In den Unterkünften müssen die Menschen schon immer mit Ungleichheit zurechtkommen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Für Geflüchtete aus der Ukraine gelten andere Regeln in Sachen Aufenthalt, Arbeitserlaubnis, Sozialleistungen. Löst das Unmut in den Unterkünften aus?

Wie kommt es bei Geflüchteten aus anderen Ländern an, dass für Ukrainerinnen und Ukrainer andere Regeln gelten? Ein gewisser Frust sei schon spürbar, ist von Ehrenamtlichen zu hören. Dazu passt, dass Sozialarbeiterinnen aus einer Flüchtlingsunterkunft in Hofen jüngst im Bezirksbeirat von Rassismusvorwürfen berichtet haben, die bei ihnen im Haus laut wurden, weil Ukrainer bevorzugt würden. Aber es gibt auch Stimmen, die davor warnen, nun eine Konfliktlinie aufzubauen und das Ganze größer zu machen, als es sei.

„Es gab immer schon Ungerechtigkeiten“, sagt die Fachdienstleiterin für die Flüchtlingsarbeit der Caritas Stuttgart, Doris Trabelsi, die seit 1986 in dem Bereich tätig ist. „Für uns sind alle Geflüchteten gleich“, betont sie – aber in der Realität habe es auch schon zuvor Privilegien und unterschiedliche Regeln gegeben je nach Herkunftsland. Sie erinnert in dem Zusammenhang an die Einteilung in sichere und unsichere Herkunftsstaaten. Auch syrische Geflüchteten seien privilegiert gewesen. Ihnen sei anders begegnet worden als Menschen aus Ländern, wo kein Bürgerkrieg herrscht.

Syrer haben auch unter russischen Luftangriffen gelitten

Dennoch kommt auch bei ihr Unmut an. So beklagten sich Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, dass sie mit den Anliegen für ihre anderen Geflüchteten gerade nicht weiterkämen, weil es „einen Stau auf den Ämtern“ gebe. Einige belaste das gerade sehr. Vor allem die Probleme bei der Ausländerbehörde hätten sich noch mal verschlimmert. Die Digitalisierung sei nicht vorangeschritten. „Man könnte schon erwarten, dass es besser läuft“, sagt Trabelsi.

Was die geringeren Hürden angeht, die für Menschen aus der Ukraine gelten, hofft Doris Trabelsi, dass letztlich auch Schutzsuchende aus anderen Ländern profitieren werden von „diesem Versuch, wie man anders mit Geflüchteten umgehen kann“. Ganz ähnlich formuliert es auch Asylpfarrer Joachim Schlecht. Er würde sich zum Beispiel wünschen, dass auch andere Geflüchtete schneller und leichter arbeiten dürfen, was die Integration enorm erleichterte. Schlecht berichtet zudem, dass es durchaus auch Solidarität von Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern mit den Menschen aus der Ukraine gebe: Gerade Syrerinnen und Syrer, die selbst unter russischen Luftangriffen gelitten haben, wie in Aleppo, könnten sich natürlich ganz anders in deren Lage hineinversetzen.