Der Drittligist stellt einen Insolvenzantrag. Foto: imago images/BEAUTIFUL SPORTS

Türkgücü München ist zahlungsunfähig. Der Drittligist muss Insolvenzantrag stellen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer chaotischen Saison.

München - Türkgücü München wollte mal die Rangordnung in der bayerischen Landeshauptstadt ändern. FC Bayern, Türkgücü und erst dann der TSV 1860 München. Das war zumindest einmal der Wunsch von Präsident und Investor Hasan Kivran. Die Realität für den ersten Migrantenverein im deutschen Profi-Fußball sieht eineinhalb Jahre nach dem Aufstieg in die 3. Liga so aus: Türkgücü München ist zahlungsunfähig und hat Insolvenzantrag gestellt.

Der finanziell schwer angeschlagene Verein hatte zuletzt nicht alle erforderlichen Nachweise zur Nachlizenzierung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht. Eine Finanzierungslücke tat sich für diese Saison auf. „Nachdem zunächst zugesagte Gesellschaftermittel nicht flossen, wurde der Schritt des Antrages auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens unumgänglich“, schrieb Türkgücü am Montag.

Kivran ist Investor der Münchner. Er hat immer wieder Geld in den Verein gesteckt, wollte zwischenzeitlich seine Anteile an der GmbH aber wieder verkaufen. Kivran äußerte sich zunächst nicht zu den Problemen bei Türkgücü.

Vorläufiger Insolvenzverwalter zur Seite gestellt

„Bis zum Tag der Antragsstellung haben wir alles in unserer Macht Stehende versucht, um diesen Schritt noch abzuwenden“, erklärte Geschäftsführer Max Kothny. „Auch wenn das leider nicht gelungen ist, so gilt es jetzt, die Situation nicht als Ende, sondern als Chance zu sehen. Wir haben nun die Möglichkeit, uns ohne Belastungen aus der Vergangenheit und mithilfe von möglichen neuen, starken Förderern neu auszurichten.“ In welcher Spielklasse ein Neuaufbau erfolgen könne, sei von sportlichen und finanziellen Faktoren abhängig.

Der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA wurde vom Amtsgericht München ein vorläufiger Insolvenzverwalter zur Seite gestellt. Aus sportlicher Sicht wartet auf den Drittligisten nun der Abzug von neun Punkten, der noch in der laufenden Spielzeit greifen würde.

DFB will den Spielbetrieb weiter aufrechterhalten

Wie der DFB erinnerte, lagen beim KFC Uerdingen im vergangenen Jahr zwischen Stellung des Insolvenzantrags und der Entscheidung über den Punktabzug rund drei Wochen. Aktuell ist Türkgücü, das in Andreas Heraf schon seinen dritten Trainer in dieser Spielzeit angestellt hat, mit 21 Zählern Tabellen-18. Nach dem Abzug wäre der Club abgeschlagen Letzter.

„Mit einem langfristigen, stabilen und wirtschaftlich-nachhaltigen Plan wäre aber ein Verbleib oder im Falle eines Abstiegs eine Rückkehr in den Profi-Fußball nicht ausgeschlossen“, schrieb der Verein. Dem DFB zufolge ist es das Ziel, den aktuellen Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.