Blick von der Esslinger Straße aus auf eines der Firmengebäude in Plochingen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Abgase testen, Reifen auswuchten, Softwaremeldungen auslesen – dazu nutzen Autowerkstätten Diagnosetechnik. Der Bosch-Geschäftsbereich Automotive Aftermarket stellt sie her. Plochingen ist zentraler Standort für die Entwicklung, Fertigung und das Produktmarketing von Diagnostics Hard- und Software. Hier arbeiten 500 Beschäftigte. Doch bis Ende 2019 sollen bis zu 83 Stellen abgebaut werden.

Von Greta Gramberg

„Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind in Gesprächen, wie die Fixkosten am Standort gesenkt werden können, um konkurrenzfähig zu bleiben“, bestätigt ein Unternehmenssprecher. Ende September habe man sich auf ein Konzept geeinigt. „Wir versuchen auch, an anderen Stellen Fixkosten zu senken“, sagt der Pressereferent. So müssten eventuell weniger als 83 Stellen gestrichen werden. „Die Vereinbarung sieht auch vor, dass bis 2019 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind.“ Der Abbau solle sozialverträglich gestaltet werden, das heißt mit Vorruhestandsregelungen, Vermittlung an andere Standorte und Abfindungen. Keiner müsse gehen, der nicht wolle.
Das Unternehmen betont, der Standort sei nicht unrentabel, doch wenn man sich die Preise auf dem Markt ansehe, merke man, dass das Unternehmen die Fixkosten senken müsse. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinerlei Überlegungen, die die Schließung des Standortes vorsehen. Das ist sicher auch ein Bekenntnis zu Plochingen.“ Zu konkreten Geldsummen, was das Einsparziel angeht, will sich Bosch nicht äußern. Auch Angaben zur Fläche des Geländes und dem Umsatz des Standorts gibt es nicht. Er wurde 1963 gegründet und hat seit einigen Jahren auch ein Trainingszentrum für Werkstattmitarbeiter.

Zehn Millionen sollen eingespart werden

Nach Informationen der IG Metall ist ein Einsparziel von etwa zehn Millionen Euro in Plochingen vorgesehen. Der Abbau soll nicht in der Produktion, sondern in der Entwicklung und Verwaltung stattfinden. Vom Vorgehen des Unternehmens ist die IG Metall Esslingen aber nicht überzeugt. „Man braucht ein Ziel, wohin man in fünf Jahren will, und an dem orientiert man sich“, sagt der zweite Bevollmächtigte Jürgen Groß, der zu Beginn der Verhandlungen den Betriebsrat begleitet hatte. Doch das erkenne er nicht. Aktuell mache die Boschzentrale auf der Schillerhöhe Druck auf alle Geschäftsbereiche. „Bosch steht ja vor ziemlich tief greifenden Veränderungen“, sagt der Gewerkschafter mit Blick auf Elektro-Mobilität und Diesel-Affäre. Auch der Plochinger Standort hänge zu großen Teilen vom Diesel ab. „Die haben strukturell keine einfachen Zeiten vor sich“, meint Groß. Im Moment sei die Auftragslage gut, er sehe aber durchaus, dass der Standort Probleme haben werde.
Doch hält Groß den Abbau von 83 Stellen nach Excel-Tabelle nicht für klug. Konzerne fokussierten sich zu stark darauf, statt sich Prozesse und Produkte anzusehen. Seiner Befürchtung nach sind in fünf Jahren womöglich nicht mehr die richtigen Leute am Standort, um den Herausforderungen des Marktes zu begegnen. Immerhin kann der IG Metaller die Betroffenen beruhigen: „Im Moment ist der Arbeitsmarkt so gut, das ich mir um qualifizierte Entwickler keine Sorgen mache.“
Die Gewerkschaft und der Konzern sind derzeit an mehreren Standorten im Landkreis im Konflikt: Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass bei Bosch Power Tools in Leinfelden 350 von 1770 Stellen zur Disposition stehen. „Die Verhandlungen dort werden bis ins nächste Jahr gehen“, meint Gerhard Wick, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen. Man habe dem Konzern ein eigenes Konzept vorgelegt, das weniger Stellenabbau vorsieht. Nach Ansicht des Arbeitgebers erziele es aber weniger Einsparungen.