Die Demonstranten wenden sich vor allem gegen Geschäfte, die deutsche Firmen mit Russland machen. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Erneut haben rund tausend Menschen gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert und dabei Firmen attackiert, die weiterhin Geschäfte mit Russland machen.

Es war bereits die vierte Demo, zu der die hiesige ukrainische Community auf den Wilhelmsplatz gerufen hatte – und mehr denn je war der Ernst der Lage in der fernen Heimat zu greifen. In angespannten Gesichtern und erst recht, als sich nach der leidenschaftlich gesungenen Nationalhymne bei vielen die Tränen lösten. Einmal mehr hatten in großer Mehrheit Frauen und Kinder jeglichen Alters zusammengefunden, was zugleich eine große Abwesenheit wie ein Vakuum anschaulich machte: das Fehlen der Männer, die zu Hause ihr geschundenes Land gegen den russischen Angriffs- und Vernichtungskrieg zu verteidigen suchen.

Unterstützung, „egal in welcher Stadt“

So beschwor Roksolana Zhubil zum Auftakt den Zusammenhalt und appellierte, „einander zu unterstützen, egal in welcher Stadt, in welchem Land wir gerade sind“. Kämpferisch fügte sie hinzu: „Wir haben eine eigene Geschichte! Wir sind ein Volk mit sehr vielen Besonderheiten. Wir werden sie verteidigen. Immer! Auch dafür stehen wir hier!“ Dies unterstrich auch Lyuba Smalska: „Wir müssen gesehen werden! Wir müssen auf der Straße zeigen, dass in unserer Heimat Krieg ist!“

„Frieden ist nicht umsonst!“

Die blau-gelben Flaggen im Wind und vielfach um die Schultern gehüllt, ging es auf den Demonstrationszug Richtung Oper, wobei der Zug von drei Parolen beherrscht wurde: „Keine Geschäfte mit Russland! Gas-Embargo jetzt! Stoppt den Krieg!“ Und immer wieder auch „Slava Ukraine!“ und „Save Ukraine“ – „Es lebe die Ukraine!“ und „Rettet die Ukraine!“. Ein häufiges Plakat war auch „Frieden ist nicht umsonst“.

Motivierend für alle Menschen in der Ukraine

Bei der Schlusskundgebung attackierte Tetyana Lytvyn sehr grimmig Firmen, die weiter Handel mit Russland treiben würden. An ihrer Seite hatte sie an diesem Tag Oksana und Olena, zwei aus dem hart umkämpften Charkiw geflohene Cousinen, während die Eltern, Freunde und Verwandte weiter dort ausharren. Die Rednerin beklagte, dass etwa Ritter Sport, Mahle, der Metro-Konzern oder die Bayer AG wie auch Barilla weiter in Russland Geld verdienten. Nicht zu akzeptieren sei, dass Bosch und Mahle „noch immer keine klare Auskunft über ihre aktuellen Russland-Geschäfte geben“. So rief sie über den Platz: „Sie schweigen einfach! Aber Schweigen ist Komplizenschaft!“ Mit starkem Beifall wurde das Danke dafür bedacht, „dass Deutschland endlich schwere Waffen liefert“. Und Dank gab es für alle Demo-Teilnehmer: „So viele Menschen hier! Das ist motivierend für alle, die in der Ukraine wohnen und für die Freiheit kämpfen.“