Die Gemeinde Denkendorf schlägt einen niederschwelligen Einstieg in die Ganztagsschule an der Ludwig-Uhland-Schule in Denkendorf vor. Eine Umfrage unter den betroffenen Familien soll den konkreten Bedarf klären.
Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben Grundschüler einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Bisher scheint der Bedarf in Denkendorf nicht allzu groß zu sein. Nicht nur war die Resonanz auf einen Informationsabend für Eltern Anfang April „eher überschaubar“, wie sich der Bürgermeister Ralf Barth ausdrückt, auch hätten sich keine Eltern bei der Gemeinde mit Wünschen nach Ganztagsbetreuung gemeldet. Die Kommune überlegt nun, welches Angebot den Bedürfnissen von möglichst vielen Denkendorfer Familien am besten entgegenkommt.
Um dem Rechtsanspruch gerecht zu werden, stehen verschiedene Modelle zur Wahl. Am weitesten geht eine verpflichtende Ganztagsgrundschule, die alle Kinder besuchen müssen. Bei der Ganztagsschule in Wahlform müssen sich diejenigen Kinder, die sie besuchen wollen, für jedes Schuljahr verbindlich anmelden. Dritte Option ist eine Halbtagsgrundschule mit kommunaler Betreuung außerhalb der Schulzeiten, deren Umfang die Eltern individuell wählen. In jedem Fall müssten acht Stunden Betreuung an fünf Wochentagen abgedeckt sein, erklärt Barth. Sowohl die Schulleitungen der beiden Denkendorfer Schulen wie auch die Gemeindeverwaltung sprechen sich aus pädagogischen und organisatorischen Gründen gegen eine verpflichtende Ganztagsschule aus.
Welches Modell in Denkendorf angeboten wird, entscheidet der Gemeinderat im Sommer. Eine Umfrage unter den Eltern der Jahrgänge, die 2027/28 und 2028/29 eingeschult werden, soll nun den Bedarf ausloten. Die Familien werden gefragt, ob sie eine Ganztagsschule in Wahlform wünschen oder wie bisher eine Halbtagsgrundschule mit ergänzenden, flexiblen Betreuungsbausteinen. Angeboten werden soll die Ganztagsschule an der Ludwig-Uhland-Schule. Sie ist nicht nur zentral gelegen, sondern mit ihren drei Zügen auch die größere Grundschule.
Denkendorf berücksichtigt Einkommen und Kinderzahl
Lediglich die verpflichtende Ganztagsschule würde komplett vom Land finanziert und wäre für die Eltern kostenlos. Bei den beiden anderen Formen müssen Eltern die über die Unterrichtszeit hinausgehende Betreuung wie bisher bezahlen. Hier berücksichtigt Denkendorf das Familieneinkommen und die Kinderzahl. „Rechtsanspruch heißt nicht kostenlos“, betont der Bürgermeister. Da die Elternbeiträge der kommunalen Ganztagsbetreuung nicht kostendeckend sind, muss die Gemeinde einen erheblichen Zuschuss beisteuern. „Wir wollen jedoch nicht nur wirtschaftlich denken, sondern berücksichtigen, was die Familien brauchen“, so Barth. Mit dem sehr flexiblen Modell der derzeit fünf einzelnen Betreuungsbausteine, die individuell zusammengestellt werden können, seien die Eltern bisher sehr zufrieden.
Denkendorf tendiere zum Wahlmodell mit einer Betreuung von sieben Stunden an drei Tagen in der Woche zum Einstieg. Wer mehr Betreuung benötige, kann sich diese über die bestehenden Bausteine der Ganztagsbetreuung buchen. „Damit können Eltern weiterhin frei entscheiden, wie viel Zeit ihr Kind außerhalb der Halbtagsgrundschule an der Schule verbringt“, erklärt Barth. Das biete ihnen nicht nur einen Entscheidungsspielraum, sondern weiterhin Flexibilität.
Mindestens 30 Schüler müssten zusammenkommen, damit die Gemeinde ein detailliertes Konzept für die Ganztagsschule erarbeitet und einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium stellt. „Sonst bleibt alles, wie gehabt“, so Barth.
Räumlich ist die Gemeinde gut aufgestellt
In der Ganztagsbetreuung ist Denkendorf schon bisher gut aufgestellt. Noch fehle es für den geforderten Umfang von 40 Wochenstunden an Angeboten für den Freitagnachmittag, die bisher nicht nachgefragt würden, sagt der Bürgermeister. Um die erweiterten Betreuungszeiten abzudecken, werde es weiteres Personal brauchen – wie viel, hänge vom endgültigen Konzept ab. Dies könnten jedoch auch fachfremde Kräfte sein. Räumlich sei die Gemeinde derzeit gut aufgestellt. Barth ist aber überzeugt, dass der Bedarf an Ganztagsbetreuung weiter steigen wird. Dann brauche es räumliche Erweiterungen.
Zur verlässlichen Betreuung in Schulzeiten kommt die Betreuung in allen Ferien mit Ausnahme von vier Wochen. „Das fordert uns sehr heraus“, sagt Barth. „Denn sobald für ein Kind Bedarf angemeldet wird, muss es betreut werden.“ Bisher wurde zwar Ferienbetreuung angeboten, doch – vor allem mangels Nachfrage – nicht in allen Ferien. Hier denke man an eine interkommunale Zusammenarbeit etwa mit Ostfildern und Neuhausen, denn die Ferienbetreuung müsse nicht am Ort erfolgen.
Wie groß sind die Grundschulen?
Schulen
In Denkendorf gibt es zwei Grundschulen. Die Ludwig-Uhland-Schule ist eine reine Grundschule. In zwölf Klassen werden 255 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Albert-Schweitzer-Schule bietet neben der Grundschule auch eine Realschule an. In die zweizügige Grundschule gehen knapp 130 Kinder. Beide Schulen bieten bereits jetzt Ganztagsbetreuung an.
Anspruch
Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben Grundschüler einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von jeweils acht Stunden an fünf Wochentagen. Begonnen wird mit der Klassenstufe 1. Deshalb ist der Vollausbau erst ab dem Schuljahr 2029/30 erreicht. Außerdem muss eine Betreuung in den Schulferien – mit Ausnahme von vier Ferienwochen – angeboten werden. Für die Umsetzung des Rechtsanspruchs stehen verschiedene mehr oder weniger verbindliche Konzepte zur Wahl.