14.12.2015 PKW-Brand nach Raubüberfall auf Kurierfahrzeug in Kirchheim

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Im Dezember 2015 war ein Werttransporter in Kirchheim überfallen worden. Jetzt hat die Polizei zwei Tatverdächtige festgenommen. Nach einem dritten Mann wird noch gesucht.

Kirchheim (pol)Dieser Fall würde bestimmt auch viele Fans des „Tatorts“ oder von CSI Miami unter Spannung setzen: Lange Zeit tappen die Ermittler im Dunkeln, selbst ein bundesweiter Medienaufruf in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ bleibt erfolglos – und erst ein externer Hinweis sehr viel später bringt den Durchbruch. Im Schnelldurchlauf ist das seit Dezember 2015 in Kirchheim so geschehen, wo damals ein Transporter mit Schmuck und Edelmatellen brutal ausgeraubt wurde. Seit dem 9. Januar dieses Jahres ist der Fall nun so gut wie gelöst, wie die Polizei an diesem Freitag mitteilte.

Die Kripo hat in Rastatt und Pforzheim zwei Tatverdächtige festgenommen. Gegen eine dritte Person wird weiter ermittelt, sie ist derzeit auf freiem Fuß. Die inhaftierten 33 und 35 Jahre alten Männer, deutsche Staatsbürger mit kasachischen Wurzeln, stehen laut Pressemitteilung der Polizei unter „dringendem Tatverdacht“, den Raub in der Kirchheimer Heinkelstraße begangen zu haben. Der Abgleich der am Tatort sichergestellten DNA-Spuren war positiv, wie Polizeisprecher Michael Schaal bestätigt: „Der Hinweis im vergangenen Jahr hat einen neuen Ermittlungsansatz gebracht. Dann haben die Beamten nochmal richtig Gas gegeben“ – und sind belohnt worden.

Rückblende: Am Abend des 14. Dezember 2015, einem Montag, war ein 78-Jähriger mit seinem Transporter auf der Rückfahrt von einer Kurierfahrt aus München zum Sitz der Firma, für die er arbeitete. Gegen 19.30 Uhr bog er im Kirchheimer Gewerbegebiet Bohnau in die Heinkelstraße ein und musste anhalten, weil ein Alfa quer auf der Straße stand. Aus diesem Auto stürmten plötzlich zwei Männer auf den Transporter zu, schlugen die Fahrerscheibe ein, öffneten die Tür und traktierten den 78-Jährigen. Dieser wehrte sich und konnte leicht verletzt über die Beifahrerseite fliehen. Die Täter fuhren danach mit beiden Autos über die Einsteinstraße in Richtung Tannenbergstraße und setzten die Fahrzeuge kurz vor der Autobahnbrücke auf Höhe der Gasdruckanlage in Brand. Zuvor hatten sie Edelmetalle und Schmuck im Wert von mehr als 100 000 Euro in einen dritten Wagen geladen, mit dem sie flohen. Streifenwagen mehrerer Polizeipräsidien und ein Polizeihubschrauber fahndeten umgehend nach den Tätern – ohne Erfolg. Die Ermittler fanden in den Folgetagen heraus, dass der Alda im September zuvor stillgelegt worden war, dessen letzter Halter aus dem Raum Germersheim stammt und am Wagen ein Tübinger Kennzeichen angebracht war, geklaut am Tag der Tat von einem Ford in unmittelbarer Nähe der Autobahn-Ausfahrt Heimsheim. Weitere Ermittlungen, Zeugenaufrufe und auch „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ brachten die Beamten nicht zum Erfolg. Da die jetzt gefassten Männer nicht polizeibekannt waren, ergab ein DNA-Abgleich damals ebenso keinen Treffer – anders als jetzt im Januar 2019.

Auf den Hinweis, der letztlich zum Ermittlungserfolg führte, geht die Polizei auf Nachfrage nicht näher ein. Das habe mit den Ermittlungen zu tun, da bitte man um Verständnis, sagt Sprecher Michael Schaal und ergänzt angesprochen auf die lange Ermittlungszeit: „So ein brutaler Fall gerät nicht in Vergessenheit. Der lässt einen nie kalt, wird nicht zur Seite oder in eine Schublade gelegt.“ Der Ermittler-Ehrgeiz sei vielmehr fortwährend vorhanden, die Beamten prüften zum Beispiel, ob mit neuen Analyse-Techniken sichergestellte Spuren zu neuen Erkenntnissen führen könnten. „Je schlimmer der Fall, umso mehr Herzblut beim Ermittler“, sagt Schaal.

Wie in den meisten „Tatort“-Folgen, so hat sich auch dieser Ehrgeiz nun ausgezahlt. Die beiden Tatverdächtigen sind am 10. Januar 2019 dem zuständigen Haftrichter am Amtsgericht Stuttgart vorgeführt worden, wie es in der Polizeimitteilung heißt. Dieser habe die von der Staatsanwaltschaft Stuttgart beantragten Haftbefehle erlassen, die Männer sind mittlerweile in Untersuchungshaft. Bis der Abspann in diesem Krimi läuft, kann es aber noch ein Weilchen dauern. Die Ermittlungen zum dritten Tatverdächtigen sind schließlich noch nicht abgeschlossen.

38 Hinweise nach Fernseh-Sendung

Ausstrahlung: Genau ein Jahr nach dem brutalen Raubüberfall in der Kirchheimer Heinkelstraße hat es der Vorfall aus dem Gewerbegebiet Bohnau in die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ geschafft. „Dort sind große Fälle zu sehen, die bundesweite Bedeutung haben“, sagt Michael Schaal vom Reutlinger Polizeipräsidium.

Hinweise: Im Anschluss an die Ausstrahlung am 14. Dezember 2016 gingen insgesamt 38 Hinweise bei der Polizei ein, wie damals ein Sprecher der Behörde in Reutlingen bestätigte. Anrufer hätten beispielsweise Hinweise auf eine Taschenlampe und auf Fahrzeuge gegeben. Geholfen hat all das den Ermittlern allerdings nicht.