Ulrich Voss bewegt viel für das soziale und kulturelle Leben in der Parksiedlung. Foto: Ines Rudel

Nach 40 Jahren zieht Ulrich Voss, der Vorsitzende des Bürgervereins Parksiedlung, die Reißleine. Der erfolgreiche Entertainer möchte im Ehrenamt kein Alleinunterhalter sein. Ende 2027 soll es den Verein nicht mehr geben.

Der Schritt fiel Ulrich Voss nicht leicht. Schweren Herzens hat er sich entschieden, den Bürgerverein in der Parksiedlung zum 31. Dezember 2027 aufzulösen. „Dann wären 40 Jahre seit der Gründung des Vereins vergangen“, sagt Voss. Für die vielen Ideen, die der ehemalige Versicherungsmakler und Musiker hat, fehlt ihm die Unterstützung von Ehrenamtlichen. „Wir werben seit Jahren für unser Projekt, aber der Nachwuchs hat keine Zeit mehr, sich zu engagieren.“

Bei seinen Auftritten in Altenheimen und bei Festen in der ganzen Region ist Voss sehr gefragt. Dabei versteht er es, hunderte von Gästen mit seiner Musik und mit seinen Sprüchen zu begeistern. Beim Bürgerverein aber will der engagierte Senior, der seit 1967 in der Parksiedlung lebt, nicht länger den Alleinunterhalter spielen. Dabei sind die Aufgaben in Ostfilderns kleinstem Stadtteil vielfältig wie eh und je. Angefangen hat der Bürgerverein 1987 mit einer Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Mobile Jugendarbeit einsetzen. „Damals war die Parksiedlung ein sozialer Brennpunkt“, blickt Voss zurück. Die engagierten Menschen machten es möglich, dass sich die Mobile Jugendarbeit etablierte. Ihr Büro ist auch heute noch am Herzog-Philipp-Platz angesiedelt. Es gebe viele junge Leute, die von der Sozialarbeit abgeholt werden müssten, ist er überzeugt. Deshalb ist Voss froh, dass die Stadträte jüngst dafür stimmten, die Stelle für die Mobile Jugendarbeit in Ostfildern aufzuwerten.

„Kein sozialer Brennpunkt mehr“

„Ein sozialer Brennpunkt wie früher ist die Parksiedlung nicht mehr“, ist der Chef des Bürgervereins überzeugt. Dennoch verweist er auf die Schüsse im Februar 2023 in den Geschosswohnungen und auf den Femizid am 24. März 2023 in der Villengegend. In dem Stadtteil mit knapp 3000 Einwohnern sorgt die Quartiersmanagerin Isabell Fischer für ein gutes soziales Miteinander. „Sie hat viel bewegt, damit die Menschen zusammenkommen“, sagt Ulrich Voss.

Der Herzog-Philipp-Platz in der Parksiedlung wird umgestaltet. Foto: Ines Rudel

Zwei Jahre will er den Bürgerverein noch begleiten und die Auflösung abwickeln. Dabei unterstützt ihn Peter Stapelberg, der ehemalige Leiter der Volkshochschule Ostfildern, ebenfalls ein Gründervater des Vereins. Würde sich Voss noch umstimmen lassen, wenn sich Nachwuchs fände, der den Verein weiterführt? „Da habe ich Zweifel“, sagt der Senior. Denn junge Menschen engagierten sich heute viel weniger für die Allgemeinheit als früher. „Vielen bleibt einfach keine Zeit.“ Da müsse man wohl über andere Formate des Engagements nachdenken.

„Es kommt vieles in Bewegung“

Dennoch will Voss die Neuordnung des Herzog-Philipp-Platzes auch weiterhin engagiert begleiten. „Da kommt vieles in Bewegung“, sagt er über die Bürgerbeteiligung der Stadtentwicklungsgesellschaft Ostfildern. Die Ideen, die Bürgerinnen und Bürger für den Platz eingebracht haben, findet er gut. Er selbst will sich auch weiterhin für den Stadtteil engagieren. Ein Schwerpunkt liegt nach seinen Worten bei kulturellen Veranstaltungen. Manfred Onnen und sein bekannter Chor aus der Region Stuttgart war schon oft beim Bürgerverein zu Gast. Und auch Stefan Balle, erster Geiger bei den Stuttgarter Philharmonikern und selbst in der Parksiedlung heimisch, kommt regelmäßig zu Konzerten in den Stadtteil. Seine Tochter Laura ist Klarinettistin und gab dort auf Einladung des Bürgervereins ebenfalls ein Konzert.

Mit seiner unermüdlichen Energie kann Voss ganz unterschiedliche Menschen überzeugen und auch mitreißen. Bei seinen eigenen Auftritten trifft er immer wieder bekannte Menschen wie den Gärtner und Fernsehmoderator Volker Kugel. „Als ich ihn wegen eines Vortrags anfragte, hat er gleich zugesagt.“ Diese Formate möchte Voss weiterführen, wenn auch ab Anfang 2028 nicht mehr unter dem Dach eines Vereins.