in Großheppach. Am zweiten Tag des Aufenthalts führte eine Busfahrt nach Esslingen und abends stand ein Konzertbesuch beim Jazzclub Armer Konrad auf dem Programm. Tags darauf standen Besuche im Mercedes-Benz-Museum und in der Stuttgarter Staatsgalerie an. Organisiert hatte das Treffen der Neurologe Bernhard Jung, der aus dem Remstal stammt und seit 1979 bei Freiburg wohnt.

Hunderte amerikanische Studenten kamen einst durch die Außenstelle auf dem Landgut Burg aus Kalifornien ins Remstal. Sie knüpften Kontakte, etwa zum Jugendhaus Zehntscheuer in Beutelsbach, und lernten die deutsche Kultur kennen. Mancher trank das erste Mal in seinem Leben Wein, schließlich ist Alkohol in den USA erst ab 21  Jahren erlaubt. Treffen von ehemaligen Studenten von „Stanford in Germany“ gab es in der Vergangenheit immer wieder. Auch Teilnehmer der aktuellen Besuchsgruppe waren bereits zum 40-Jährigen in Weinstadt – mit Empfang durch den damaligen Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen Oswald.

Veränderungen im Remstal

„Die Mistkarren sind nicht mehr da“, so lautete vor einigen Jahren der Titel in unserer Zeitung, als Gäste im Remstal waren, die anno 1967 mehrere Monate hierzulande studiert hatten. In 40 Jahren habe sich das gemütliche Remstal kräftig verändert, konstatierten sie damals. „Das war eine ganz andere Welt, der Krieg war grade mal 20 Jahre vorbei, als wir hier waren, heute ist Deutschland wieder vereinigt.“

Die Besucher hatten damals tatsächlich noch zwei Familien gefunden, die in den späten 1960ern Paten für den persönlichen Kontakt der jungen Studenten zur Wahlheimat auf Zeit sorgten. Eine wunderbare Zeit hätten sie erlebt im Remstal, berichteten die Ex-Stanford-Studenten. Vor allem hätten sie Sensibilität vermittelt bekommen für die kulturellen Unterschiede.

Ein Dorf mit Mistkarren und Traktoren

Beutelsbach, das sei damals – wie das gesamte Remstal – eine völlig andere Welt gewesen, als heute. Ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit Mistkarren und Traktoren. „Die Mistkarren sind heute nicht mehr da. Damals fuhren Traktoren, heute sind es Daimler.“ Und der Wechselkurs von vier Mark für einen US-Dollar habe sich in Eurozeiten auch dramatisch verändert. Überhaupt: Beutelsbach sei – so das Fazit vor knapp zehn Jahren, jetzt Teil einer Stadt, auch optisch: „middle-class, wine drinking community“ nannten es die einstigen Studenten. Eine deutlich modernere Version jener typischen schwäbischen Gemütlichkeit, die sie im „lieben Deutschland“ einst anno 1967 so sehr schätzen gelernt hätten.

„Stanford in Germany“, die deutsche Filiale der kalifornischen Stanford University, residierte von 1958 bis 1972 auf dem Landgut Burg bei Beutelsbach. In den 14 Jahren waren insgesamt rund 2000 Studenten jeweils für ein halbes Jahr zu Gast. Sie sollten die Kultur und Sprache des Gastlandes kennen lernen. In den 1970er Jahren ist die Einrichtung von Beutelsbach nach Berlin umgezogen.