In Thomas Manns Jahrhundertroman überschneiden sich gerade die Jubiläen. Doch der Stuttgarter Klaus Velten kennt die Welt, die er beschreibt, aus eigener Erfahrung. Sechs Jahre verbrachte er als Kind in dem Sanatorium, das zum Vorbild diente.
Über dem Tisch des sonnendurchfluteten Zimmers hängt eine Ansicht von Davos des Malers Ernst Ludwig Kirchner: Um einen spitzen Kirchturm gruppieren sich in eine wildfarbige Bergwelt hingewürfelte Häuser. Klaus Velten hat zu dem expressionistischen Meister, der in dem Schweizer Ort Zuflucht vor den Dämonen des Krieges und seiner Morphiumsucht gesucht hat, eine besondere Beziehung, auch wenn er eigentlich ein Büchermensch ist. In den prall gefüllten Regalen seiner Wohnung am Rand von Stammheim, wo das gewerbliche Rumoren des Porsche-Einzugsgebiets in der Stille von Streuobstwiesen und Weinbergen verklingt, findet sich ein Querschnitt der jüngeren Literaturgeschichte. Kein Wunder, viele Jahrzehnte war er in verantwortungsvoller Position bei Deutschlands führendem Buchgroßhändler in Stuttgart tätig. Aber das ist eine andere Geschichte.
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