Live beobachten wie ein U-Boot sich durch enge Straßen zwängt und an Hauswänden vorbei manövriert – klingt nach Science Fiction, ist aber real. Das Technikmuseum Sinsheim/Speyer macht es möglich.
Kritische Blicke, Applaus und Seemannslieder ertönen aus der Menge die sich in der engen Kurve nahe der Stadtkirche in Bad Rappenau versammelt hat. Hunderte Schaulustige haben sich hier eingefunden, um den beeindruckenden Transport der U17, einem ausgemusterten U-Boot der deutschen Marine, mitzuerleben.
Das gigantische Gespann, bestehend aus zwei LKWs und dem Unterwasser-Riesen auf einem Plattformwagen, manövriert sich millimetergenau um die enge 90-Grad-Kurve. Technikbegeisterte und U-Boot-Fans können 24 Stunden im Livestream auf der Website des Museums, auf YouTube oder zeitweise auch auf Instagram und Co. das Geschehen verfolgen. Zu sehen sind verschiedene Blickwinkel: Drohnenaufnahmen, Bodenkameras sowie die Hauptkamera auf dem Turm des U-Boots. So wird das einmalige Spektakel auch für Zuschauern weltweit erlebbar.
Jubeln, Staunen und kommentieren
Während sich das U-Boot wenige Zentimeter an einer Hausecke vorbeischiebt, lehnt sich eine ältere Frau neugierig aus ihrem Fenster. Mit einem erstaunten Kopfnicken, beäugt sie das massive Gefährt, dass langsam und in Millimeterarbeit an ihrem Haus vorbeigleitet.
Von oben betrachtet, zeigen Luftaufnahmen die imposante Größe des 500 Tonnen schweren Gespanns: Das U-Boot, gelagert auf einem Transporter, überragt die umliegenden Häuser und misst an seinem höchsten Punkt etwa 1,5 Haushöhen. In der Gesamtlänge erstreckt sich der Schwertransport über 90 Meter, gemessen an Autos wäre das ein Konvoi mit 20 Fahrzeugen.
Der technisch hochkomplexe Transport zieht dabei nicht nur die Aufmerksamkeit von Technikbegeisterten an, sondern auch die der Einwohner der durchfahrenen Gemeinden. Sie bejubeln, bestaunen und begleiten den Transport teilweise sogar mit schwingenden Fahnen.
Auf der Museumswebsite, kann man die Reise der U 17 zudem mittels Geotracking minutiös verfolgen. Lob heimst das Technikmuseum Sinsheim/Speyer, das dieses Spektakel möglich gemacht hat, auch in den Kommentaren der Live-Streams ein: „Respekt“ und „Absolute Profileistung“ ist dort zu lesen.
In der engen Kurve bei der Stadtkirche in Bad Rappenau scherzen die Livestream-Zuschauer zudem: „Einfach stehen lassen, mache ein Restaurant rein“ oder „Bad Rappenau wird jetzt geflutet, dann kann das U-Boot durchschwimmen.“
Von Speyer nach Sinsheim: Eine Reise über Land und Wasser
Mit speziellen Schwimmprotons und einer eigens zum drehen der U 17 angefertigten Vorrichtung, startete am 30. Juni die letzte Reise des maritimen Oldtimers der Bundeswehr. Ihr Ziel, das Technikmuseum Sinsheim soll am 28. Juli erreicht werden. Bisher sei der Transport komplett im Zeitplan, heißt es.
Aktuell befindet sich das U-Boot auf seiner elften Etappe bei Bad Rappenau. Ein besonderes Highlight gab es auch am vergangenen Sonntag, als „die weltweit erste Drehung eines U-Boots auf einem Tieflader“ vollzogen wurde, teilte das Technikmuseum mit. Ein Meilenstein für alle Beteiligten und die Transportbranche.
Unter dem Motto „Gemeinsam Unmögliches schaffen“ werden außerdem Spenden gesammelt für den rund zwei Millionen Euro teuren Transport.
U-Boot-Partys und moderierte Livestreams
Der Transport des U-Boots wird auch immer wieder für lokale Feierlichkeiten genutzt. Am Dienstag und Mittwoch findet vor dem Rathaus in der Fußgängerzone von Bad Rappenau ein U-Boot Fest statt, mit Musikeinlagen und Vorträgen zur U 17. Seemannslieder von Shanty-Chöre sollen in der Straße erklingen und die Band „Dorfpiraten“ spielt ihren Song „U-Boot Bad Rappenau“.
Besondere und interessante Streckenabschnitte werden im Stream zudem durch einen Moderator begleitet, der auch mit ehemaligen U-Boot-Fahrern spricht. Die Interviews sollen Einblicke in das Leben an Bord und die technische Meisterleistung, die hinter diesem außergewöhnlichen Transport steckt, geben.