In Hamburg gilt die 2G-Regelung. In Baden-Württemberg könnte sie auch bald gelten. Foto: dpa/Axel Heimken

Um den Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen, schließt das Land schärfere Regeln für Menschen, die sich nicht impfen lassen, nicht aus. Wir haben uns umgehört, was die Bürger dazu sagen.

Stuttgart - In Hamburg gilt testweise die 2G-Regel. Und auch in Baden-Württemberg könnte sie bald Realität werden. Wie stehen die Leute hier dazu? Wir haben uns auf der Königstraße in Stuttgart bei den Passanten umgehört. Das Ergebnis: Die wenigsten würden ein solches Szenario begrüßen. Auch wenn manche die Hintergründe durchaus nachvollziehen können: „Die 2G-Regel ist ein schwieriges Thema. Natürlich wäre es schön, wenn sich mehr Menschen impfen lassen würden, aber das ist meiner Ansicht nach eine zu starke Methode,“ so Andreas Kindler. Darüber hinaus würde ein solches Vorgehen seiner Ansicht nach die Demonstrationsbewegungen verstärken. Der Berufspendler aus Ludwigshafen, der in Stuttgart arbeitet, fände es sinnvoller, erst all jene zu impfen, die das möchten: „Meine Tochter ist 16 und wir hatten wirklich Probleme, weil die Hausärzte sie nicht impfen lassen wollten. Ich fände es gut, wenn Jugendliche, die sich impfen lassen möchten, leichter die Chance bekommen würden.“

2G-Regel erhöht nicht die Sicherheit

Zu den noch nicht geimpften Bürgern zählen auch Ebru und Mehmet aus Bad Cannstatt. Das Ehepaar steht dem Thema 2G-Regel kritisch gegenüber: „Die 2G-Regel ist unfair. Ungeimpfte Menschen sollten nicht büßen müssen. Sie sind genauso freie Bürger wie alle anderen“, lautet ihre Meinung. Impfgegner seien die beiden übrigens keinesfalls: „uns fehlt das Vertrauen in den mRNA-Impfstoff“, erklären sie. Dass eine 2G-Regel Vorteile bringen würde, glauben die beiden nicht: „Auch Geimpfte können sich anstecken und das Virus verbreiten. Statt einer 2G-Regel sollte man lieber Geimpfte testen, das wäre sinnvoller,“ so ihr Vorschlag.

Auch Loredana Manco, die in Stuttgart-West wohnt und hier einen Friseursalon betreibt, ist der Meinung, dass die 2G-Regel die Sicherheit nicht erhöhen würde. Als Geschäftsfrau sieht sie das ganze aber auch von der geschäftlichen Seite: „Die Friseure leiden immer noch, weil der Umsatz so runtergegangen ist. Wenn nur Geimpfte und Genesene kommen dürfen, wird es noch schlimmer. Außerdem muss man bedenken, dass sich viele nicht impfen lassen können. Das sollte man auch sehen.“

Versteckte Impfpflicht

Etwas positiver zur 2G-Regel ist da ein 15-jähriger Schüler aus Fellbach eingestellt, der anonym bleiben möchte. Er selbst ist nicht geimpft, findet die 2G-Regel aber gut: „Damit kann die Inzidenz runtergehen. Aber natürlich baut das auch Druck auf. Ich selbst würde meine Impfentscheidung nicht davon abhängig zu machen.“

Wie ihre Impfentscheidung ausfällt, scheint auch bei einer Familie aus der Nähe von Calw noch nicht ganz klar zu sein. Vater Thomas, Mutter Larissa und Tochter Klara gelten derzeit noch als genesen. Die 2G-Regel sehen sie kritisch: „Ich glaube nicht, dass die Inzidenz dadurch geringer wird, denn auch Geimpfte können die Krankheit übertragen“, so Vater Thomas. Für die drei komme die Regel einer indirekten Impfpflicht gleich: „Wir reisen gerne und haben auch noch viele Konzertkarten von vor Corona. Wenn wir also so weiterleben möchten, wie es uns gefällt, sind wir gezwungen uns impfen zu lassen“. Und das sei ein Umstand, den die Familie nicht gutheiße.