Wernaus Dimiter Hommel turnt am Pauschenpferd die beste Übung des Tages. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Gegen den TSV Schmiden feiert die Verbandsliga-Mannschaft einen ungefährdeten Erfolg. Auch die zweite Mannschaft darf jubeln.

WernauDer größte Unterschied zwischen einem Turnwettkampf und einem Handballspiel, das wird schnell deutlich, ist neben der Sportart als solche die Atmosphäre in der Halle. Während beim Handball – je nach Spielverlauf – durchgehend Stimmung von den Zuschauerrängen kommt, herrscht beim Turnen größtenteils Ruhe. Was gut ist, schließlich müssen sich die Sportler voll und ganz auf sich konzentrieren. Applaus brandet erst auf, wenn ein Turner seine Übung erfolgreich zu Ende geturnt hat – dann jedoch umso lauter.

Auch in der Wernauer Neckarsporthalle war dieses Phänomen am vergangenen Samstag zu bestaunen: Dort absolvierten die Verbands- und Bezirksliga-Turner des TSV Wernau ihren ersten Doppelwettkampf der neuen Saison und sorgten durch ihre Leistungen dafür, dass die etwa 200 erschienen Zuschauer ausgesprochen viel zu applaudieren hatten. Vor allem das Verbandsligateam legte nach dem Abstieg aus der Oberliga im Vorjahr einen Saisonstart nach Maß hin und gewann überlegen mit 62:15 Scorepunkten gegen den TSV Schmiden. „Dass der Sieg am Ende so deutlich ausfällt, war nicht zu erwarten. Deshalb sind wir natürlich sehr zufrieden“, sagt der bei den Wernauern fürs Sponsoring und die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Andreas Späth.

Wenige Minuten zuvor ließen die Wernauer Turner am Königsgerät Reck, dem sechsten und gleichzeitig letzten Gerät des Tages, nichts mehr anbrennen. Dimiter Hommel, der laut Trainer Gunter Mayer beste Sechskämpfer des Verbandsligisten, turnte eine von Anfang bis Ende solide Übung, auch die Landung passte perfekt. Von den Rängen ertönten lauter Applaus und Jubelschreie, Mayer und Hommel klatschten sich ab und strahlten über beide Ohren. Bilder, wie man sie bei den Wernauern in der vergangenen Saison nur selten zu sehen bekam. „Da hatten wir extrem starke Gegner“, erklärt Trainer Mayer den Oberliga-Abstieg. „Inzwischen haben wir uns aber wieder gefangen und richten den Blick nach oben.“ Wenngleich er die diesjährigen Gegner – einmal abgesehen von den Schmidenern – noch nicht so richtig einschätzen könne.

Muss er aber auch nicht. Schließlich schaut man beim TSV ohnehin viel lieber auf sich selbst. „Wir wären super glücklich, wenn wir den direkten Wiederaufstieg packen, wenn es aber nicht so sein sollte, geht die Welt auch nicht unter“, stellt Mayer klar und deutet damit an, dass den Wernauern andere Dinge mindestens genauso wichtig sind. Zum Beispiel der eigene Nachwuchs, dem alle derzeit aktiven Turner der ersten und zweiten Männer-Mannschaft entsprungen sind. „Unsere Philosophie ist klar, wir möchten auf Eigengewächse setzen – und holen nur ganz selten mal Turner von außen dazu“, sagt Ralf Robella, und der Leiter der Wernauer Turnschule, die in der Region einen ausgezeichneten Ruf genießt, muss es wissen. „Der Turnsport in Wernau erfreut sich großer Beliebtheit, die Nachfrage bei Jungs und Mädels ist immer noch groß.“ Bezeichnend hierfür sei, dass man in Wernau mehr ein Trainer- als ein Nachwuchsproblem habe. „Klingt etwas lustig, ist aber tatsächlich so“, sagt Robella, der das Treiben in der Neckarsporthalle gespannt verfolgt.

Etwa 800 Mitglieder hat die TSV-Turnabteilung derzeit und ist damit die größte des Vereins. „Wir Turner sind wie eine große Familie, da unterstützt jeder jeden“, sagt Späth. Auch an diesem Samstag wird das deutlich: Während die Großen aus der Verbandsliga den Sieg am Reck klar machen, gibt der Nachwuchs des Bezirksliga-Teams am Boden alles. „Die Jungs dürfen bereits im Alter von 13 Jahren bei den Aktiven mitturnen, wodurch sie schon ganz früh Kür-Erfahrung sammeln können“, sagt Robella und erklärt, weshalb die Doppelwettkämpfe – sowohl bei den Männern als auch den Frauen – so wichtig sein: „Die ersten Mannschaften sind quasi die Zugpferde und geben Anschauungsunterricht für die Jugend.“ Mit Erfolg: Am Ende des Tages durfte auch die Bezirksliga-Mannschaft des TSV einen Sieg bejubeln. Mit 271,00 zu 270,70 Punkten schlug die zweite Mannschaft den VfL Kirchheim III.

Damit die Turner mit den blau-weiß-roten Anzügen auch in Zukunft erfolgreich ihrem Sport nachgehen können, soll in absehbarer Zeit eine reine Gerätehalle im Sportpark Wernau entstehen. Im Rahmen des Zusammenschlusses aller Wernauer Sportvereine wird derzeit über die Umsetzbarkeit diskutiert. „Mit den normalen Hallenmöglichkeiten sind Grenzen gesetzt, da sind gewisse Schwierigkeiten einfach nicht mehr turnbar“, erklärt Robella. Noch weichen die Wernauer, die drei- bis fünfmal wöchentlich trainieren, deshalb einmal pro Woche nach Ostfildern aus. Eine Dauerlösung sei das jedoch nicht. „Eine Halle mit feststehenden Geräten würde schon große Vorteile mit sich bringen und wäre wichtig, um mit der Konkurrenz mithalten zu können“, sagt Robella.

Beim ersten Saisonwettkampf hat das aber auch so ganz gut geklappt.