Anzeigen versprechen oft das Blaue vom Himmel, bei der Besichtigung sollten Interessenten die Augen offen halten. Foto: Fotolia - Fotolia

Wer eine Immobilie kaufen will, kann schon bei der ersten Besichtigung ein paar wichtige Dinge abklopfen.

EsslingenJede Immobilie hat ihren ersten Eindruck. Und der ist für alle Menschen erst einmal rein subjektiv. „In den künftigen eigenen vier Wänden sollte man sich vor allem wohlfühlen“, sagt Rainer Sommer, Leiter des Esslinger Immobiliencenters der Kreissparkasse. Der Experte empfiehlt deshalb, vor dem Kauf eines gebrauchten Hauses oder einer Wohnung den Blick zu schärfen für die alles entscheidende Frage: Kann aus dem besichtigten Objekt tatsächlich die Traumimmobilie fürs Leben werden?

„Für die grundlegende Expertise sollte man zwar möglichst einen Fachmann oder Sachverständigen hinzuziehen. Doch auch für den Laien gibt es eine ganze Reihe von Anhaltspunkten, die er vor dem Erwerb einer Immobilie abwägen kann“, erklärt Sommer. Der Leiter des Immobiliencenters hat einige Tipps für Immobilienbesichtigungen zusammengestellt, auf die jeder selber achten kann.

Beim Kauf einer gebrauchten Immobilie stehen häufig Renovierungsarbeiten an. Es stellt sich daher immer die Frage, in welcher Höhe neben dem Kaufpreis noch Kosten für die Renovierung anfallen. Tipp des Fachmanns: „Um nach dem Kauf keine unliebsame Überraschung zu erleben, sollte man sich konkrete Kostenvoranschläge der geplanten Maßnahmen erstellen lassen. Wenn klar ist, welche Reparaturen technisch notwendig sind und welche eher optischer Natur oder geschoben werden könnten, fällt die Kaufentscheidung leichter“, erläutert Sommer.

Im Zweifel den Meterstab zücken

Bei einem Großteil von Immobilienkäufen stellen die Erwerber erst nachträglich fest, dass die Angaben zu den Wohnflächen in den Unterlagen nicht ganz korrekt waren. „Hier hilft ein Blick in die Bauakte, um die Angaben zu überprüfen. Für den ersten, groben Überblick reicht auch der Griff zum Meterstab“, sagt der Immobilienexperte.

Sind geringe Heizkosten ein Indiz für eine gute Wärmedämmung? Experte Sommer empfiehlt, auch hier genauer hinzuschauen: Immobilien, die in den Abrechnungen nur geringe Heizkosten aufweisen, sind grundsätzlich erst einmal gut gedämmt. Es lohnt sich aber nachzufragen, ob das Objekt auch ganzjährig bewohnt war. Oft werden Immobilien nach einer Leerstandsphase verkauft, bei denen sich aufgrund fehlender Nutzung zwangsläufig ein geringer Verbrauch die Heizkosten senkt.

Bei den regelmäßig zu erstellenden Schornsteinfegerberichten kann es sein, dass sich darin trotz defekter Heizungen kein negativer Vermerk finden lässt. Der Grund: Es werden lediglich die Abgaswerte überprüft. Hier rät Sommer dazu, möglichst einen Fachmann hinzuziehen, der die gesamte Heizungsanlage in Augenschein nimmt.

Auch auf die Baugenehmigung selbst sollten potenzielle Immobilienkäufer achten: Bei Bestandsimmobilien kommt es immer wieder vor, dass Baukörper auf dem Grundstück nicht genehmigt sind. Bei nachträglichen Anbauten, Garagen, Wintergärten oder Gartenhäusern sollte deshalb darauf geachtet werden, dass diese entweder von den Behörden genehmigt oder genehmigungsfrei sind. „Im schlimmsten Fall kann eine fehlende Baugenehmigung bis zum Abriss des entsprechenden Gebäudeteils führen“, betont der Fachmann.

Häufig stellt sich Immobilienkäufern die Frage nach dem Alter der Fenster. „Dies herauszufinden ist vergleichsweise einfach“, weiß Sommer. „In der Regel ist das Baujahr eines Fensters zwischen den Scheiben oder einer Tür in der Leibung eingedruckt. Hier kann man meist auch erkennen, welchen Dämmwert das jeweilige Bauteil hat“. Alte Fenster und Türen müssen nicht zwingend ausgetauscht werden, wenn sie in einem guten Zustand sind. Sie weisen in der Regel aber häufig schlechtere Dämmwerte als moderne Produkte auf. Unangenehmer Luftzug bei Fenstern und Türen kann häufig durch das Erneuern poröser Dichtungen schon für kleines Geld beseitigt werden.

Immobilienexperte Sommer rät, eine Immobilie immer ausgiebig und in Ruhe zu besichtigen. Danach sollte konkret aufgestellt werden, welche Kosten bis zum Einzug anfallen: „Auf dieser Basis können die Experten der Bank oder Sparkasse eine Baufinanzierung ausarbeiten.“red