Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt lädt zum Verweilen ein. Auch in Zeiten der Inflation? Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Die Inflationsrate lag im November 2024 bei 2,2 Prozent. Das macht sich im Geldbeutel bemerkbar. Wir haben nachgefragt: Welchen Einfluss hat die Inflation auf die Weihnachtseinkäufe der Stuttgarterinnen und Stuttgarter?

Zwischen heißen Getränken, Weihnachtssternen und Bratwurst treffen sich an einem Montagnachmittag auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt Menschen jeden Alters. Dass alles teurer geworden ist, merken sie alle. Trotzdem zeigen sich Unterschiede im Umgang mit den Ausgaben, wie eine Straßenumfrage unserer Zeitung ergibt.

An einem Glühweinstand stehen Uschi und Ingrid. Die beiden Rentnerinnen erzählen, für sie mache die Inflation keinen nennenswerten Unterschied. Ingrid begrenze ihre Weihnachtseinkäufe ohnehin sehr, sagt sie. Auch Uschi stimmt dem zu: „Das geht mir ähnlich. Im Rentenalter mit Kindern und Enkelkind achtet man generell ein wenig auf das Geld. Ich war einfach schon immer sparsam. So bin ich zufrieden.“

Uschi und Ingrid sind generell sparsam. Foto: StZN/Kleine

Auch Birgit und Heinz sehen das ähnlich: Die Inflation habe keine Auswirkungen auf ihr Weihnachtsfest. Weihnachten sei zudem mehr als Konsum.

Birgit und Heinz sind sich ebenfalls einig: Die Inflation hat keine Auswirkungen auf ihr Weihnachtsfest. Foto: StZN/Kleine

Anders bei Petra und Gaby: Die beiden Frauen berichten von deutlichen Einschnitten in ihrer Weihnachtsroutine. Gaby erzählt: „Ich bin eigentlich jedes Jahr auf verschiedenen Weihnachtsmärkten unterwegs. Aber dieses Jahr lasse ich den ein oder anderen Besuch ausfallen.“ Petra stimmt zu: „Das Geld sitzt halt einfach nicht mehr so locker.“

Auswirkungen bei der jüngeren Generation

Was sagen junge Menschen zu dieser Thematik? Hier sind die Meinungen ebenfalls gespalten. So erzählt der 19-jährige Junis: „Für mich persönlich hat die Inflation keine Auswirkungen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich dieses Jahr auch erst angefangen habe zu arbeiten. Dadurch habe ich zum ersten Mal mehr Geld zur Verfügung und bin auch großzügiger. Aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass sich die Inflation seit letztem Jahr so stark verändert hat.“

Bei Robin verhält sich das anders. Er ist 22 Jahre alt und nimmt deutliche Unterschiede wahr: „Ich merke, dass die Dinge auf dem Weihnachtsmarkt jedes Jahr teurer werden. Und das wirkt sich natürlich auch auf mich aus. Außerdem merke ich, dass kleinere Einzelhändler teilweise weniger auf den Märkten vertreten sind. Vielleicht weil es sich für die auch einfach nicht mehr lohnt, ihre Waren zu verkaufen. Vor allem nach der Pandemie, wo sie eh schon Probleme hatten.“ Veränderungen merkt er selbst in der ganz jungen Generation: „Wenn ich mit meinem kleinen Bruder einkaufen gehe, beschwert er sich ständig, dass die Gummibärchen teurer werden. Bei den kleinen Beträgen von ein bis zwei Euro fällt das natürlich noch einmal mehr auf.“

Der 22-jährige Robin nimmt deutliche Veränderungen auf dem Weihnachtsmarkt wahr. Foto: StZN/Kleine

Der Einfluss auf Eltern

Esma ist junge Mutter. Sie selbst, erzählt sie, feiere keine Weihnachten. Ihr falle dennoch auf, dass die Geschäfte in der Innenstadt trotz hoher Inflationsrate sehr gut besucht sind. „Aber ich verstehe das. Das haben wir jetzt auch nicht anders gemacht, bei der Black Week zum Beispiel. Man geht einfach einkaufen, weil man muss.“

Mathilde geht es ähnlich. Sie ist ebenfalls Mutter eines kleinen Sohnes. In der Weihnachtszeit falle der 36-Jährigen besonders auf, dass alles teurer werde: „Man merkt die Folgen im normalen Alltag, aber zu Weihnachten bekommt das eine andere Dimension. Gerade wenn man Kinder hat und Geschenke machen will, dann wird Weihnachten zur Priorität. Da achtet man ein paar Wochen und Monate vorher schon mehr auf das Geld. Damit man die Zeit dann auch richtig genießen kann.“

„Mit Kind wird Weihnachten bei den Ausgaben zur Priorität“, berichtet Mathilde. Foto: StZN/Kleine

Auch Kristin merkt die Auswirkungen bei ihren Kindern. Sie zahlt heute für ihren jüngeren Sohn wesentlich mehr als noch vor ein paar Jahren für die ältere Tochter. Abstriche - beispielsweise bei Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt – mache sie aber nicht.

Kristin merkt die steigenden Preise ebenfalls bei ihren Kindern. Foto: StZN/Kleine

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits zu Beginn des Monats berichtete, lief das Weihnachtsgeschäft in Baden-Württemberg zunächst recht schleppend an. So sprach der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) nach dem ersten Adventssamstag von einem Umsatzminus von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für viele Händler ist das Weihnachtsgeschäft von enormer Wichtigkeit – manche Branchen generieren einen großen Teil ihres Jahresumsatzes im letzten Quartal des Jahres.

Mit Material von dpa.