Bis Ende September sollen Bürger und Interessenvertreter in den Umbau der Krankenhaus-Landschaft eingebunden werden.
Der Klinikverbund Südwest (KVSW) stößt einen umfangreichen Prozess an, um mit Bürgerinnen und Bürgern sowie betroffenen Gruppen in den Dialog einzusteigen. Hintergrund ist, dass der Verbund mit seinen sechs Krankenhäusern in den Kreisen Böblingen und Calw vor einer tief greifenden Restrukturierung steht. Dazu hat die Beratungsfirma Lohfert & Lohfert ein ausführliches Gutachten angefertigt. In den vergangenen drei Wochen wurde dieses Gutachten in zwei Bürgerinformationsveranstaltungen, zwei öffentlichen Kreistagssitzungen sowie sechs internen Betriebs- und Mitarbeiterversammlungen vorgestellt.
Ausschlaggeber dafür waren sowohl die vom Bund angestrebte Krankenhausreform, der zunehmende Mangel an Fachkräften im Klinikbereich sowie ein enormes Defizit des Klinikverbunds von erwarteten 70 Millionen Euro allein im laufenden Jahr. Angestrebt wird eine neue Medizinkonzeption bis zum Jahr 2030, die den Status der Krankenhäuser verändert und einzelne Bereiche im neuen Flugfeldklinikum bündelt, die an anderer Stelle wegfallen. So soll etwa Herrenberg keinen 24-Stunden-Betrieb mehr haben und zu einem geriatrischen Fachkrankenhaus umgebaut werden.
Postfach für Fragen eingerichtet
An diese Vorstellung der Gutachter soll nun ein umfangreicher Dialog- und Einbindungsprozess anknüpfen. Über 70 Interessenvertreter, darunter Ansprechpartner aus dem Bereich der niedergelassenen Ärzte, der Rettungsdienste und weitere Kooperationspartner wurden angeschrieben und um Stellungnahme bis Ende September gebeten. Eine vor wenigen Tagen schon eingerichtete Homepage wird künftig zentral beim KVSW hinterlegt. Dort ist auch ein elektronisches Postfach eingerichtet, an das Fragen gerichtet werden können: medizinkonzeption@klinikverbund-suedwest.de
Zeit bis Ende September
„Es war uns ein großes Anliegen, frühzeitig und von Beginn an transparent über das Fachgutachten zu informieren. Im weiteren Prozess werden wir nun den Dialog mit den betroffenen Interessenvertretern suchen und die eingehenden Stellungnahmen, Anregungen und Fragen auswerten und in den Entscheidungsprozess der Gremien einfließen lassen. Wir arbeiten mit Hochdruck darauf hin, dass die Medizinkonzeption noch in diesem Jahr beschlossen werden kann, damit Klarheit für alle Beteiligten besteht und die Umsetzung starten kann. Angesichts der prekären Situation im deutschen Krankenhaussystem müssen wir im Klinikverbund Südwest schnell und entschlossen handeln, um vor der Welle zu sein und den Klinikverbund zukunftsfähig aufzustellen“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender des KVSW.
Erklärungen für Nicht-Mediziner
Die angeschriebenen Interessenvertreter haben bis Ende September Zeit, ihre Stellungnahmen einzureichen. Über die genannte Mail-Adresse können auch alle Bürgerinnen und Bürger Fragen und Anregungen adressieren. Die Fragen und Anregungen der Mitarbeitenden des Klinikverbunds werden KVSW-intern aufgenommen. Die Beiträge werden im Zuge des laufenden Dialog- und Einbindungsprozesses ausgewertet und finden Eingang in die weiteren Gremienberatungen.
Rückmeldungen sollen in Beratungen einfließen
Zudem werden die Fragen, die zum aktuellen Zeitpunkt beantwortet werden können, gesammelt nach und nach auf der Website beantwortet. Dort wird zeitnah auch das Fachgutachten in der Langfassung zur Verfügung gestellt, ergänzt um allgemein verständliche Erklärfolien, damit es auch für Interessierte aus nicht medizinischen Bereichen besser verständlich ist. Das war eine häufig geäußerte Kritik am Rande der ersten Vorstellungen des Fachgutachtens.