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Bewohner und Besucher des Plochinger Bruckenwasens wollen ein Punkthaus am Übergang zum Landschaftspark verhindern. Dafür haben sie Unterschriftsaktionen gestartet.

PlochingenDer Widerstand gegen einen sechs- bis siebenstöckigen Wohnblock, den ein privater Investor auf dem Plochinger Bruckenwasen bauen will, wächst. Bewohner und Besucher des Bruckenwasens – darunter auch das Café Steiner am Fluss und Hartmut Strobel, ehemaliger Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer der Landesgartenschau 1998 – haben eine Online-Petition und eine Unterschriftenaktion gegen das Punkthaus gestartet, für das die Stadt den Bebauungsplan in zwei Punkten ändern will. Laut den Initiatoren sind im Netz mit Stand Montag bereits über 400 Voten eingegangen. Zusammen mit den Listen, die in Plochingen unterwegs seien, käme man bereits auf rund 800 Unterschriften.

Die Unterzeichner plädieren „für den Erhalt des Landschaftsparks Bruckenwasen in seiner ursprünglichen städtebaulichen Konzeption – und somit gegen den Bau eines 21 Meter hohen Punkthauses mit einem Grundriss von nahezu 18 mal 18 Metern im Landschaftspark“. Das Zusammenspiel von Wohngebäuden und Park sei von dem Landschaftsarchitekten Jörg Stötzer und dem Tessiner Architekten Ivano Gianola seinerzeit harmonisch geplant worden. Nach dem Grundsatz, dass kein Gebäude im Park höher als die Alte Spinnerei sein solle, heißt es weiter im Unterzeichnungstext. Der „massive Klotz“, der nunmehr an der südöstlichen Kante zum Landschaftspark hin gebaut werden solle, würde den Park und die städteplanerischen Ideen nachhaltig zerstören, die damals auch durch einen Bürgerentscheid fixiert worden seien.

Wie berichtet, will die Stadt das bereits im ursprünglichen Bebauungsplan als Baufeld ausgewiesene Grundstück an einen Investor verkaufen, der dort 20 Eigentumswohnungen bauen will. Die Stadt argumentiert mit der Wohnungsnot, dem vorhandenen Baurecht auf einem städtischen Grundstück und dem Sachverhalt, dass das Haus das Baufenster lediglich in Richtung B 10 und damit nicht zum Landschaftspark hin überschreite und mit sechs Geschossen und einem darüberliegenden Penthouse die bisherigen Vorgaben im Bebauungsplan nur um ein Stockwerk überrage.

Was in natura allerdings zehn Meter Unterschied im Vergleich zu den beiden Nachbarhäusern wären, da man bei diesen vierstöckigen Gebäuden bewusst hinter den Möglichkeiten des Bebauungsplans geblieben sei – um den Übergang zum Landschaftspark sanft zu gestalten. So argumentieren die Väter der Landesgartenschau: der ehemalige Bürgermeister Eugen Beck, Hartmut Strobel und der damalige Verbandsbauamtsleiter Andreas Sättele. Sie plädieren dafür, den Bruckenwasen so, wie er ist, unter Landschaftsschutz zu stellen. Strobel moniert zudem, dass sich Bürgermeister Frank Buß weigere, den Bürgern noch im Rahmen der öffentlichen Auslegungsfrist mit einem Schnurgerüst die Dimensionen des Bauvorhabens klarzumachen. Die Stadt habe das Thema bewusst kleingehalten.

Seitdem sich die Gartenschau-Väter offen gegen das Projekt stemmen, wird es auch in den sozialen Medien heftig diskutiert. In der Online-Petition, die an das Verbandsbaumamt gehen soll, finden sich Bekenntnisse von zahlreichen Plochingern, aber auch Nicht-Plochingern. Einige Naturfreunde aus ganz Deutschland nutzen sie wie viele Ortsansässige als Votum für öffentliches Grün, andere aus der Nachbarschaft argumentieren mit persönlicher Verbundenheit zu dem Park, viele mit der „überdimensionierten Bebauung“, die nicht in die Umgebung passe. Unter den Gegner findet man den amtierenden Stadtrat und Architekten Thomas Euchenhofer (Freie Wähler) oder die ehemalige SPD-Stadträtin Margarete Bihl. Aber auch den Künstler Berthold Zagst, der am Esslinger Georgii-Gymnasium unterrichtete. Das Verlinken der Online-Pattform auf einer nicht-städtischen Plochinger Facebook-Seite hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Unter anderem weist Bürgermeister Frank Buß darauf hin, dass man schon mit den vierstöckigen Nachbargebäuden von der Gianola-Idee abgewichen sei. Weshalb das Punkthaus deutlich höher wirke. Im Verhältnis zu den weiteren Gebäuden würden die Höhenverhältnisse aber wieder passen. Buß verweist darauf, dass der Bebauungsplanentwurf noch bis Ende des Monats im Verbandsbauamt ausliege und jeder in dieser Zeit seine Bedenken vortragen könne. Auf besagter Facebook-Seite gibt es zu dem Bauvorhaben neben vielen kritischen Stimmen (die sich auch dagegen wenden, dass hier keine preisgünstigen Wohnungen geschaffen werden) aber auch vereinzelt Lob für die Pläne und das Konzept. So meinte ein Plochinger, dass der Park mit dem Punkthaus nicht verkleinert werde und man aus ökologischen Gründen ja in die Höhe bauen solle: „Aus meiner Sicht ist der Park künftig genauso nutzbar wie jetzt auch.“