Angela Merkel bei ihrem Zapfenstreich: Viele Nutzer auf Twitter waren gerührt. Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Angela Merkel zeigt sich bei der feierlichen Zeremonie zu ihrem Abschied gerührt. Auf Twitter zollten viele der scheidenden Kanzlerin Respekt – kommentierten den Zapfenstreich aber auch gewohnt süffisant.

Berlin - Angela Merkel hat leicht feuchte Augen, als das Stabsmusikkorps der Bundeswehr schmissig „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen spielt - ob das nur an der Kälte des Abends liegt? Die Mundwinkel zucken ein wenig, ganz leicht bewegt die Kanzlerin manchmal den Kopf im Takt des DDR-Erfolgshits der Punk-Ikone hin und her.

Als die Kapelle danach Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ intoniert, sieht es dann doch schon deutlich nach Rührung und etwas Abschiedsschmerz aus beim Großen Zapfenstreich, den die Bundeswehr im Hof des Bendlerblocks in Berlin, für die nach 16 Jahren aus dem Amt scheidende Kanzlerin ausrichtet.

Im Kurznachrichtendienst Twitter zollen viele Nutzer der scheidenden Kanzlerin Respekt – kommentieren den Zapfenstreich aber auch gewohnt süffisant. Ungewollten Ruhm erlangte dabei ein ZDF-Mitarbeiter namens „Wolfgang“, der zeitweise unbemerkt zu hören war.

Der öffentlich-rechtliche Sender entschuldigte für die TV-Panne: „Wolfgang saß im Ü-Wagen und war der ‚Mann auf dem Ohr’ von Bettina Schausten. Dass die Rückfrage der Moderatorin im ZDF zu hören war, bitten wir zu entschuldigen. War natürlich nicht beabsichtigt“, hieß es in einer Erklärung auf dem ZDF-Twitterkanal. Viele Nutzer machten sich einen Spaß draus:

Allgemein sorgte die Zeremonie für große Begeisterung: Die Ursprünge gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Es ist die höchste Würdigung, die die Streitkräfte einer Zivilperson zuteilwerden lassen können. Einige Nutzer können sich neben viel Anerkennung dennoch ein paar Späße nicht verkneifen.

In einer kurzen Rede gedenkt die Kanzlerin gleich zu Beginn jener, „die sich zeitgleich mit all ihrer Kraft der vierten Welle der Pandemie entgegenstemmen“ - Ärzte, Pfleger und Impfteams nennt sie in dem Zusammenhang. Erst am Mittag hatte sie sich zum letzten Mal in ihrer Amtszeit per Video mit den Ministerpräsidenten zusammengeschaltet, um schärfere Maßnahmen gegen Corona zu beschließen.

Ganz persönlich wird Merkel dann, als sie sagt: „Die 16 Jahre als Bundeskanzlerin waren ereignisreiche und oft sehr herausfordernde Jahre. Sie haben mich politisch und menschlich gefordert. Und zugleich haben sie mich immer auch erfüllt.“ Kurz streift sie die großen Krisen ihrer Amtszeit - die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, die Flüchtlingskrise 2015. Und sie wirbt für ihr Credo: Die internationale Zusammenarbeit bei den riesigen Herausforderungen der Zeit, Klimawandel, Flucht, Migration. Die Worte der Kanzlerin berühren viele Nutzer auf Twitter: Große Annerkennung

Auch etliche Politiker und Prominente zollten der Kanzlerin Respekt: Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf Twitter: „Angela Merkel war eine erfolgreiche Kanzlerin. Unermüdlich hat sie sich für unser Land eingesetzt und ist sich in 16 Jahren, in denen sich vieles verändert hat, treu geblieben.“ Er wünschte ihr „Alles Gute“.

„Sie geht, wie sie diesem Land gedient hat. Mit Anstand, Haltung und Zurückhaltung“, so fasst beispielsweise Fußball-Kommentator Frank Buschmann seine Gedanken in Worte. „Ich glaube, wir werden, wie so oft, erst merke(l)n, was wir an dieser Kanzlerin hatten, wenn wir registrieren, dass sie weg ist!“