Innerhalb kurzer Zeit verwandelt sich Gärtringen in eine Winterlandschaft. Dabei gingen sogar Rollläden zu Bruch. Foto: Feuerwehr Gärtringen

Im Kreis Böblingen ging am Dienstag ein schweres Hagelgewitter nieder. Das hatte Auswirkungen bis nach Stuttgart. Im ebenfalls betroffenen Sipplingen dauern die Aufräumarbeiten an.

Nach dem kräftigen Hagelgewitter vom Dienstag haben in Sipplingen am Bodensee die Aufräumarbeiten begonnen. Auch in Gärtringen (Kreis Böblingen) ist es am Dienstag zu Hagelschlag gekommen. Zeitweise stand eine Bahnunterführung unter Wasser. Der Bauhof musste außerdem einen umgekippten Baum zur Seite räumen. Auch wurden zahlreiche Rollläden durch die etwa tischtennisballgroßen Hagelkörner regelrecht durchlöchert.

„Es sah spektakulär aus“, sagte der Gärtringer Feuerwehrkommandant Markus Priesching. Gegen 14.20 Uhr hatte sich der Himmel plötzlich verdunkelt. Es begann immer stärker zu regnen, dann setzte der Hagel ein. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich der 13 000-Einwohner-Ort in eine Winterlandschaft. Allerdings beschränkte sich die betroffene Fläche auf wenige hundert Meter. So ein kleinräumiger Guss ist typisch für diese Art sommerlicher Hagelgewitter.

Fallböen sorgen für Abkühlung in Stuttgart

Die Gewitterzellen, die sich auch über der Südwestalb und dem Hochschwarzwald entluden, hätten sich kaum bewegt, deshalb sei der Niederschlag sehr konzentriert niedergegangen, sagte Marco Puckert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Stuttgart. Für die Region Stuttgart hätten die Fallböen im Umfeld der Gewitter am Nachmittag eine spürbare Abkühlung gebracht. In Stuttgart sank die Temperatur zeitweise um fünf bis zehn Grad. „Das war eine willkommene Abkühlung.“

Die Region zwischen Stuttgart und Bodensee gilt als Hagel-Hotspot in Deutschland. Die Statistik sehe hier eineinhalb bis zwei Hageltage pro Jahr, sagte Michael Kunz von der Arbeitsgruppe „Atmosphärische Risiken“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der als führender Hagelforscher in Deutschland gilt. Zum Vergleich: in der Rheinebene hagle es nur einmal in vier Jahren. Eine direkte Hagelmessung gibt es in Deutschland bisher nicht. Die Statistik werde indirekt aus den Radardaten gewonnen.

Demnach zeige sich eine „Tendenz, dass die Ereignisse schwerer geworden sind“, sagte Kunz. Allerdings gelte dies vor allem für die ohnehin stärker betroffene Region zwischen Neckar und Bodensee. Andernorts scheine es hingegen so, als ob seltener Hagel falle. Hagelflieger, die vor allem in der Region Stuttgart eingesetzt werden, hätten aus seiner Sicht keinen Einfluss darauf. Für eine Wirksamkeit gebe es keine Evidenz. „Ich glaube, dass diese Leute nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten. Aber es ist fast unmöglich, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.“

Mehr als 40 Liter in einer halben Stunde

Dass überall die Schadenssummen in den vergangenen Jahren zugenommen hätten, liege vor allem am verwendeten Baumaterial seit Mitte der 1990er Jahre, sagte Kunz. In Sipplingen seien vor allem Module von Fotovoltaikanlagen beschädigt worden, sagte die Sprecherin der Bodenseegemeinde, Magdalini Kehl. Auch Jalousien und Balkongeländer wurden beschädigt.

In Sipplingen türmte sich der Hagel einen halben Meter hoch. Foto: Feuerwehr Sipplingen

Im Hafenbereich habe man keine größeren Schäden festgestellt. Einzelne Wege – darunter auch die Gemeindeverbindungsstraße – mussten jedoch von umgestürztem Geäst und angeschwemmtem Material befreit werden. Diese Arbeiten dauerten noch an. Die genaue Schadenssumme sei noch unbekannt. Insgesamt waren am Dienstag innerhalb von 30 Minuten laut einer nichtamtlichen Messstation 42,5 Liter pro Quadratmeter an Regen und Hagel niedergegangen.