Am vergangenen Wochenende gingen in Stuttgart viele Menschen auf die Straße, um für Solidarität in Krisenzeiten zu protestieren. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Zufriedenheit der Südwest-Bürger mit der wirtschaftlichen Lage geht deutlich zurück – so das Ergebnis des neuen BWTrend. Stark gestiegen ist im Gegenzug die Sorge um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.

Gas, Strom, Öl – alles ist sehr viel teurer geworden in den letzten Wochen. Viele Betriebe und Unternehmen fürchten um ihre Existenz, viele Bürger um ihr Einkommen und ihren Arbeitsplatz. Diese Krisenlage sorgt wie in anderen Teilen Deutschlands auch in Baden-Württemberg für eine deutliche Verunsicherung bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Nach 63 Prozent im Vorjahr (März 2021) sind aktuell nur noch 48 Prozent zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage im Südwesten. 49 Prozent gelangen momentan zu einem kritischen Urteil. Machte sich vor einem halben Jahr jeder Zweite sehr große beziehungsweise große Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung, sind es aktuell drei Viertel der Wahlberechtigten (74 Prozent).

Das sind Ergebnisse des neuen BWTrend, der landespolitischen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von Stuttgarter Zeitung und SWR.

So ernst die Lage auch im Südwesten eingeschätzt wird, die Sorgen hier sind geringer ausgeprägt als in anderen Teilen Deutschlands. Stellt man die Frage „Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Lage?“ in ganz Deutschland, dann antworten nur zwanzig Prozent mit „gut“ oder „sehr gut“ – das sind 28 Prozentpunkte weniger als in Baden-Württemberg. Bundesweit antworten 80 Prozent mit „weniger gut“ oder „schlecht“.

Maßnahmen der Bundesregierung reichen den Menschen nicht aus

Konjunktursorgen haben bei den Baden-Württembergern derzeit den gleichen Stellenwert wie Sorgen um den Zustand von Umwelt und Klima (72 Prozent). Deutlich gestiegen ist die Sorge um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Fast acht von zehn Baden-Württembergern (78 Prozent; plus 14) machen sich darüber aktuell große oder sehr große Sorgen. Unverändert hoch bleibt im Südwesten die Sorge um Frieden und Sicherheit in Europa, die wie nach Beginn des Ukraine-Krieges acht von zehn Baden Württembergern (81 Prozent) teilen.

Als die derzeit zentrale Belastung nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Verbraucher gelten die hohen Energiepreise. Politisch gefordert ist hierbei in erster Linie die Bundespolitik. Die bisherigen Bemühungen der Bundesregierung zur Entlastung der Bürger können in Baden-Württemberg allerdings nicht überzeugen. Nur jeder Vierte im Bundesland (25 Prozent) ist zufrieden mit den bisherigen Anstrengungen der Berliner Ampel-Koalition, drei Viertel der Baden-Württemberger (73 Prozent) äußern sich dagegen negativ. Positiv urteilen noch am ehesten die SPD-Anhänger im Bundesland. Allerdings halten sich selbst bei ihnen Zuspruch und Kritik (54:46 Prozent) nur etwa die Waage.