Zugtoiletten sind nicht alle gleich. Es gibt Lokführertoiletten, Fallrohrtoiletten, Hochtoiletten, Universal WCs, Chemietoiletten, rollstuhlgerechte Toiletten oder den guten alten Nachttopf. Im DB Museum Nürnberg kann man jetzt ganz tief in die Geschichte des stillen Örtchens in Zügen eintauchen.
Einst jagte der Besuch der Zugtoiletten vielen Menschen einen Schauer über den Rücken: Denn das kleine oder große Geschäft landete direkt auf den Gleisen und auf dem Örtchen war es alles andere als still und heimelig.
Wie sich die Zugtoilette vom Plumpsklo zum Vakuum-WC mit geschlossenem System entwickelte, zeigt ab Freitag (26. April) die Ausstellung „Unter Druck“ im DB Museum in Nürnberg (Lessingstraße 6, Telefon 0800 / 32 68 73 86, geöffnet Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertage 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen).
Zugtoiletten im Wandel der Zeit
Bismarck, Cinderella und die Zugtoilette
„Jeder hat eine Verbindung zur Zugtoilette“, sagt Museumsdirektor Oliver Götze. Dennoch sei die Ausstellung die erste in Deutschland, die sich mit der Geschichte der Zugtoilette beschäftige.
Zu sehen sind dort mehr als 150 Exponate unter anderem der Nachttopf aus Reichskanzler Otto von Bismarcks Salonwagen, Zugtoiletten von etwa 1860 bis heute und auch Ideen für die Zukunft, darunter der Prototyp „Cinderella“, eine Toilette für das Lokpersonal.
„Dienstfrauen“: Der erste Frauenjob bei der Bahn
Die Ausstellung sei ein Spiegelbild der deutschen Geschichte, betont Götze. Viele sozialgeschichtliche Aspekte sind mit der Zugtoilette verbunden. So war nach deren Einführung 1896 der Berufszweig der „Dienstfrauen“ entstanden, die für die Reinigung verantwortlich waren – die ersten Jobs für Frauen bei der Bahn.
Die Bahnhofstoiletten wiederum zählten zu den ersten öffentlichen Toiletten, denn bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es keine in Zügen. Reisende mussten ihr Geschäft bis zum Halt am nächsten Bahnhof unterdrücken.