Leere Vorlesungsräume an den Universitäten – die Universitäten stellen sich in Corona-Zeiten auf digitale Vermittlung der Angebote ein. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Expertenkommission und Hochschulrektoren dringen auf Digitalisierungspauschale, das Ministerium bleibt aber zurückhaltend.

Berlin - Die grüne Bundestagsfraktion möchte eine Digitalisierungspauschale für Hochschulen. Sie soll auf der Grundlage der Studierendenanzahl je Hochschule ermittelt werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Sprecherin der Fraktion für Innovationspolitik, Anna Christmann, in die Haushaltsberatungen des Bundestags eingebracht. Dafür sollen für die beiden kommenden Jahre jeweils 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

Der Antrag nimmt eine Empfehlung der Expertenkommission Forschung und Innovation auf. Sie besteht aus sechs Wissenschaftlern, die der Bundesregierung jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vorlegt. In ihrem Jahresgutachten 2019 hatten die Experten eine Digitalisierungspauschale als „probates Mittel“ empfohlen. Auch der Vorsitzende der Hochschulrektoren-Konferenz, Peter-André Alt nannte jüngst eine solche Pauschale „einen vernünftigen Schritt“.

Hintergrund der Debatte ist die Tatsache, dass auch im aktuelle Wintersemester die Lehre weitgehend mit digitalen Angeboten bestritten werden muss. Wie drastisch die Umstellung ausfällt, zeigt eine aktuelle Umfrage des deutschen Stifterverbandes unter 11 000 Studierenden und mehr als 1800 Lehrkräften. Wurden im Wintersemester 2019/20 gerade einmal zwölf Prozent der Lehrangebote digital zur Verfügung gestellt, hat sich der Anteil seit Beginn der Pandemie auf 91 Prozent erhöht. Diese Umstellung erfolgte in der Regel innerhalb von 30 Tagen.

„Was in der Krise durch außergewöhnliches Engagement funktioniert, trägt noch lange nicht dauerhaft“, sagte die grüne Bildungspolitikerin Anna Christmann unserer Zeitung. „Die Hochschulen benötigen dringend verlässliche Unterstützung vom Bund.“ Ministerin Anja Karliczek (CDU) weist darauf hin, dass im Zukunftsvertrag „Studium und Lehre stärken“ bereits viel Geld für die Digitalisierung an Hochschulen stecke. Ab 2021 bis 2023 flössen 1,88 Milliarden Euro.