Bastian Pastewka und Anke Engelke in „Perfekt verpasst“ Foto: Amazon Prime Video/Ben Knabe

Anke Engelke und Bastian Pastewka spielen in „Perfekt verpasst“ zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind, sich aber immer knapp verpassen. Am Donnerstag startet die Serie bei Amazon Prime Video.

Wer Katharine Hepburn und Spencer Tracy, Bud Spencer und Terence Hill, Laurel und Hardy oder Tom und Jerry sagt, muss auch Anke Engelke und Bastian Pastewka sagen. Seit 28 Jahren schon bringen sie immer wieder gemeinsam das deutsche TV-Publikum zum Lachen. Mal bei der „Wochenshow“, mal bei „LOL: Last One Laughing“. Wer die beiden bei Sketchen, Parodien, ulkigen Szenen und auch mal bei Engelkes Gastauftritten in der Serie „Pastewka“ erlebt hat, weiß, dass sie als Screwball-Slapstick-Paar ein Ereignis sind. Denn ihre komödiantischen Talente verdoppeln sich, wenn Pastewka den sentimental-sensiblen, leicht zu verunsichernden Kuschelbären spielt und Engelke die fies-fordernde Besserwisserin mimt, die immer ganz nah dran ist am Nervenzusammenbruch. Die beiden sind das perfekte komische Paar. Und es war allerhöchste Zeit, dass sie das auch in einer eigenen Serie spielen dürfen.

Zwei, die einfach nicht zusammenfinden

Die gute Nachricht: In „Perfekt verpasst“, der ersten fiktionalen Serie von und mit Anke Engelke und Bastian Pastewka, dürfen sie das. Seit Donnerstag, 15. August, sind sie in den acht Dreißigminütern nicht nur in Deutschland, sondern auch in über 240 weiteren Ländern auf der ganzen Welt, gemeinsam als eine Art Liebespaar zu sehen. Die schlechte Nachricht: Das mit dem Gemeinsam stimmt nicht ganz. Denn „Perfekt verpasst“ ist eine romantische Komödie, die alles dafür tut, dass Maria (Engelke) und Ralf (Pastewka) nicht zusammenfinden; eine Serie, die sich der möglichen Lovestory verweigert, obwohl die beiden offensichtlich toll zusammen passen.

Ständig begegnen sich Maria und Ralf fast, verpassen sich aber immer knapp. Mal stehen sie Rücken an Rücken am Fahrstuhl in die Marburger Oberstadt – er fährt nach unten, sie fährt nach oben. Mal rutscht sie mit ihrem Fahrrad auf dem Eis aus, das ihm gerade heruntergefallen ist, oder knallt gegen sein Auto, das er ungeschickt geparkt hat. Mal werden sie fast von einem gemeinsamen Freund verkuppelt. Mal werden beide von dem findigen Käse-Verkäufer in der Fußgängerzone als „Käsetyp 4“ klassifiziert, als „Genießer, der Dinge gerne selbst in die Hand nimmt“. Und vor zehn Jahren haben sie sogar einmal unwissentlich die Hand des anderen gedrückt. Das war, als sie zufällig hintereinander sitzend auf der „Chaos Pendel“ hoch über einem Rummelplatz in Marburg festsaßen, während er seinen Junggesellenabschied feierte und ihr gerade ein Heiratsantrag gemacht wurde, den sie nicht vorhatte anzunehmen: „Können wir nicht weiter ohne Hochzeit Hasenkostüme anziehen?“

Die Verbissene und der Verklemmte

Aus dem Hier und Jetzt betrachtet, wirkt die Erinnerung an die Zeit der schlimmen Frisuren und der Nasenringe wie ein schöner Traum. Maria und Ralf haben sich in ihren unglücklichen Leben häuslich eingerichtet, sind erstarrt in einem Mix aus Frustration, Traurigkeit, Wut und der Ahnung von verpassten Chancen: Maria besitzt einen Buchladen, hadert damit, dass nicht sie, sondern ihre einstige Freundin Johanna den Nonnen-Krimi geschrieben hat, der zum Besteller wurde, und muss sich mit Kunden herumschlagen, die Bücher danach aussuchen, ob die Farbe des Covers zu ihren Kopfkissen passt. Er betreibt ein Sportgeschäft, wird von seiner Frau und seiner jüngsten Tochter verachtet, hinter seiner übertriebenen Freundlichkeit lauert eine große Unsicherheit und eine tiefe Traurigkeit.

Als die Verbissene und der Verklemmte sind Engelke und Pastewka, die die Idee zur Serie hatten und ausführende Produzenten sind, grandios. Wenn sie mit zornigem Eifer ihre Stress-Ball-Ente so lange zusammenquetscht, bis diese nur noch röchelnd quietscht, wenn er von seiner Fitnessuhr ständig aufgeschreckt wird, um sich von ihr sagen zu lassen, was er zu tun und zu lassen hat, verrät das mehr über ihre Figuren, als das lange Dialoge könnten. Ob und wenn ja wie Maria und Ralf dann doch noch zusammenfinden, ob es doch noch eine gemeinsame Love Story gibt, wird hier natürlich nicht verraten. Bei romantischen Komödien darf man allerdings schon auf ein Happy-End hoffen.

Geschichte der verpassten Chancen

Allerdings ist „Perfekt verpasst“ nicht nur was die Story des verhinderten Liebespaars betrifft, eine Geschichte der verpassten Chancen. Denn letztlich ist die Serie keine Engelke-trifft-Pastewka-Komödie, sondern eine Engelke- und eine Pastewka-Komödie: zwei Komödien in einer, die aber weitgehend nebeneinander und unabhängig voneinander stattfinden. Die komische Energie, die freigesetzt wird, wenn Engelke und Pastewka wirklich aufeinandertreffen und sich eben nicht nur ständig verpassen, vermisst man hier leider. Ein bisschen wünscht man sich deshalb, dass die Serie von den beiden nicht als mögliches Liebespaar, sondern als sich zoffendes Ehepaar erzählt hätte. Aber das kann ja noch in Staffel zwei kommen.

Anke Engelke und Bastian Pastewka in „Perfekt verpasst“

Comedy
Anke Engelke (58) und Bastian Pastewka (52) kennen sich schon aus den Zeiten von „Die Wochenshow“ (1996-2000) bei Sat.1, und sind bei vielen Parodien und Sketchen gemeinsam aufgetreten. Pastewka war bei „Weihnachten bei Anke“ und bei „Ladykracher“ zu Gast, Engelke hatte mehrere Gastauftritte in der Serie „Pastewka“.  Außerdem waren sie gemeinsam in den Filmen „Der Wixxer“ (2004) und „Neues vom Wixxer“ (2007) zu sehen.

Serie
Die acht Episoden der Comedyserie „Perfekt verpasst“ sind von Donnerstag, 15. August, an beim Amazon-Streamingdienst Prime Video verfügbar.