Der rechtsextreme „Schwabenkongress“ ist am Wochenende nicht zustande gekommen. Während in Nürtingen ein Redner von der Polizei an den Stadtrand eskortiert wurde, gab es in Ludwigsburg eine Gegendemonstration.
Seit Wochen waren Stadtverwaltung, Kirchen und linke Gruppen in Ludwigsburg alarmiert. Grund war ein geplantes Vernetzungstreffen der rechtsextremen Gruppe Reconquista 21, das am Samstag in Ludwigsburg hätte stattfinden sollen. Wichtige Persönlichkeiten der Identitären Bewegung wie Paul Klemm von dem in Teilen verbotenen Magazin Compact und der österreichische „Remigration“-Vordenker Martin Sellner sollten als Redner auftreten. Im Laufe des Samstags stellte sich dann heraus, dass der sogenannte Schwabenkongress nicht in Ludwigsburg, sondern in Nürtingen geplant war – das Treffen wurde jedoch verhindert.
Wirt hat Veranstaltung wohl abgesagt
Laut Recherchen dieser Zeitung hat die Polizei wohl erst in den vergangenen Tagen die Pläne der Rechtsextremen offenlegen und verhindern können. Der „Schwabenkongress“ der Reconquista 21 war demnach in einem Sportheim im Nürtinger Stadtgebiet geplant. Erst am Freitagnachmittag soll die Polizei mit dem verantwortlichen Wirt gesprochen haben, der die Veranstaltung daraufhin platzen ließ. Von einer Quelle ist zu hören, dass die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative, die Veranstaltung bei dem Wirt angemeldet haben soll. Ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen will diese Information weder bestätigen noch dementieren.
Bekannt ist zudem, dass die Stadt Nürtingen kurz vor der geplanten Veranstaltung ein Aufenthaltsverbot gegen drei bekannte Personen der rechtsextremen Szene verhängt hat. „Wir haben von der Polizei entsprechende Hinweise bekommen, dass es zur Verbreitung volksverhetzender Inhalte kommen könnte“, sagte Peter Herrle, Leiter des Ordnungsamts Nürtingen. Mindestens eine dieser Personen sei am Samstagmittag im Stadtgebiet angetroffen worden, so die Polizei – es wurde ein Platzverweis ausgesprochen. Ein Video des YouTube-Kanals Compact-TV zeigt, dass Paul Klemm von Einsatzkräften der Polizei bis zur Stadtgrenze begleitet wurde.
600 Leute demonstrieren in Ludwigsburg
Die Nachricht über die von Ludwigsburg nach Nürtingen verschobenen und letztlich verhinderte Aktion erreichte die Menschen, die in Ludwigsburg gegen das Treffen auf die Straße gehen wollten, zu spät. Sie versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Rathausplatz. „600 Leute haben hier demonstriert. Damit sind wir sehr zufrieden“, sagte Nathalie Ziwey, die Vorsitzende der Jusos im Landkreis und Mitorganisatorin der Demo.
Die Gruppe Reconquista 21 ist der Identitären Bewegung zuzuordnen und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung vertreten die Identitären islamfeindliche, rassistische und demokratiefeindliche Positionen. Diese werden popkulturell aufbereitet, um ein junges Publikum zu erreichen. Es bestehen auch enge Verbindungen mit der Jungen Alternative.