Zugeparkte Kreuzungen und zu schnell fahrende Autos sind nur zwei von vielen Problemen auf Schulwegen von Kindern. Foto: dpa/Patrick Pleul

Viele Mütter und Väter haben ein mulmiges Gefühl, wenn sie ihre Kinder allein zur Schule schicken. Was macht Stuttgarts Schulwege so gefährlich? Und wie können sie sicherer werden? Wir geben Antworten.

Die Vogelsangschule im Stuttgarter Westen ist erneut trauriger Spitzenreiter im Schulweg-Check 2024 der Initiative Kidical Mass. 30 Gefahrenstellen haben Ehrenamtliche des Bündnisses bei einer Stichprobe im Herbst dokumentiert. Rund um die Ameisenbergschule und die Grundschule Ostheim in S-Ost waren es 24 kritische Punkte. Auf dem Weg zur Marienschule im Süden waren es 18, rund um die Schwabschule im Westen 20 potenziell gefährliche Situationen.

„Die von der Stadt empfohlenen Schulwege zu den Stuttgarter Grundschulen sind unsicher“, so das Fazit der Initiative. Für den Schulweg-Check hatten zehn Mitglieder an einem Oktobermorgen zwischen 7 und 8 Uhr die Wege zu 13 Grundschulen in Stuttgart unter die Lupe genommen und dabei „196 schwerwiegende Parkverstöße und andere vermeidbare Gefahrenstellen wie etwa schlecht abgesicherte Baustellen“ dokumentiert. Im Vergleich zum Vorjahr, als 166 vermeidbare Gefahrenstellen auf 13 Schulwegen festgestellt worden seien, habe sich die Situation damit deutlich verschlechtert, so die Initiative.

Immer mehr Gefahrenstellen auf Stuttgarter Schulwegen

Dieses Bild wird von der Aktion „Achtung, Schulweg!“ unserer Zeitung bestätigt. Von Ende Juli bis Mitte Oktober waren Eltern dazu aufgerufen, Gefahrenstellen auf den Schulwegen ihrer Kinder zu melden. Möglich war das über ein von dem Recherchenetzwerk Correctiv zur Verfügung gestelltes Online-Tool. Fast 1400 Meldungen gingen bei uns in der Redaktion ein – die meisten zur Vogelsangschule in Stuttgart-West. Einen Überblick mit vielen Grafiken und Statistiken zu unserer Aktion ist über diesen Link zu finden.

An acht Stellen soll nun nachgebessert werden

Die Stadt Stuttgart hat die Aktion begleitet. Unsere Redaktion hat alle eingegangenen Meldungen gesichtet und sortiert und dem Ordnungsamt eine Auswahl von zehn potenziell gefährlichen Stellen auf Schulwegen vorgelegt. Die Stellungnahme der Verwaltung zu diesen zehn kritischen Punkten ist in diesem Text nachzulesen. Und die gute Nachricht: Fast überall will die Verwaltung jetzt nachbessern.

Gefahren durch enge Straßen und fehlende Gehwege

Gefahrenstellen gibt es nicht nur in den dicht besiedelten Stuttgarter Innenstadtbezirken mit viel Autoverkehr. Eine Geschichte aus dem beschaulichen Heumaden zeigt, dass es gerade auch in historischen Ortskernen Probleme geben kann, weil die Gehwege schmal, die Straßen eng und nicht auf die heutigen Verkehrsmengen ausgelegt sind. Welche Möglichkeiten für Verbesserungen sieht hier die Stadt? Das lesen Sie hier.

Schmale Straßen, kein Gehweg und manchmal auch noch Baustellen – das macht es Kindern schwer, sicher zur Bushaltestelle „Rose“ in Heumaden zu kommen, besonders jetzt im Winter, wenn es dunkel ist. Foto: Zophia Ewska

Wann ein Zebrastreifen sinnvoll ist

Die Aktion „Achtung Schulweg!“ hat vor allem eines gezeigt: Eltern wünschen sich mehr Zebrastreifen, damit ihre Kinder sicher die Straße überqueren können. Doch nicht immer ist ein Fußgängerüberweg sinnvoll. Zudem müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit eine Kommune die weißen Linien auf die Fahrbahn pinseln darf. Welche das sind und warum das Überqueren einer Straße mit Zebrastreifen gefährlicher sein kann als ohne, ist in diesem Artikel nachzulesen.

Wie viele Unfälle auf Schulwegen wirklich passieren

Knapp 1400 gemeldete Gefahrenstellen auf Schulwegen – diese immense Zahl zeigt, wie wichtig das Thema für Eltern ist. Sie wünschen sich mehr Sicherheit für ihre Kinder. Doch wie gefährlich sind die Schulwege in Stuttgart wirklich? Diese Statistik mit sehr detaillierten Zahlen zeigt, wie viele Unfälle in der Vergangenheit wirklich passiert und wie viele Kinder dabei verletzt worden sind.

Ambitionierte Eltern treffen auf abgebrühte Verwaltungen

Doch auch wenn mit Blick auf die tatsächlichen Unfallzahlen zum Glück relativ wenig passiert, bleibt bei vielen Müttern und Vätern das Gefühl, dass Stuttgart vor allem eine autogerechte Stadt ist. Die Stadt darf dieses Gefühl nicht einfach ignorieren. Wie ein möglicher Ausweg aussehen könnte, zeigt dieser Meinungsbeitrag. In einem weiteren Kommentar wird ein Perspektivwechsel gefordert. Wer wirklich etwas für die Kinder in seiner Stadt tun wolle, müsse sie stärker in Entscheidungen einbeziehen, die sie betreffen, so die Argumentation.

Was Kinder über ihren Schulweg erzählen

Auch wir haben die Kinder bewusst in unsere Berichterstattung zu Wort kommen lassen. Warum sie gerne zur Schule laufen und nicht von den Eltern gebracht werden wollen, und was sie auf ihrem Weg alles erleben, haben uns fünf Fünftklässler in dieser Geschichte erzählt. Zudem haben wir Kinder gefragt, was sie auf ihrem Schulweg besonders stört und was es ihrer Meinung nach braucht, damit Kinder sicher an ihr Ziel kommen. Die Antworten sind über diesen Link zu finden.

Das Problem mit den Elterntaxis

Die Aktion „Achtung Schulweg!“ hat vor allem eines gezeigt: Eine der Hauptgefahrenquellen vor Schulen sind die Elterntaxis. Das Problem ist also ein stückweit hausgemacht. Wir haben uns vor der Riedseeschule in Möhringen umgeschaut und eine Familie auf ihrem Schulweg begleitet. Warum auch diese ab und an das Elterntaxi nutzt und welche Gefahrenstellen die zwei Töchter auf ihrem relativ kurzen Schulweg benennen, ist hier nachzulesen.

Bei welchen Themen die Wogen besonders hoch schlagen

Zum Abschluss der Aktion „Achtung, Schulweg!“ hat unsere Redaktion zu einer Podiumsveranstaltung ins Familienzentrum Merlin eingeladen. Worüber Vertreter von Schule, Stadt und Polizei mit den rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern diskutiert haben und bei welchem Thema die Wogen besonders hoch schlugen, steht in diesem Beitrag.