Für Jochen Masching (links) und Daniel Brack ist es der letzte EZ-Pokal mit ihren aktuellen Teams. Foto: oh - oh

Die scheidenden Trainer Jochen Masching und Daniel Brack zweifeln nicht an einem ordentlichen Saisonabschluss

EsslingenJochen Masching ist einer, der sich generell sehr gewählt und nahe am Schriftdeutschen ausdrückt. Auf diese Frage aber bricht der Schwabe in ihm durch. Ein langgestrecktes und entschiedenes „Nooii“ kommt vom Trainer des Handball-Württembergligisten SG Hegensberg/Liebersbronn. Es habe sich im Verhältnis zwischen ihm und den Spielern überhaupt nichts geändert, seit er kürzlich erklärt hatte, am Ende der Saison nach vier Jahren bei den Berg-Handballern aufzuhören. „Das würde charakterlich auch nicht zur Mannschaft passen.“ Die gleiche Antwort kommt von Daniel Brack, der sich Anfang Mai nach sechseinhalb Jahren vom Baden-Württembergligisten TV Plochingen verabschiedet.

Die Fälle Plochingen und Brack sowie Hegensberg/Liebersbronn und Masching haben einige Gemeinsamkeiten: Beide Trainer haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der Verein während ihrer Amtszeit deutlich weiterentwickelt hat. Das wird bleiben, unabhängig davon, auf welchen Plätzen genau die Mannschaften die laufende Spielzeit abschließen. „Trotzdem will ich die Saison möglichst erfolgreich beenden“, betont Brack. Im Moment ist der TVP in der vierthöchsten Spielklasse Fünfter. Ähnlich sieht es Masching, wobei bei ihm das Erreichen des Saisonzieles von weitreichenderer Bedeutung ist: Bei Hegensberg/Liebersbronn bewahrheitet sich die Aussage, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg die schwerste ist – die Mannschaft kämpft als momentan Elfter gegen den Abstieg.

„Es war nicht zu früh“

Masching ist jedoch zuversichtlich: „Ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen, wenn wir an die Leistungen der letzten Spiele vor Weihnachten anknüpfen.“ Am Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft wird es nicht liegen, wie es ausgeht. Beide Trainer haben das Gefühl, dass der Schritt richtig ist, etwas zu verändern. Die Überraschung über ihre Ankündigung hielt sich angesichts der langen Zusammenarbeit auch in Grenzen. „Es war nicht zu früh“, sagt Brack. Masching hatte darüber schon vor einem Jahr nachgedacht und kam so während der laufenden Saison schnell zu einem Entschluss. Aber beide haben keine Zweifel daran, dass das Konstrukt bis zum Saisonende funktioniert – und das wohl zurecht. „Wir haben bis jetzt ein sehr gutes Verhältnis. Ich denke, dass das auch bis zum Saisonende so sein wird“, erklärt Brack.

Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide Trainer haben noch kein neues Engagement. Beide sind offen dafür, aber es drängt sie nicht mit allergrößter Macht (sofort) wieder an den Spielfeldrand. „Es ist weniger auf mich zugekommen, als man das erwarten konnte“, sagt Brack über die Frequenz der Anrufe von interessierten Vereinen nach seiner Abschiedsankündigung. „Telefonische Kontakte“ aber gab es. „Es muss nach Plochingen schon eine Steigerung sein“, sagt Brack – der sich aber auch vorstellen kann, erst einmal den Trainer-A-Schein zu machen oder sich durch Hospitationen bei Trainerkollegen weiterzubilden.

Bei Masching sieht die Sache ein bisschen anders aus. „Es müsste schon etwas sein, was mich sehr reizt und überzeugt“, sagt er über die Zeit nach seinem ersten Engagement als Cheftrainer. Masching hat ein zweineinhalb- und ein einjähriges Kind – da ist die Aussicht auf den einen oder anderen Abend oder das eine oder andere freie Wochenende mehr reizvoll. „Aber ich stehe schon gern in der Halle“, sagt Masching, der ebenfalls bereits den einen oder anderen Kontakt zu potenziellen neuen Vereinen hatte.

SG „kurz vor dem Abschluss“

Einen großen Unterschied gibt es jedoch zwischen Hegensberg/Liebersbronn und Plochingen: Während der TVP in Michael Schwöbel schnell einen Nachfolger gefunden hat, ist die Suche bei der SG noch nicht beendet. Laut Abteilungsleiter Jens Hornung sei man mit einem Kandidaten jedoch „kurz vor dem Abschluss“.

Brack betont, er sei bei der Wahl von Schwöbel nicht involviert gewesen, obwohl sich beide aus Ostfildern gut kennen und eine ähnliche Vorstellung von Handball haben. Gleichwohl bewertet er die Verpflichtung positiv. Er stimmt auch nicht der Befürchtung zu, Schwöbel könnte Probleme mit seinen Fußstapfen bekommen oder es schwer haben, die Mannschaft angesichts des Aufwärtstrends der vergangenen Jahre noch weiter zu entwickeln. „Michi ist ein anderer Typ als ich“, sagt Brack. Und fragt: „Warum sollte die Entwicklung nicht so weitergehen, dass Plochingen bereit für die 3. Liga ist?“

Während bei Plochingen und Hegensberg/Liebersbronn ein Wechsel bevorsteht, herrscht bei vielen anderen Vereinen in der Region Kontinuität. Württembergligist TSV Deizisau etwa hat längst mit Trainer Olaf Steinke verlängert, Landesligist TV Reichenbach mit Volker Haiser ebenso. Ein paar Kilometer weiter sucht der TSV Zizishausen in der Baden-Württemberg Oberliga dagegen noch einen Nachfolger für Interimscoach Alen Dimitrijevic, der beim EZ-Pokal sein Debüt an der Seitenlinie der Mannschaft gab und betont, im Sommer in die Jugendabteilung zurückzukehren.

Dass die meisten Vereine so früh in der Saison bereits die Weichen für die kommende Spielzeit stellen, ist ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt hat. Der Hauptgrund dafür ist einfach: In der Region Esslingen ist das Buhlen um Spieler intensiv. Und eine der ersten Fragen, die umworbene Handballer stellen, lautet: „Wer trainiert die Mannschaft?“ Wenn es auf dieser Position eine Veränderung gibt, ist es gut, wenn es so läuft wie bei Hegensberg/Liebersbronn und Plochingen: Es bestehen wenig Zweifel, dass die Saison mit dem scheidenden Coach erfolgreich zu Ende gespielt wird.