Eigentlich hat das Ausbildungsjahr schon begonnen. Doch einigen Branchen fällt es besonders schwer, Nachwuchs zu gewinnen. Auch Einzelhandel und Zahnarztpraxen im Kreis Esslingen suchen weiter. Was die Statistik der Agentur für Arbeit zeigt.
Zum 30. September zieht die Agentur die Bilanz ihrer Bemühungen, Ausbildungsstellen und junge Bewerberinnen und Bewerber zusammenzubringen. Auch in diesem Jahr gibt es im Kreis Esslingen wenige unversorgte Jugendliche und etliche unbesetzte Stellen. Dabei haben einige Branchen besondere Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden.
Die Herausforderungen, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen, seien eher größer geworden, konstatiert Karin Käppel, Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen, die auch für den Kreis Esslingen zuständig ist. Von Oktober 2023 bis September 2024 wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Göppingen und dem Jobcenter Landkreis Esslingen insgesamt 3467 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 180 oder 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ende September waren noch 367 Stellen unbesetzt. Demgegenüber standen 50 unversorgte Bewerber – ein Verhältnis von 100 zu 14. Insgesamt hatten 2373 junge Männer und Frauen die Ausbildungsvermittlung in Anspruch genommen – 127 oder 5,7 Prozent mehr als im vorherigen Berufsberatungsjahr.
„Da wir gerade am Übergang von der Schule ins Berufsleben auf niemanden verzichten können, haben wir mit unseren Netzwerkpartnern am Ausbildungsmarkt große Anstrengungen unternommen und für die duale Ausbildung geworben. Kein junger Mensch darf verloren gehen, denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen, und die werden dringend gebraucht“, sagt Karin Käppel.
Diese Branchen hatten es schwer
Der Ausgleich am Ausbildungsmarkt werde seit Jahren dadurch erschwert, dass Angebot und Nachfrage oftmals nicht zusammenpassen, erläutert die Agentur für Arbeit in ihrem Bericht. Dabei geht es um regionale, berufsfachliche oder qualifikatorische Hindernisse. Beispielsweise sei der Ausbildungsplatz teilweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu schwer zu erreichen, es fehlten teilweise schulische Qualifikationen oder die Berufswünsche der jungen Menschen passten nicht zu den angebotenen Ausbildungsstellen. Besonders schwer fiel die Besetzung den Angaben zufolge im Einzelhandel, bei zahnmedizinischen Fachangestellten, im Verkauf und als Anlagenmechaniker Sanitär und Heizung. In diesen Bereichen blieben am Ende die meisten Stellen unbesetzt. „Auch der Trend zur weiterführenden Schule ist ungebrochen“, schreibt die Agentur für Arbeit.
Ein Viertel bleibt in der Schule
1166 der Bewerberinnen und Bewerber im Kreis Esslingen – also knapp die Hälfte – haben in den vergangenen Wochen tatsächlich eine Berufsausbildung begonnen. „Etwa ein Viertel wählten einen weiteren Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium, und 1,4 Prozent nahmen an einer geförderten Qualifizierung wie einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme oder einer Einstiegsqualifizierung teil“, so die Agentur weiter. Einige weitere haben dagegen eine Arbeit aufgenommen, engagieren sich in gemeinnützigen sozialen Diensten oder haben sich arbeitslos gemeldet. Von etwa zwölf Prozent der Bewerber liege keine Rückmeldung vor.
Für die noch unversorgten Azubi-Anwärter arbeitet die Agentur weiter daran, eine passende Stelle zu finden, die Vermittlungsaktivitäten würden bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Mit unbesetzten Ausbildungsplätzen, freien Einstiegsqualifizierungen, außerbetrieblichen Ausbildungsstellen und Berufsvorbereitungsmaßnahmen stünden noch viele Angebote zur Verfügung.