Im vergangenen Jahr ging eine Fläche so groß wie die Niederlande verloren. Foto: imago images/ZUMA Wire/Paulo Lopes

Im vergangenen Jahr hat die Zerstörung des weltweiten tropischen Regenwaldes um zwölf Prozent zugenommen. Das geht aus einer neuen Studie der Universität von Maryland hervor.

Berlin - Trotz der globalen Wirtschaftsflaute wegen der Corona-Pandemie hat sich die Zerstörung des tropischen Regenwaldes im vergangenen Jahr weiter beschleunigt. Laut einer am Mittwoch von der Online-Plattform Global Forest Watch veröffentlichten Studie wurde rund um den Globus eine Gesamtfläche von 4,2 Millionen Hektar tropischen Primärwaldes vernichtet. Dies entspricht der Fläche der Niederlande und war eine Zunahme um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Mit Abstand am größten war der Untersuchung zufolge das Ausmaß der Zerstörung von tropischem Regenwald in Brasilien. Dort wurden demnach 1,7 Millionen Hektar solcher Waldgebiete durch Feuer oder Abholzung vernichtet - eine Zunahme um 25 Prozent im Vergleich zu 2019. An zweiter Stelle in dieser Negativbilanz folgt die Demokratische Republik Kongo. Die dort vernichtete Fläche tropischen Primärwalds war der Untersuchung zufolge etwa ein Drittel so groß wie in Brasilien.

Landwirtschaft benötigt mehr Platz

Die Studie basiert auf Satellitendaten. Laut Global Forest Watch wird die Zerstörung der Tropenwälder nach wie vor hauptsächlich von der Landwirtschaft verursacht. Zudem lösten demnach im vergangenen Jahr extreme Hitze und Dürre zahlreiche riesige Brände aus, die zur Vernichtung großer Waldflächen in Brasilien, Australien und Sibirien führten.

Die Expertin Frances Seymour vom World Resources Institute (WRI) bezeichnete das Ausmaß der Zerstörung der Regenwälder als „Klima-Notstand“. Die Plattform Global Forest Watch wird vom WRI betrieben.

Wichtig für das Weltklima

Die tropischen Regenwälder sind für den Schutz des Erdklimas von entscheidender Bedeutung. Die Bäume können Kohlendioxid aufnehmen und speichern. Wenn sie jedoch abbrennen, absterben oder abgeholzt werden, gelangt das Treibhausgas wieder in die Atmosphäre. Laut WRI wurden im vergangenen Jahr durch die Vernichtung dieser Wälder 2,64 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt - das entspricht den Emissionen von 570 Millionen Autos.

In Brasilien hat die Vernichtung des Amazonaswaldes unter dem rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro drastisch zugenommen. Bolsonaro hat die Finanzmittel für Umweltschutzprogramme gekürzt und die Öffnung von Schutzgebieten für Landwirtschaft und Bergbau vorangetrieben. Es sei „herzzerreißend“ zu sehen, wie sich die Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien wieder beschleunigt habe, sagte Seymour. 

Neben dem Amazonasgebiet wurde in Brasilien im vergangenen Jahr auch das Sumpfgebiet Pantanal von gigantischen Bränden heimgesucht. Etwa ein Drittel des Pantanal wurde durch die Flammen zerstört. Wie im Amazonas wurden die gewaltigen Zerstörungen in dem sich bis nach Paraguay und Bolivien erstreckenden Pantanal teilweise durch Rodungen verursacht.