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Der bei Formel-1-Rennstall Haas gefeuerte russische Pilot Nikita Masepin erwägt rechtliche Schritte und äußert seine Sicht der Dinge. Die Suche nach dem Ersatzmann läuft.

Stuttgart/Sakhir - Es ist nicht leicht, Mitglied des Formel-1-Teams Haas Racing zu sein. Da sind logistische Hürden das kleinste Problem. Die Mannschaft des US-Rennstalls startet verspätet in die Tests in Bahrain. Da es Schwierigkeiten mit dem Transportflugzeug gab, blieb die Ausrüstung länger als geplant in London, sie wurde erst am Dienstag verladen und erreichte Bahrain am Abend, weshalb das Team mit den Testvorbereitungen weit im Rückstand ist. „Die Verzögerung wird unser Programm beeinflussen“, teilte die Truppe mit. Die Konkurrenz hat bereits am Montag begonnen, sich für den letzten Test vor dem Saisonauftakt am 20. März startklar zu machen.

Auf dem Kurs von Sakhir wird Stammpilot Mick Schumacher das Auto bewegen, mit ihm kommt Ersatzfahrer Pietro Fittipaldi am Donnerstag zum Einsatz. Der Brasilianer, Enkel des Ex-Weltmeisters Emerson Fittipaldi, ersetzt den gefeuerten russischen Piloten Nikita Masepin – und damit beginnen die substanziellen Probleme der Hinterbänkler-Mannschaft. Erstens benötigt das Team einen neuen Chefpiloten, zweitens nach der Trennung von Hauptsponsor Uralkali (wo Masepins Vater Dmitri Miteigentümer ist) einen neuen Geldgeber, und drittens steht dem Rennstall ein Rechtsstreit ins Haus.

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Nikita Masepin erwägt rechtliche Schritte gegen seinen Rauswurf. „Es ist gut, sich alle Optionen offen zu halten“, sagte der 23 Jahre alte Russe, stellte aber klar, dass er sich nicht ins Auto klagen möchte: „Ich will nicht an einen Ort zurück, an dem man mich nicht will. Aber natürlich denke ich, dass es nicht fair war.“ Zum Ukraine-Krieg positionierte sich Masepin bei dem Medientermin nicht, wohl aber teilte er gegen seinen ehemaligen Teamkollegen aus. Angeblich hätten ihm die Fahrer George Russell, Valtteri Bottas und Charles Leclerc aufmunternde Nachrichten geschickt. Schumacher nicht. „In Situationen wie diesen zeigt sich dein wahres Ich“, sagte Masepin, der zum Deutschen ein gespaltenes Verhältnis hatte.

Masepin möchte eine Entschädigung für den Rauswurf, auch der geschasste Hauptsponsor Uralkali fordert die „sofortige Rückerstattung der von Haas erhaltenen Beträge“ für diese Saison. Uralkali hat den Rennstall mit rund 40 Millionen Euro pro Saison unterstützt. 2021 hatte Masepin senior dem Team gedroht, den Geldhahn zuzudrehen, falls das Chassis von Schumachers Auto nicht mit dem seines Sohnes getauscht werden sollte.

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Für Uralkali wäre eine Klage gegen Haas die zweite gegen ein Formel-1-Team. 2019 gab es einen Rechtsstreit mit den Insolvenzverwaltern von Force India. Uralkali hatte versucht, den insolventen Rennstall zu erwerben, unterlag aber einem Konsortium um Lance Stroll. Mit Verweis auf einer Benachteiligung zog Dmitri Masepin vor Gericht und verlor. Von Haas Racing kommen bezüglich der neuen Situation beruhigende Worte. Man sei in keiner kritischen Lage ohne die Uralkali-Millionen, ließ das Team schon vor eineinhalb Wochen verlautbaren. Teambesitzer Gene Haas sei fähig und bereit, die im Budget entstandene Lücke zu überbrücken.

Wer den Platz von Masepin als Stammpilot übernehmen wird, ist nicht entschieden. Fittipaldi gilt als Option, es werden zudem Nico Hülkenberg (Ersatzfahrer für Aston Martin), Antonio Giovinazzi (zuvor Alfa Romeo) und Kevin Magnussen (Ex-Pilot von Haas) genannt. Ganz gleich, wer es wird. Vergnügungssteuerpflichtig ist der Job nicht.