Ein Pilotprojekt soll Fachkräftemangel in Kindertagesstätten entgegenwirken. Foto: Ines Rudel Foto:  

15 Frauen, die meisten von ihnen aus der Ukraine, nehmen ab 2026 an einem Pilotprojekt der Stadt Ostfildern teil. Es soll den Einstieg in den Erzieherinnenberuf ermöglichen.

Der Fachkräftemangel trifft die Kinderbetreuung hart. Deshalb legt die Stadt Ostfildern einen Schwerpunkt darauf, neue Lösungen zu finden. Mit einem Pilotprojekt möchte die Stadt nun ab 2026 15 Frauen, die vorwiegend aus der Ukraine kommen, die Chance geben, niederschwellig in den Beruf der Erzieherin einzusteigen. „Es geht darum, den Frauen den Weg in eine verkürzte Ausbildung zu ebnen“, sagte Oberbürgermeister Christof Bolay in der Sitzung des Gemeinderats.

Angesichts langer Wartelisten bei Kindertagesstätten votierte der Gemeinderat im Stadthaus einstimmig für das Pilotprojekt. Frauen aus der Ukraine, die in der Stadt leben, werden dabei nicht nur beim Spracherwerb unterstützt. In den Einrichtungen werden sie an die Praxis herangeführt und mit Grundzügen der Pädagogik vertraut gemacht. Das mache später eine verkürzte Ausbildung möglich. Voraussetzung ist, dass Bewerber einen mittleren Bildungsabschluss haben. 15 Frauen hat die Stadtverwaltung für das Projekt gewonnen, für das Kosten von 66 000 Euro anfallen. Diese Berufsperspektive ermöglicht es den Geflüchteten, in der Stadt zu bleiben und die Ausbildung zu machen. Neben der Arbeit in den Kindertagesstätten steht ein Sprachkurs bei der Volkshochschule auf dem Plan.

Das innovative Projekt fördert nach den Worten von Markus Dinkelacker (Freie Wähler) „Vielfalt und interkulturelle Kompetenz“. Sowohl die Kinder als auch die künftigen Mitarbeiterinnen profitieren aus seiner Sicht von dem Austausch. „Das Pilotprojekt ermöglicht es den Menschen, sich auf die pädagogische Ausbildung vorzubereiten. Großes Potenzial sieht Dinkelacker, der selbst Erzieher ist, in der Zusammenarbeit mehrerer Fachbereiche der Stadt bei der Planung des Projekts. Denn Integration ist da ebenso Thema wie die Gewinnung neuer Fachkräfte für die Einrichtungen.

„Die Eltern in Ostfildern stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Stefanie Sekler-Dengler. Deshalb begrüßt die Fraktionschefin der SPD „innovative Konzepte zur Gewinnung von Fachkräften“. Darauf wirke ihre Fraktion schon seit langem hin. „Dieses Konzept ist ein weiterer Baustein“, sagte Sekler-Dengler. Dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte so auf die Ausbildung vorbereitet werden, findet sie gut. Allerdings müssten alle Beteiligten des Pilotprojekts bereit sein, sich auf die Zusammenarbeit mit Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund einzulassen.

Berufliche Perspektive für Geflüchtete

Das sieht auch Sonja Fleischhacker (CDU) so. Sie findet es wichtig, dass der Fachbereich 2 für Kinder und Jugend und Soziales Miteinander das Projekt begleitet. „Das bedeutet für die Verwaltung Mehrarbeit, aber wir haben so die Chance, 15 neue Fachkräfte zu gewinnen.“

Über den neuen Ansatz in der Personalgewinnung freut sich auch Oliver Werner. Der Fraktionschef der Grünen sieht „große Potenziale bei den Ukrainerinnen, die bereits ihren neuen Lebensmittelpunkt hier in Ostfildern haben.“ Durch eine berufliche Perspektive lassen sich die Menschen aus Werners Sicht besser in die Stadtgesellschaft integrieren. Wie schwierig es für junge Familien in Ostfildern ist, Beruf und Familie in Einklang zu bringen, hört Joachim Werner (FDP) immer wieder im Freundeskreis. Es sei „eine herausfordernde Situation“. Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, birgt aus seiner Sicht auch Risiken. Deshalb begrüßt er das Modell mit den Frauen, die hier leben.