Seit Jahren bleiben regelmäßig Kleinlastwagen in einer Unterführung in Weinstadt hängen. Die Stadt sieht mittlerweile keine Lösung mehr, das zu verhindern.
Im Dezember vor fünf Jahren kam es gleich im Doppelpack. „Die Laster stecken jetzt im Stundentakt fest“ titelte unsere Zeitung – zugegebenermaßen etwas pointiert. Innerhalb von nur 24 Stunden war jeweils ein Kleinlastwagen in jener Weinstädter Unterführung stecken geblieben, die sich schon damals redlich den Titel Transporter-Falle verdient hatte.
Immer wieder ähnliche Vorfälle
Bereits etliche Jahre zuvor hatte es immer wieder ähnliche Vorfälle gegeben. Der erste in unserem elektronischen Archiv verbriefte stammt aus dem Jahr 2001: „Ein Wohnmobil ist in der Unterführung beim Bahnhof in Weinstadt-Beutelsbach stecken geblieben. Der Fahrer hatte Warnschilder und Blinklichter missachtet und war mit seinem drei Meter hohen Mobil in die nur zwei Meter hohe Unterführung gefahren. Ein Abschleppunternehmen zog das Fahrzeug heraus. Schaden: 20 000 Mark.“
Die Serie setzt sich bis heute mit unzähligen Folgen fort: Erst vor wenigen Tagen schnappte die Falle wieder einmal zu. Der 62-jährige Fahrer eines Wohnmobils musste schmerzlich, beziehungsweise über einen veritablen Blechschaden, feststellen, dass sein Fahrzeug ein paar Zentimeter zu hoch konstruiert war, um auf direktem Wege von der Ortsmitte Beutelsbach in Richtung Canon-Kreuzung zu gelangen. Der Camper musste mit einem mechanischen Seilzug von der Feuerwehr befreit werden. Für den anderthalbstündigen Einsatz waren zehn Einsatzkräfte beschäftigt. Die Reparatur des Fahrzeugs wird laut Einschätzung der Polizei mindestens 10 000 Euro kosten.
Die Stadt sieht alle Mittel ausgeschöpft
Bei der Stadt Weinstadt scheint man sich mittlerweile mehr oder weniger mit der Situation abgefunden zu haben. Man habe in der Vergangenheit viele Möglichkeiten geprüft, wie solche Unfälle vermieden werden können – und „alles Erdenkliche“ getan, um Verkehrsteilnehmer auf die Durchfahrtshöhe aufmerksam zu machen, sagt eine Stadtsprecherin. Bis zum Jahr 2013 seien zig verkehrsrechtliche Regelungen erlassen worden – Tempo 30, Durchfahrtshöhe bis maximal zwei Meter, Blinklichter mit LEDs, neonleuchtende Hintergründe werden als Beispiele genannt. 2017 sei eine zusätzliche Höhenbegrenzung aufgehängt worden. Zudem sei die Tunneleinfahrt inzwischen am oberen Rand auffällig rot markiert.
Wer sich der Unterführung nähere, werde also mehrfach und auf verschiedene Art und Weise auf die Höhenbegrenzung aufmerksam gemacht. Dennoch komme es immer wieder zu Unfällen, weil Verkehrsteilnehmer ihre Fahrzeughöhe nicht kennen oder nicht die notwendige Aufmerksamkeit im Straßenverkehr aufbrächten. „Der Stadt Weinstadt tut es um jeden einzelnen Fahrzeugführer leid, der an dieser Stelle hängen bleibt“, versichert die Stadtsprecherin, aber man sei mittlerweile überzeugt, dass sämtliche möglichen Lösungsvorschläge bis hin zu sensorgesteuerten Ampelanlagen bereits durchgesprochen worden seien.
Tieferlegung nicht finanzierbar
Eine Tieferlegung der Straße komme zum einen nicht infrage, weil die Steigung der Straße in Richtung Beutelsbach zu groß würde. Außerdem müssten auch Zubringerstraßen und Gehwege tiefergelegt werden, ebenso Versorgungsleitungen, die unter der Straße verlaufen. „Das wäre ein Millionenvorhaben, das die Stadt nicht stemmen möchte.“
Und den Verkehr umlenken und die Unterführung sperren? Das hätte große Auswirkungen auf den Verkehr in Weinstadt – das habe eine zweiwöchige Sperrung wegen Bauarbeiten für den Glasfaserausbau im vergangenen Sommer gezeigt, heißt es seitens der Stadt. Die Maßnahme habe zu erheblichen Staus im Stadtgebiet geführt und offensichtlich gemacht, wie wichtig diese Verkehrsachse als Verbindung zwischen den Stadtteilen sei.
Das Fazit des Oberbürgermeisters Michael Scharmann, der sich nach seinem Amtsantritt mit viel Elan der leidigen Angelegenheit angenommen hatte: „Wir haben lange an Möglichkeiten getüftelt, wie wir die Situation an der Unterführung in Beutelsbach lösen können, und inzwischen viele Warnungen eingebaut. Trotzdem bleiben unaufmerksame Fahrer immer wieder dort hängen. Das tut mir sehr leid für jeden Einzelnen – aber wir müssen wohl mit dieser Situation leben“.
Aber wohl auch mit ein wenig Häme. So hat es sich etwa eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „DIE Unterführung (Beutelsbach)“ zur Aufgabe gemacht, die Steckenbleiber lückenlos zu dokumentieren. Laut Angaben des sozialen Netzwerks werden dort im Schnitt zehn Beiträge pro Jahr verfasst. Der jüngste jedoch aus der Nachbarkommune Winterbach, wo sich – ebenfalls in einer Bahnunterführung – ein Wohnmobil festgefahren hatte. Der dortige Bürgermeister sei wohl ein bisschen neidisch gewesen, dass sein Heimatort (Müller stammt aus Beutelsbach ) immer in der Zeitung erwähnt werde, heißt es in einem Kommentar. Die Antwort: „Schaffen die aber nicht!“