Die langen Einkaufsnächte steigern die Attraktivität der City. Foto: Lichtgut

Eine Umfrage unter Bürgern und Besuchern in Stuttgart zeigt: Die Erreichbarkeit bleibt das große Problem der Stadt. Die Cityinitiative indes macht Vorschläge.

Stuttgart - Was macht die Innenstadt für Menschen attraktiv? Mit dieser Frage ist Sven Hahn schon im April des vergangenen Jahres als City-Manager gestartet. Hahn wollte nicht länger im Nebel stochern, er wollte Fakten. Nun hat er sie. Zusammen mit der Hochschule für Technik hat die City-Initiative Stuttgart (CIS) erforscht, was Stuttgart aus Kundensicht anziehend macht.

Dabei wurden in zwei Umfragen 550 Personen befragt und von Kai Kraus in seiner Einser-Abschlussarbeit als Master im Fach Wirtschaftspsychologie ausgewertet. Der Ansatz lautete, dass 31 unterschiedliche Faktoren in ihrer Summe die Attraktivität einer Großstadt bestimmen. „In der ersten Umfrage haben wir erforscht, wie hoch die Bedeutung der einzelnen Faktoren ist“, erklärt Kraus, „in der zweiten haben wir diese Faktoren mit Blick auf Stuttgart bewertet.“

Unter den 31 Standortfaktoren waren den Befragten folgende Punkte in dieser Reihenfolge am wichtigsten: Angebotsvielfalt, Sicherheit und Sauberkeit, kurze Wege innerhalb der City, Flair in den Geschäften und die Freizeitangebote. Für Hahn ist damit klar, dass die Stadt auf dem richtigen Weg sei, konzeptionell viel Geld in die Sicherheit und Sauberkeit zu stecken: „Die Bürger legen großen Wert auf die Qualität des öffentlichen Raums.“

Gastronomie ist wichtig

Verfeinert wurden diese Ergebnisse mit der zweiten Umfrage, wobei die Faktoren mit einer Punktzahl zwischen eins und zehn bewertet wurden mussten. Dabei landete die Gastronomie mit 7,83 Punkten auf Platz eins, gefolgt von den Schlagworten Größe der Stadt (7,72), Bedeutung der Stadt im Umkreis (7,58), Öffnungszeiten (7,49) sowie Veranstaltungen und Events (7,45).

Durch den letzten Punkt sieht Hahn sich und die Arbeit der CIS bestätigt: „Als eine Organisation, die Events in Stuttgart veranstaltet, freut es mich, dass diese Arbeit von den Menschen so sehr geschätzt wird.“ Gemeint sind damit unter anderem die langen Einkaufsnächte, aber auch Veranstaltungen wie das Weindorf oder der Weihnachtsmarkt.

Dennoch sieht Sven Hahn noch viel Arbeit vor sich. Denn fünf Faktoren sind bei der Umfrage mit eher schlechten Bewertungen weggekommen. So ist das wichtige Thema Aufenthaltsqualität/Stadtbild nur mit 6,04 von zehn möglichen Punkten benotet worden. Hahn: „Ausgerechnet die wichtigste Kategorie wurde von den Bürgern und Besuchern ausgesprochen schlecht bewertet.“

Fast ähnlich schätzt der City-Manager das schlechte Abschneiden des Faktors Erreichbarkeit der Stadt mit dem ÖPNV, dem Auto, mit dem Rad oder zu Fuß ein. Unter dem Stichwort Mobilität hat dieser Punkt nur die Bewertung 5,98 bekommen. Hier sei noch viel Luft nach oben.

Doch der Citymanager beließ es nicht bei der Klage über die Verhältnisse, er machte einen konkreten Vorschlag, den er auch bei einem Runden Tisch mit Vertretern der Stadt, des Handels und der Kultur Anfang März allen Beteiligten unterbreiten will: „Meine Vision wäre, dass man am wichtigsten Handelstag, dem Samstag, kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Stadt fahren kann“, erklärt Hahn. In anderen Städten wie Ulm, Heilbronn, Augsburg oder Tübingen sei dies ein Erfolgsmodell, das nicht nur die Attraktivität der Innenstadt erheblich steigere.